TV-Satire

Kalkofe lacht über Spahn und Versandapotheken

Berlin - 09.04.2018, 12:50 Uhr

Kabarettist Oliver
Kalkofe nimmt Jens Spahns Beziehungen zu Versandapotheken aufs Korn. (Screenshot: NDR - Extra 3)

Kabarettist Oliver Kalkofe nimmt Jens Spahns Beziehungen zu Versandapotheken aufs Korn. (Screenshot: NDR - Extra 3)


Wie wahr ist Kalkofes Satire?

Dass Kalkofe mit diesen Äußerungen auf Spahns und Müllers gemeinsame Agentur anspielt, ist naheliegend. Allerdings entsprechen die Aussagen des Satirikers hierbei nur bedingt der Wahrheit. Denn erstens ist zumindest in der medialen Öffentlichkeit nie etwas über den Kundestamm von Spahns Agentur bekannt gewesen. Im „Focus“ war damals von „Klienten aus dem Medizin- und Pharmasektor“ die Rede. Dass sich der neue Bundesgesundheitsminister von Versandapotheken hat bezahlen lassen, ist nicht bekannt.

Nur ein Liberalisierungsantrag im Bundestag

Zweitens ist auch die Aussage, dass Spahn sich im Bundestag für die Liberalisierung des Apothekenmarktes einsetzte, nur begrenzt wahr. Jens Spahn zog 2002 erstmals in den Bundestag ein. Zur Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes hat es im Bundestag seitdem einen einzigen Antrag gegeben, der aus der Fraktion der Grünen um die damalige Gesundheitspolitikerin Biggi Bender kam.

2006: Kabinettsbeschluss zu Höchstpreisen

2006 hat es dann allerdings einen Kabinettsbeschluss gegeben, der zumindest die Rx-Preisbindung teil-liberalisiert hätte. Im GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz wollte die Bundesregierung damals eine Höchstpreisregelung einführen, so wie sie heute von DocMorris und den deutschen Versendern gefordert wird. Spahn war damals stellvertretender Vorsitzender der AG Gesundheit der Unionsfraktion. Inwiefern der heutige Minister damals an dieser Höchstpreis-Regelung, die im parlamentarischen Verfahren wieder herausgenommen wurde, mitwirkte, ist ebenso völlig unklar.

Insbesondere in seinen Anfangsjahren wollte Spahn liberalisieren

Was zutrifft, ist aber, dass Spahn sich zumindest in seinen Anfangsjahren im Bundestag des Öfteren in den Medien für eine Liberalisierung aussprach. 2004 erklärte in einem Magazin der Kammer Westfalen-Lippe zum Beispiel: „Die Diskussion um den Fremdbesitz wird regelmäßig befördert von allerhöchster Stelle, vom Kanzler nämlich. Ich bin kein Freund dieser Gedankenspiele, denke aber, dass das Verbot früher oder später fallen wird.“ Und was die Aufhebung der Rx-Preisbindung betrifft, sagte Spahn damals: „Weil mit Blick auf die preislich flexibleren ausländischen Versender wegen der starren Arzneimittelpreisverordnung und den Festpreisen zu Recht eine Inländerdiskriminierung beklagt wird, bin ich sehr offen dafür, über andere Lösungen nachzudenken.“

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Bedingt wahr ist Kalkofes Liberalisierungs-These vielleicht auch mit Blick auf die Entscheidung des Bundestages, den Versandhandel zu erlauben (2004). Damals stimmten SPD, Union und Grüne gemeinsam für eine große Gesundheitsreform, die auch den Versandhandels-Passus enthielt. Die FDP stimmte damals gegen eine Marktöffnung für den Versandhandel.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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