Jahreszahlen Zur Rose

DocMorris steigert Rx-Umsatz um 10,2 Prozent

Berlin - 24.01.2018, 10:40 Uhr

In Deutschland konnte der Zur Rose-Konzern mit DocMorris seinen Umsatz deutlich steigern, erstmals seit langem wuchs DocMorris im Rx-Bereich zweistellig. (Foto: DocMorris)

In Deutschland konnte der Zur Rose-Konzern mit DocMorris seinen Umsatz deutlich steigern, erstmals seit langem wuchs DocMorris im Rx-Bereich zweistellig. (Foto: DocMorris)


Die niederländische Versandapotheke konnte im vergangenen Jahr nicht nur im OTC-Bereich zweistellig wachsen, sondern auch bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Einer Mitteilung der DocMorris-Mutter Zur Rose zufolge wuchsen die Niederländer im Rx-Bereich um 10,2 Prozent, im vierten Quartal sogar um knapp 12 Prozent. Zur Rose macht dafür die Marketingkampagne des Konzerns verantwortlich.

Seit dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung sind der Schweizer Pharmahandelskonzern und sein Tochterunternehmen DocMorris auf Kampfmodus. In mehreren Wellen wurden seitdem PR-Kampagnen lanciert, die allesamt eines zum Ziel haben: Möglichst viele Kunden mit Rezepten auf Rx-Arzneimittel in den Versandhandel zu locken. Und siehe da: Das Konzept scheint zu funktionieren. Denn Laut einer Zur Rose-Mitteilung konnte der Konzern mit DocMorris in Deutschland „dank verstärkter Marketingaktivitäten“ um 15,8 Prozent beim Umsatz wachsen.

Zur Rose informiert auch über die einzelnen Segmente: Demnach erhöhte sich der Rx-Umsatz im letzten Quartal des vergangenen Jahres um 11,8 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr sogar um 10,2 Prozent. Somit hat DocMorris seinen Wachstumskurs nach dem EuGH-Urteil weiter ausgebaut. Bereits im ersten Quartal 2017, also wenige Monate nach dem EuGH-Urteil, hatten die Niederländer mitgeteilt, dass sie ihren Rx-Umsatz erstmals seit 2012 wieder steigern konnten. Zur Rose erklärt sich diese Steigerung auch damit, dass viele OTC-Kunden wegen der PR-Aktivitäten nun auch Rezepte nach Heerlen schicken. Wörtlich heißt es in der Mitteilung: „Der Konversionseffekt von Kunden rezeptfreier Arzneimittel zu Rx-Kunden als Ergebnis der Marketingkampagne ist weiterhin ein zusätzlicher Treiber des Rx-Geschäftes.“

Insgesamt machte Zur Rose hierzulande einen Umsatz von rund 483 Millionen Schweizer Franken, was etwa 409 Millionen Euro entspricht. Von den 483 Millionen umgesetzten Franken entfielen knapp 267 Millionen auf den Rx-Markt. Rund 55 Prozent des Gesamtumsatzes fallen bei DocMorris also auf das Rx-Geschäft. Mit OTC setzten die Niederländer hierzulande demnach knapp 145 Millionen Franken um, der Rest des Umsatzes entfiel auf die Kategorie „andere“.

Aber auch im OTC-Bereich geht es weiter bergauf für DocMorris: Laut Zur Rose konnte das Unternehmen in Deutschland im vergangenen Jahr ein OTC-Umsatzplus von 38,7 Prozent einfahren. Das Marktforschungsunternehmen Insight Health hatte zuletzt die Jahreszahlen für den ganzen OTC-Markt veröffentlicht. Demnach konnte 2017 nicht nur DocMorris kräftig zulegen, sondern der gesamte Versandhandelsmarkt. Während die Absatzzahlen der Vor-Ort-Apotheken im OTC-Bereich sogar rückläufig waren, konnten sich die Versender in fast allen Bereichen zweistellig steigern.

Gesundheitspolitiker warnten vor DocMorris-Wachstum

Auch in der Schweiz steigerte Zur Rose den Umsatz, dort aber „nur“ um 6,3 Prozent. Das deutlichste Plus erzielte der Konzern dabei im Retailbereich. Im vierten Quartal setzte man hier 15,5 Prozent mehr um. Grund dafür sind laut Zur Rose auch die neuen Shop-in-Shop-Apotheken in Migros-Supermärkten. Insgesamt wuchs der Umsatz von Zur Rose im Heimatland auf etwas mehr als 500 Millionen Schweizer Franken.

Teilen der Gesundheitspolitik dürften diese Zahlen keine Freude bereiten. Denn einige Gesundheitspolitiker, wie etwa CDU-Arzneimittelexperte Michael Hennrich, hatten nach dem EuGH-Urteil im vergangenen Jahr mehrfach vor einem unkontrollierten Umsatzwachstum von EU-Versendern gewarnt. Schließlich gibt es seit dem Urteil keine Lösung des Versandhandels-Konfliktes: Die Union konnte sich mit dem Rx-Versandverbot als Reaktion auf die Entscheidung aus Luxemburg nicht durchsetzen, auch die Kompromissvorschläge der SPD fanden keine Mehrheit. Und auch die ehemalige Linken-Gesundheitsexpertin Katrin Vogler hatte vor einem zu großen Wachstum des Versandhandels gewarnt. Vogler sprach wörtlich von einem möglichen „Pharmazon“ im Apothekenmarkt.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Welch Wunder,Blauauge?

von Peter Bauer am 24.01.2018 um 12:03 Uhr

Wer nur einigermaßen Ahnung von diesem Markt hat,den wird die Entwicklung nicht wundern.Aber 2017 ist nicht die Endstation ,denn es wird verstärkt weitergehen.

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Das ist also Digitalisierung

von Michael am 24.01.2018 um 11:53 Uhr

Das nenen Grüne und SPD also Digitalisierung. Aha. Damit ich das also richtig verstehe - Digitalisierung ist:
1.) Brief von A nach B senden. Ein Päckchen von B nach A schicken
2.) Stärkung ausländischer Kapitalgesellschaften (Schweiz, Saudis, Holland, ...)
3.) Wegfall von Arbeitsplätzen
4.) Weitere Verödung der Innenstädte
5.) Schließung von Landapotheken
6.) Abbau von Beratungsleistung und Aufklärung für die Patienten
7.) Weniger Steuereinnahmen
8.) Weniger Einnahmen der Arbeitlosen-, Kranken- und Lohnsteuern
9.) Erhöhung der Ausgaben für z.B. Arbeitslosengelder und Umschulungsmaßnahmen
10.) Verschlechterung der Öko-Bilanz
11.) Reduzierung des Patientenschutzes, aufgrund von nicht gesicherten Transportwege der Medikamente (Temp-Überwachung)
12.) Reduzierung des Datenschutzes

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