Marihuana-Freigabe

Bundestag debattiert über Cannabis-Verbot

Berlin - 23.02.2018, 07:00 Uhr

FDP, Linke und Grüne sind sich einig, dass die bisherige Verbotspolitik zu Cannabis gescheitert ist. Die drei Oppositionsparteien haben allerdings unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie eine mögliche Cannabis-Freigabe aussehen könnte. (Bild: Imago)

FDP, Linke und Grüne sind sich einig, dass die bisherige Verbotspolitik zu Cannabis gescheitert ist. Die drei Oppositionsparteien haben allerdings unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie eine mögliche Cannabis-Freigabe aussehen könnte. (Bild: Imago)


Nachdem in der Vergangenheit mehrere Anträge zur Freigabe von Cannabis gescheitert sind, stand die Hanfpflanze am vergangenen Donnerstag erneut auf der Sitzungsagenda des Bundestags. FDP, Grüne und Linke haben dazu jeweils Anträge eingebracht. Die SPD zeigte sich gegenüber einer kontrollierten Abgabe grundsätzlich offen, während Union und AfD klar ablehnend reagierten. Die Anträge der drei Oppositionsfraktionen wurden in die Ausschüsse verwiesen.

Am gestrigen Donnerstagabend diskutierte der Bundestag über die drei Anträge der Oppositionsfraktionen FDP, Linke und Grüne, in denen neue Wege im rechtlichen Umgang mit Cannabis vorgeschlagen werden. Während sich die SPD grundsätzlich offen zeigte, in der Drogenpolitik neue Wege zu gehen, erhielten die Vorschläge von heftigen Gegenwind von Union und AfD.

Alle drei Vorlagen wurden nach einer ersten Debatte zur weiteren Beratung in die Ausschüsse überwiesen. Die Liberalen, Linken und Grünen sind sich einig, dass die bisherige Verbotspolitik gescheitert ist. Wie eine mögliche Cannabis-Freigabe aussehen könnte, dazu haben die drei Fraktionen allerdings unterschiedliche Vorstellungen.

FDP: wissenschaftliche Cannabis-Modellprojekte

Die FDP-Bundestagsfraktion schlägt in ihrem Antrag vor, wissenschaftlich begleitete Modellprojekte zu ermöglichen. Wieland Schinnenburg, der drogenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, stellte in seiner Rede auf der Bundestagssitzung klar heraus, dass es den Liberalen in ihrem Antrag nicht um eine generelle Legalisierung ginge, bei der Cannabis im Supermarktregal erhältlich sei. „Wir wollen, dass Cannabis in Apotheken oder lizenzierten Geschäften abgegeben wird", erklärte Schinnenburg.

Neue Wege in der Suchtprävention sollen nach Auffassung der Liberalen auf wissenschaftlichen Grundlagen beruhen, die aus Modellprojekten gewonnen und ausgewertet werden sollen. Die FDP-Bundestagsfraktion erhofft sich von den möglichen Modellprojekten zudem erhebliche Steuereinnahmen, die in Suchtprävention und Aufklärung investiert werden könnten.  

Grüne: Konsum durch Cannabiskontrollgesetz regeln

Für die Grünen-Bundestagsfraktion sind die „Testballons“ der FDP in Form von Modellprojekten noch keine nachhaltige Lösung. Sie schlagen vor, Cannabis aus den strafrechtlichen Regelungen des Betäubungsmittelgesetzes herauszunehmen. Als Lösungsvorschlag für den rechtlichen Umgang mit Cannabis haben die Grünen ein umfangreich ausgearbeitetes Cannabiskontrollgesetz entworfen.  

Die drogenpolitische Sprecherin der Grünen, Dr. Kirsten Kappert-Gonther, erklärte im Vorfeld der Bundestagsdebatte gegenüber DAZ.online: „Wir legen damit ein umfassendes Regulierungsmodell für Handel, Verkauf und Besitz von Cannabis vor. Die FDP fordert in einem Schmalspurantrag lediglich Modellprojekte. Das bringt den meisten der 3,1 Millionen Konsumentinnen und Konsumenten gar nichts. Das grüne Gesetz verbessert den Gesundheitsschutz durch Qualitätsstandards und Deklaration der Wirkstoffe. Es sorgt für echten Jugendschutz durch Alterskontrollen. Auf dem Schwarzmarkt fragt niemand nach dem Ausweis und dieser Schwarzmarkt würde durch einzelne Modellprojekte nicht versiegen. Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD würde auch für die Drogenpolitik vier weitere Jahre Stillstand bedeuten." 

