Heuschnupfen und Asthma

Allergien nehmen im Lebensverlauf eher zu 

Stuttgart - 05.04.2018, 09:10 Uhr

Wie entwickeln sich allergische Erkrankungen im weiteren Lebensverlauf von Kindern? Auch das hat die KiGGS-Studie des RKI untersucht. (Foto: Miroslav Beneda / stock.adobe.com) 

Wie entwickeln sich allergische Erkrankungen im weiteren Lebensverlauf von Kindern? Auch das hat die KiGGS-Studie des RKI untersucht. (Foto: Miroslav Beneda / stock.adobe.com) 


Kinder erhalten spezifische Immuntherapie mittlerweile häufiger

Zum Zeitpunkt der Basiserhebung erhielten 24,3 Prozent der älteren Kinder und Jugendlichen (elf bis 17 Jahre) eine SIT (spezifische Immuntherapie). Mittlerweile werden 30,1 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit ärztlicher Heuschnupfen- oder Neurodermitis-Diagnose, nach einem positiven Allergietest, mit einer SIT behandelt. „Die Zunahme an durchgeführten spezifischen Immuntherapien als einzig kausale Therapie bei älteren Kindern mit Heuschnupfen- oder Neurodermitiserkrankung ist positiv zu bewerten“, schreibt das RKI im Fazit. Auch die Leitlinie zur spezifischen Immuntherapie bei allergischen Erkrankungen empfiehlt zur Reduktion von Neusensibilisierungen und zur Verminderung des Asthmarisikos einen frühen Therapiebeginn im Kindes- und Jugendalter. 

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Viel mehr Sensibilisierungen neu entwickelt als zurückgebildet

Der Nachweis allergischer Sensibilisierungen hat allein noch keinen Krankheitswert, deutet aber auf ein erhöhtes Risiko für allergische Erkrankungen hin. In der epidemiologischen Allergieforschung stellt man sich die Frage, inwieweit Sensibilisierungen im Lebensverlauf bestehen bleiben, neu entstehen oder auch zurückgehen. Von besonderem Interesse sind dabei Inhalationsallergene, die Heuschnupfen und Asthma bronchiale begünstigen. Die Datenlage dazu, wie wahrscheinlich die Transition einer Sensibilisierung in eine manifeste allergische Erkrankung ist, ist begrenzt.

Die KiGGS-Studie liefert nun neue Daten: Basierend auf Messungen spezifischer IgE-Antikörper gegen eine Allergenmischung (SX1), wurden Übergangswahrscheinlichkeiten von Nicht-Sensibilisierung zu Sensibilisierung und umgekehrt berechnet. Dazu wurden die Daten der Basiserhebung mit den neuen Daten verglichen: 2041 Mädchen und 2143 Jungen wurden untersucht – sie waren zum Zeitpunkt der ersten Messung drei Jahre und älter. Die Allergenmischung (SX1) enthielt dabei die acht häufigen Inhalationsallergene von Lieschgras, Roggen, Birke, Beifuss, Katze, Hund, Hausstaubmilbe und dem Schimmelpilz Cladosporium herbarum

„Senioren können keine Allergien bekommen…“ Falsch!

Am 14. März postete die Deutsche Atemwegsliga e.V. auf Facebook einen Artikel der Stuttgarter Zeitung: „Alter schützt vor Heuschnupfen nicht.“ Darin kommt der Allergologe Torsten Zuberbier von der Charité in Berlin zu Wort, er leitet auch die Europäische Stiftung für Allergieforschung: „Die Allergien an sich verschwinden nicht, sondern die Symptome bessern sich oft nach der Pubertät.“ Im mittleren Erwachsenenalter können allergischer Schnupfen, Asthma oder Neurodermitis dann wieder verstärkt auftreten. „Immer mehr Menschen auch jenseits des 70. Lebensjahres stellen sich in unserer Ambulanz mit neu entdeckten Atemwegsallergien vor“, schildert Zuberbier.

Bei Basiserhebung waren 30 Prozent der Mädchen und 39 Prozent der Jungen ab drei Jahren gegen mindestens eines von den acht genannten Inhalationsallergenen sensibilisiert. 89 Prozent der Mädchen und 95 Prozent der Jungen bleiben auch nach zehn Jahren sensibilisiert. Bei elf Prozent der Mädchen und bei sechs Prozent der Jungen war die frühe Sensibilisierung in der neuen Auswertung nicht mehr nachweisbar.

Allergie-News der vergangenen Monate

Kinder, die bei der Basiserhebung noch keine Sensibilisierung vorwiesen, entwickelten mit einer Übergangswahrscheinlichkeit von 21 Prozent (Mädchen) und 29 Prozent (Jungen) eine neue Sensibilisierung. Das Fazit der KiGGS-Studie lautet: „Im Lebensverlauf haben sich viel mehr SX1- Sensibilisierungen entwickelt als zurückgebildet.“ Bezüglich der Häufigkeit IgE-vermittelter allergischer Erkrankungen, spiegelten sich damit die charakteristischen Unterschiede nach Geschlecht und Alter wider. Zudem untermauerten die Ergebnisse die Notwendigkeit, die Ursachen weiter zu erforschen.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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