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- „Wir müssen sprechen
Kurz vor Weihnachten wir die Apothekenbranche derzeit noch einmal kräftig durchgeschüttelt: Das Bundeswirtschaftsministerium veröffentlichte am gestrigen Donnerstag das lang erwartete Honorar-Gutachten. Kaum ist das Papier in der Welt, kündigen die Krankenkassen Gesprächsbedarf an: Aus Sicht des GKV-Spitzenverbandes muss unter anderem darüber gesprochen werden, ob wirklich jede Apotheke notwendig ist.
Die Veröffentlichung des Gutachtens zum Apothekenhonorar durch das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) bewegt derzeit viele Apotheker. Geht es nach den Gutachtern, würde einerseits die gesamte Arzneimittelpreisverordnung umgestellt und andererseits jeder Apotheke im Schnitt 40.000 Euro weniger pro Jahr ausgezahlt bekommen. Die Gutachter empfehlen unter anderem, dass das Fixhonorar auf 5,84 Euro abgesenkt wird. Für viele Dienste sollen die Pharmazeuten aber auch mehr Geld bekommen, etwa für Notdienste, Rezepturen oder die BtM-Abgabe. Trotzdem würde unter dem Strich ein Minus von etwa 1 Milliarde Euro herauskommen, erst dann würde die Branche „kostendeckend“ geführt.
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Dass es das Gutachten überhaupt gibt, liegt auch an den Krankenkassen. Die hatten nämlich jahrelang immer wieder moniert, dass die ABDA keine verlässlichen Zahlen zur wirtschaftlichen Situation der Apotheker vorlegen könne. Die ABDA reagierte teilweise, stellte das Zahlenwerk um. Aber die Kassen akzeptierten auch das nicht. Auch deswegen freut sich der GKV-Spitzenverband nun darüber, dass das Gutachten endlich das Licht der Welt erblickt hat. Ein Sprecher des Kassenverbandes erklärte gegenüber DAZ.online: „Nachdem die ABDA jahrelang die Einnahmesituation der Apotheken aus den Beitragsgeldern der gesetzlichen Krankenversicherung unter der Decke gehalten hat, freuen wir uns nun umso mehr über die neue Transparenz.“
Kassen: Versandhandel und Schließungen akzeptieren
So wie die ABDA will auch der GKV-Spitzenverband zu einzelnen Details aus dem Papier vorerst nichts sagen. Vielmehr müsse man sich die Vorschläge und Rechnungen erst genauer anschauen. Der Verband hält aber fest: Es gibt Gesprächsbedarf. Der Verbandssprecher wörtlich: „Wir werden das Gutachten sorgfältig auswerten und dann wird es sicherlich zu einer breiten Diskussion kommen. Sollten die Apotheken tatsächlich über eine Milliarde im Jahr zu viel bekommen, wird man über die notwendigen Konsequenzen sprechen müssen. Schließlich geht es nicht um das Geld der Krankenkassen, sondern um die Beiträge, die Millionen von Versicherten und Arbeitgebern Monat für Monat bezahlen.“
Doch damit nicht genug. Offenbar sehen die Kassen nun die Möglichkeit, eine lang ersehnte Debatte über die Apothekenstruktur zu führen: „In diesem Zusammenhang wird man auch Strukturfragen stellen müssen. Denn es ist an der Zeit, dass sich auch die traditionellen Apothekerverbände den Anforderungen eines modernen Gesundheitswesens stellen.“ Wohin diese Reise gehen könnte, hatte der GKV-Spitzenverband bereits in seinem Politik-Papier zur Bundestagswahl festgehalten: Apothekenketten und ein gestärkter Versandhandel.
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Der Verbandssprecher bestätigt diese Forderungen und zeigt an, worüber die Kassen mithilfe des Gutachtens nun sprechen wollen: „Dazu gehört, dass für die gute Versorgung der Versicherten nicht jede Apotheke notwendig ist, nur weil sie auch schon vor 30 Jahren da war. Dazu gehört auch, dass der Versandhandel von Arzneimitteln nicht mehr als Bedrohung, sondern als zeitgemäße Ergänzung der Arzneimittelversorgung gesehen wird.“
7 Kommentare
Frau Patzelt
von Dr.Diefenbach am 23.12.2017 um 12:04 Uhr
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War doch glasklar,
von gabriela aures am 22.12.2017 um 14:04 Uhr
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Milchmädchen im Spitzenverband der GKV
von P. Timm am 22.12.2017 um 10:04 Uhr
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Tsunami
von Karl Friedrich Müller am 22.12.2017 um 8:15 Uhr
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Wir müssen sprechen
von Michael Zeimke am 22.12.2017 um 7:45 Uhr
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Die Geier auf der Stange
von Christiane Patzelt am 22.12.2017 um 7:29 Uhr
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AW: Die Geier auf der Stange
von Frank Zacharias am 22.12.2017 um 9:26 Uhr
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