GPSP zu Hormonen in den Wechseljahren

Sichern Frauenärzte sich Patientinnen durch Hormonersatztherapie?

Stuttgart - 09.04.2018, 15:00 Uhr

(Foto: Henrik Dolle / stock.adobe.com)

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Nach Ansicht von „Gute Pillen – Schlechte Pillen“ sind die Daten zur Hormonersatztherapie eindeutig: Nur wenige Frauen in den Wechseljahren profitieren von einer Hormonersatztherapie. Warum propagieren frauenärztliche Fachverbände sie dann immer noch, fragt sich „Gute Pillen – Schlechte Pillen“  – und hat hier so seine eigene These.

„Große, gut gemachte klinische Studien belegen, dass bei Frauen in und nach den Wechseljahren die Behandlung mit Östrogen, dem wichtigsten weiblichen Sexualhormon, keinen Langzeitnutzen hat, sondern eher Nachteile“, schreibt „Gute Pillen – Schlechte Pillen“ (GPSP). Die Zeitschrift wurde als Projekt unter anderem von „Der Arzneimittelbrief“ gegründet und versteht sich als kritischer Begleiter des Arzneimittelmarktes. Auch die DAZ geriet bereits ins Kreuzfeuer von GPSP.
In ihrer aktuellen Ausgabe widmet sich GPSP einem ihrer leidenschaftlichsten Themen: der Hormonersatztherapie (HRT = Hormon replacement therapy) bei Frauen in den Wechseljahren.

„Gute Pillen – Schlechte Pillen“ warnt erneut vor Hormonersatztherapie

Auch wenn „Gute Pillen – Schlechte Pillen“ einräumt, die klimakterische Estrogenbehandlung bereits des Öfteren beleuchtet zu haben, sieht sich das kritische GPSP-Team – vornehmlich Ärzte, aber auch Apotheker, Biologen und Gesundheitswissenschaftler – erneut genötigt, einen Appell ob der Gefahren einer HRT los zu werden. Der Grund: Frauenärztliche Fachgesellschaften bemühten sich jüngst verstärkt um „ein Comeback der Hormonbehandlung“, findet „Gute Pillen – Schlechte Pillen“, und meint hier wohl die Deutsche Menopause Gesellschaft e.V. und den Berufsverband der Frauenärzte.

Gesunde Frauen müssen unter HRT weiterhin zum Frauenarzt

GPSP nimmt Anstoß an Aussagen wie: „In einigen Studien wurde deutlich, dass das Risiko für koronare Herzerkrankungen (zum Beispiel Arteriosklerose, Herzinfarkte) und für die Demenzerkrankung Morbus Alzheimer bei gesunden Frauen sinkt, die vor dem 60. Lebensjahr mit dem Hormonersatz beginnen“ – so zu lesen auf der Homepage Frauenärzte im Netz. Drei Sätze später relativieren der Berufsverband der Frauenärzte und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe – diese beiden Verbände stecken hinter Frauenärzte im Netz – zwar diese Aussage mit: Frauen, die bereits einen Herzinfarkt erlitten haben, profitierten hinsichtlich koronarer Herzerkrankungen nicht von einer HRT. Das ist GPSP allerdings zu vage. Der Gesamteindruck ist aus Sicht von „Gute Pillen – Schlechte Pillen“ zu positiv.

Welchen Frauen eine Hormonersatztherapie nutzen kann, lesen Sie hier.

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Der ewige Streit

GPSP hat so seine ganz eigenen Überlegungen angestellt, was die Gynäkologen zu dieser Position motiviert. So müssten eigentlich gesunde Frauen unter einer Hormonersatzbehandlung auch nach dem Klimakterium regelmäßig einmal im Quartal die gynäkologische Praxis aufsuchen, dass der Frauenarzt das Arzneimittel verordnet. Inwiefern dies die Triebfeder der Gynäkologen ist, bleibt spekulativ.


Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Hormonersatztherapie ist nicht gleich Hormonersatztherapie

von Elke Obendorf am 11.04.2018 um 6:58 Uhr

Seit mehreren Jahren beschäftige ich mich intensiv mit der Hormontherapie mit bioidentische Hormonen und ärgere mich sehr oft über Artikel, die ich über die Wechseljahre lese. Immer wieder ist da von Pillen oder Tabletten die Rede, immer wieder wird das Östradiol bemüht! Das erste Hormon, das aber als erstes nicht mehr in ausreichenden Mengen produziert wird, ist das Progesteron, das nachweislich viel Funktionen im Körper unterstützt und nicht nur zur Erhaltung der Schwangerschaft notwendig ist, sondern als Regulator für das wachstumsfördernde Östradiol dient.
Es hat sich leider immer noch nicht herumgesprochen, dass es einen Unterschied der Behandlungsmethoden gibt, dass Hormone sehr gut hautgängig sind und somit ohne First-Pass-Effekt direkt wirken können, ohne chemische Veränderungen, und sehr individuell für den Patienten angepasst, weil die Salben und Gele extra hergestellt werden.
Leider sind oft weder Gynäkologen noch Apotheker mit dieser Methode vertraut. Für den Arzt bedeutet sie, dass er sich länger als 5 Minuten mit seinem Patienten beschäftigen muss und über Blut und Speicheltest den Hormonstatus ermitteln und danach auch lesen können muss.
Wie einfach ist da die Tablette, das Pflaster oder auch die Dosiergele mit Östradiol, die mit einer vorgegebenen Dosis, für alle gleich, keine Arbeit verursachen.
Nachdem Presomen und Co in einer großen Studie so verheerende Folgen für die Frauen verursacht haben, wurden alle Sexualhormone, also die chemischen Verbindungen der Pharmakonzerne und die bioidentischen Hormone in einen Topf geschmissen und seitdem generalisiert verteufelt.
Der Segen der bioidentischen Hormontherapie ist aber nicht von der Hand zu weisen und es wird Zeit, dass sich auch Fachzeitschriften gut recherchiert damit beschäftigen.
Hormonmangel ist eine ernste Bedrohung des Körpers. Die Betroffenen haben starke Einschränkungen der Lebensqualität und werden oft mit den lapidaren Worten " da muss man durch" abgespeist.
Wer würde sich das mit einem Schilddrüsenpatienten erlauben, der ebenfalls zur Behandlung ein bioidentischen Hormon benötigt, dass in hohen Dosen sehr gefährlich werden kann?
Noch ein Bemerkung, Gestagene oder gern auch Progestine genannt sind chemische Verbindungen,die von der Pharmaindustrie entwickelt wurden, siehe Antibabypillen, die nur teilweise progesteronartig wirken und viele sehr negative Nebenwirkungen haben.
Progesteron ist Progesteron!!!
Immer und immer wieder wird das verwechselt und falsch in Fachartikeln verwendet.

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Hormonersatz

von karin Rentsch am 10.04.2018 um 17:09 Uhr

Also, ich habe es zusammen mit meiner Frauenärztin ein Jahr lang versucht , ohne Hormon - Ersatz auszukommen. Es ging leider gar nicht.Es waren schlimme Nächte. Bin zigmal aufgewacht,hm hätte schreckliche Hitzewallung und Schlafstörungen waren ständige Begleiter. So geht es schon seit 15 Jahren.Es hört nicht auf.
Werde die Hormone wohl bis zum Lebensende nehmen müssen. Übrigens meine Frauenärztin ist sehr gewissenhaft.
Herzliche Grüsse.

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Artikel zur Hormontherapie in Gute Pillen - Schlechte Pillen

von Dr. Elke Brüser am 10.04.2018 um 10:24 Uhr

Wer sich selbst ein Bild machen will, kommt hier zur zugrundliegenden GPSP-Meldung für die Presse
http://gutepillen-schlechtepillen.de/pressemitteilung/hormontherapie-und-wechseljahre/
Und hier geht's zum kostenpflichtigen GPSP-Artikel.
http://gutepillen-schlechtepillen.de/meldungen/hormontherapie-und-wechseljahre/

Elke Brüser (GPSP-Team)

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