Wie DAZ.online bereits berichtete, schweben den Grünen als Cannabis-Abgabestelle spezialisierte Fachgeschäfte und nicht die Apotheken vor.

Linke: 15 Gramm Cannabis sollen straffrei sein

Auch die Linksfraktion arbeitet  gemäß der Auskunft des drogenpolitischen Sprechers der Linken, Niema Movassat, derzeit an einem Gesetzesentwurf. Für die Bundestagsdebatte hat die Linksfraktion zunächst einen Antrag eingereicht, der eine bundeseinheitliche Straffreiheit für den Besitz geringfügiger Cannabismengen vorsieht. Konkret heißt es in dem Antrag, dass der Besitz von bis zu 15 Gramm Cannabis oder drei Hanfpflanzen zum Eigenbedarf von der Straffverfolgung ausgenommen sein sollten. Darüber hinaus wird in dem Antrag gefordert, die Möglichkeit einer kontrollierten Hanf-Abgabe über Cannabis-Clubs zu prüfen.

Niema Mossavat arbeitete in seinem Wortbeitrag am Donnerstag klar heraus, dass die Verhältnismäßigkeit der Strafverfolgung bei Cannabis in eine Schieflage geraten sei. „Polizei und Justiz haben wichtigeres zu tun als ein paar Cannabis-Konsumenten zu verfolgen", erklärte der Linken-Abgeordnete. Zudem sei bisher kein einziger Todesfall durch Cannabis in der Bundesrepublik bekannt.

Ablehnende Haltung der Union

Die Union war von den Ideen der drei Oppositionsparteien überhaupt nicht überzeugt. Der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger bezog sich in der Diskussion selektiv auf die negativen Ergebnisse einer umfangreichen Literaturauswertung (CaPRiS Studie), welche das Bundesgesundheitsministerium vor kurzem veröffentlicht hatte. Dabei wies er vor allem auf die psychischen Auswirkungen der Droge, insbesondere auf die Kognition hin. „Intensiver Cannabiskonsum macht einfach dumm", fasste Pilsinger seine Einschätzung zusammen. Auch die Unions-Abgeordneten Alexander Kraus und Rudolf Henke stimmten des Ausführungen Pilsingers in ihren Wortbeiträgen zu.

AfD: „Öffnen Sie nicht Pandoras Büchse"

Für den gesundheitspolitischen Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Dr. Axel Gehrke, wären jegliche Lockerungen der Cannabisprohibition für den Gesundheitsschutz kontraproduktiv. „Öffnen Sie nicht Pandoras Büchse", warnte Gehrke. Den wissenschaftlichen Argumentationen der vorgetragenen Anträge entgegnete er: „Lassen Sie sich nicht durch beweisende Studien beirren."

Aus seiner Sicht sei Cannabis nach wie vor gesundheitsschädlich. Daran würden auch strenge Regulierungen im Rahmen einer kontrollierten Abgabe nichts ändern. Die Frage des FDP-Abgeordneten Dr. Lukas Köhler, ob es seiner Meinung nach nicht konsequent wäre, auch Alkohol und Tabak zu verbieten, bejahte Gehrke. „Und wir haben auch keinen Grund, eine dritte Droge zuzulassen", bekräftigte der AfD-Abgeordnete.

SPD zeigte sich offen für kontrollierte Cannabis-Abgabe

Die Haltung der SDP-Bundestagsfraktion war bisher noch unklar. Am vergangenen Donnerstagabend zeigte sich die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Sabine Dittmar, grundsätzlich offen für kontrollierte Modellprojekte. Aus ihrer Sicht führe eine kontrollierte Freigabe zur Zurückdrängung des Schwarzmarktes und einer Entkriminalisierung von Konsumenten. Eine kontrollierte Cannabis-Abgabe könnte ihrer Meinung nach Gesundheitsrisiken durch verunreinigte Schwarzmarktprodukte reduzieren und zu einem effektiven Jugendschutz beitragen.

Die SPD-Genossen auf Landesebene in Berlin hatten sich mehreren Medienberichten zufolge ebenfalls mit dem Thema auseinandergesetzt. So erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der Berliner SPD-Fraktion, Thomas Isenberg gegenüber der Berliner Zeitung: „Wenn Cannabis kontrolliert in Apotheken oder an Verkaufsstellen abgegeben würde, wüssten die Menschen beispielsweise, was enthalten sei. Bei einem kontrollierten Verkauf sei auch eine Beratung möglich."



