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Influenzasaison 2017/18
Rollt die Grippewelle jetzt über Deutschland?
„Die Grippewelle der Saison 2017/18 hat nach Definition der Arbeitsgemeinschaft Influenza in der 52. KW 2017 begonnen“, schreibt das Robert-Koch-Institut. Nord, Süd, Ost oder West – wo gibt es aktuell die meisten Grippefälle in der Bundesrepublik? Wann sprechen Experten von einer „Grippewelle“? Und: Influenza A oder Influenza B – welche Grippeviren dominieren das aktuelle Grippegeschehen?
Das Jahr beginnt, wie es geendet hat – zumindest bei der
Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen. So meldete die Arbeitsgemeinschaft
Influenza (AGI) am Robert-Koch-Institut (RKI) bereits für die letzte Kalenderwoche
2017 eine Zunahme der Influenza-Fälle. Dieser Trend setzt sich nun auch in der
ersten Kalenderwoche 2018 fort. Seit Beginn der aktuellen Grippesaison 2017/18
(40. Meldewoche 2017, ab 30. September 2017) sind beim RKI 3736 Influenza-Meldungen eingegangen. Allein in der vergangenen Woche konnte das
Nationale Referenzzentrum für Influenza (NRZ) 1326 Grippefälle labordiagnostisch
bestätigen, rund ein Drittel dieser Patienten war hospitalisiert.
Wo „tobt“ die Grippe bundesweit am stärksten?
Welche Regionen Deutschlands trifft die Grippewelle derzeit am heftigsten? Deutschlandweit beschreibt das RKI die Influenza-Aktivität mit „mäßig erhöht“. Die meisten der Grippepatienten leben im Süden, also Bayern und Baden-Württemberg, sowie in der Mitte Deutschlands mit den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Hessen, Saarland und Nordrhein-Westfalen. Hingegen scheinen der Osten der Republik und auch der Norden bislang weitgehend von den Grippeviren verschont zu sein. Laut RKI zeigt die Influenza, generell die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen, in diesen Regionen lediglich eine „gering erhöhte“ Aktivität.
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Auch auf europäischer Ebene überwachen Experten das Grippegeschehen. Wie sieht die Lage in den Nachbarländern aus? Diese erfasst TESSy (The European Surveillance System). Die aktuellsten internationalen Daten finden sich auf flunewseurope.org. Hier berichtet das Gros der Länder, darunter Deutschland, noch über eine „mittlere“ Influenza-Aktivität, so auch die Niederlande, Frankreich, Spanien und Portugal sowie die Schweiz, Österreich, England und Schottland. Belgien hält wacker eine „geringe" Influenza-Aktivität, während Italien und Irland die Länder mit den meisten Grippefällen und „hoher“ Influenza-Aktivität sind.
Welche Grippeviren zirkulieren derzeit am stärksten?
Von den insgesamt 128 in der ersten Meldewoche 2018 eingegangenen Sentinelproben, hat das Nationale Referenzzentrum für Influenza in 31 Proben, das entspricht 24 Prozent, Influenzaviren nachweisen können. Die Analyse des Probenmaterials ergab in 23 Fällen Influenza B-Viren. Nur fünfmal fand das NRZ Influenza A (H1N1) und nur dreimal den Subtyp Influenza A (H3N2). Die Influenza-B-Viren dominieren folglich das derzeitige Grippegeschehen, das bestätigen die Zahlen der aktuellen Meldewoche. Diese Tendenz zeigt sich jedoch bereits seit Beginn der aktuellen saisonalen Grippedokumentation: Von allen labordiagnostisch bestätigten Influenza-Fällen, konnte das NRZ in 63 Prozent der Fälle Influenza B-Viren nachweisen. Innerhalb der B-Stämme scheint die Yamagata-Linie zu überwiegen.
Auch international dominieren laut flunewseurope.org Grippeviren des Subtyps B Yamagata. Die höchste Mortalität bei Grippe verzeichnen Schottland, Spanien und Portugal. Hier ist vor allem bei älteren Patienten ab 65 Jahren die Sterblichkeit bei Influenzainfektionen am größten.
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Nachdem das RKI bereits Anfang November 2017 über den ersten Grippetoten berichtet hatte, sind bundesweit bis dato elf Patienten mit Influenzainfektionen verstorben. Fünf Patienten waren mit Influenza A-Viren infiziert, bei vier Verstorbenen konnten Influenza B-Viren nachgewiesen werden. In zwei weiteren Fällen lag keine genaue Differenzierung Influenza A oder Influenza B vor.
Haben wir in Deutschland aktuell überhaupt eine Grippewelle?
Wird das Wort „Grippewelle“ medial gern inflationär verwendet, gibt es auch eine wissenschaftliche Einschätzung seitens der Arbeitsgemeinschaft Influenza am RKI, wann tatsächlich eine „Grippewelle“ herrscht. Ein bisschen Statistik mit Konfidenzintervallen bleibt hier nicht aus. Zur kurzen Wiederholung: Das Konfidenzintervall (KI) definiert einen Bereich, der bei unendlicher Wiederholung eines Experiments, den „wahren Wert“ mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit (häufig 95 Prozent) einschließt. Sprich: In 95 Prozent der untersuchten Daten, liegt der wahre Wert innerhalb des angegebenen Konfidenzintervalls.
Im Fall der Grippe gibt das RKI das 95-Prozent-Konfidenzintervall der labordiagnostisch nachgewiesenen Influenzaviren mit 17 bis 34 an. In der aktuellen Meldewoche fanden die Grippeexperten in 31 von insgesamt 128 untersuchten Proben Grippeviren. Mit einem KI zwischen 17 und 34 bedeutet das: Zu 95 Prozent liegt der wahre Wert zwischen diesen Werten und sind in 17 bis 34 der untersuchten Proben tatsächlich Influenzaviren.
RKI bestätigt „Grippewelle“
Das RKI spricht dann von einer „Grippewelle“, wenn in zwei aufeinanderfolgenden Meldewochen, der jeweils untere Wert des KI, aktuell 17, größer zehn ist. „Da der untere Wert des KI der Influenza-Positivenrate in der zweiten Woche in Folge über zehn Prozent lag, ist die Definition für den Beginn der Grippewelle in der 52. KW 2017 erfüllt“, erklärt das RKI. Und das trifft derzeit zu, denn bereits in den vergangenen 51. und 52. KW 2017 wurden dem Nationalen Referenzzentrum für Influenza insgesamt 114 Sentinelproben zugesandt. In 20 Proben, sprich 18 Prozent, fanden sich Influenzaviren. Das 95 Prozent-Konfidenzintervall beziffert das RKI zwischen elf und 26, der untere Wert des KI und die Positivrate der Influenzaviren war also auch bereits in der vergangenen Meldewoche größer als zehn. Das heißt: Auch offiziell herrscht derzeit eine Grippewelle in Deutschland.
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