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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8 Kommentare

Ist mir egal dass der Artikel 1 Jahr alt ist

von Irgend Jemand am 19.03.2019 um 12:43 Uhr

Der Pilsschwinger hat seine %&€@s Hausaufgaben bis heute nicht gemacht!
Ja von kiffen wird man dumm, allerdings sind alle beeinträchtigungen der kognitiven Funktionen von Cannabis bereits nach 72 Std abstinenz bereits wieder aufgehoben.
Die Quelle dafür?
Das Expertenkomitee für Drogenabhängigkeit der WHO
https://www.who.int/medicines/access/controlled-substances/CannabisplantPeerReview1.pdf?ua=1

Dieser grobe Unfug der Konservativen zu dem Thema macht mich langsam echt zornig.

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1000 Tote/Woche

von Stevan Menicanin am 27.02.2018 um 8:59 Uhr

Alexander Krauß CDU/CSU behauptet!
Tausend Opiattote jede Woche in den USA, als Folge der Legalisierung von Cannabis.
Des weiteren verharmlost er die Steckmittel in seiner Rede am 22. Feb. Im Bundestag und behauptet im Gegenzug dass das Cannabis gefährlicher sei...

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AW: 1000 Tote/Woche

von hexenluder72 am 01.03.2018 um 12:08 Uhr

Der Spinnt,von Cannabis ist keine Tote bekannt,von Alk Nikotin und von den harten Drogen ja.

Apotheker

von Mike Brenner am 24.02.2018 um 17:10 Uhr

Liebe Apotheker, warum spielt ihr eure Macht nicht aus und krallt euch diesen Brocken? Drei Millionen oder mehr NEUKUNDEN die fast jeden Preis dafür zahlen. Holt euch dieses Geschäft, bevor es andere tun!!!!

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Kiffen wozu ?

von wer braucht das am 24.02.2018 um 15:03 Uhr

wozu soll das gut sein wenn wir uns zusätzlich zu Alkohol noch mit weiteren Drogen vollkiffen ? Anstatt den durchschnittlichen IQ der Bevölkerung weiter zu drücken sollte man lieber den Zugang zu Alkohol erschweren, zB durch drastische Steuern wie in den Skandinavischen Ländern. Wer braucht zusätzlich zu den vollgesoffenen Typen in den Bahnhöfen jetzt auch noch vollgekiffte ?

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AW: Kiffen wozu

von Joe am 12.06.2018 um 17:23 Uhr

Cannabis gilt wie Alkohol und Nikotin zwar als Genussmittel, bringt aber auch positive Eigenschaften in der Medizin mit sich. Es bietet beispielsweise eine natürliche Alternative für Schmerzpatienten, Chemotherapien und Nervenkrankheiten. Gewisse Cannabinoide in der Pflanze können gezielt gefiltert und je nach Therapie eingesetzt werden. Ständiges Boykott bringt die Forschung über dieses Thema jedoch nicht weiter.

Bundestag debattiert über Cannabisfreigabe

von Cannabis ist harmlos am 23.02.2018 um 16:56 Uhr

Das wurde allerhöchste Zeit das dieses Thema endlich mal kontrovers diskutiert wird. Die ideologischen Scheuklappen wie sie die AfDler oder CDU/CSUler tragen zeigen doch eindeutig wie Realitätsfern deren Politik ist. Melanie Huml, Marlene Mortler, Dorothee Bär gar Ilse Aigner allesamt Hofschranzen der Alkohollobby die durch die drohende Legalisierung von Cannabis doch lediglich den finanziellen Verlust der eigenen Brauereien befürchten.

Sollen sich die Bayern doch endlich von Deutschland unabhängig erklären, wer braucht diese Hinterwäldler denn schon.

Gebt endlich Cannabis an Erwachsene ab 21 Jahren mit Personalausweiskontrolle vor den lizensierten Geschäften wie in Colorado frei. Dann verfolgt man nur noch die Dealer die an Jugendliche verkaufen und die Welt wird eine bessere sein!

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AW: Bundestag debattiert über

von Sidney am 23.02.2018 um 22:29 Uhr

Du Held!, der normale Kiffer in Bayern ist doch am meisten gestraft. Hier wirst du schlimmer behandelt, als ein Schwerverbrecher

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