mehr Licht ins Honorargutachtendunkel

Hier wurden die Milliarden übersehen 

Süsel - 06.12.2017, 17:22 Uhr

In der Zusammenfassung des Gutachtens lässt sich ansatzweise erkennen, wie die Zahlen zustande kamen.  (Foto: dpa)

In der Zusammenfassung des Gutachtens lässt sich ansatzweise erkennen, wie die Zahlen zustande kamen.  (Foto: dpa)


Seit etwa einer Woche kursieren Bruchstücke des Honorargutachtens. Wo in der von einigen Medien zitierten Fassung Milliarden übersehen werden konnten, lässt sich aus der Zusammenfassung ansatzweise erkennen. Ein wesentliches Problem liegt in der Umlegung der Kosten auf verschreibungspflichtige Arzneimittel, OTC-Arzneimittel und apothekenübliche Gesundheitsprodukte. Die wirtschaftlichen Probleme vieler Apotheken werden aber durchaus anerkannt. 

Es kursieren immer mehr Zahlen aus dem im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellten Gutachten zur Apothekenhonorierung. Diese stammen aus der Zusammenfassung einer Version vom 13. November und sind daher weiterhin sehr vorsichtig zu interpretieren. Diese Zusammenfassung, die auch DAZ.online vorliegt, beantwortet immerhin zum Teil die spannende Frage, wie die Studienautoren die angeblich viel zu hohe Honorierung der Apotheken ermittelt haben. 

OTC-Produkte als Schlüssel

Ein wesentliches Problem liegt in der Umlegung der Kosten auf verschreibungspflichtige Arzneimittel, OTC-Arzneimittel und apothekenübliche Gesundheitsprodukte. In der Studie wird für alle diese Produkte etwa der gleiche Aufwand ermittelt. Die Mühe, die bei Rx-Arzneimitteln beispielsweise für Rückfragen beim Arzt aufgewendet wird, fällt bei OTC-Arzneimitteln für eine längere Beratung an. Darum werden allen Packungen die gleichen Kosten zugeordnet. Gemäß den Argumenten der Studienautoren sei es gesetzlich nicht vertretbar, die nicht von der GKV erstatteten Sortimente über die Rx-Arzneimittel zu finanzieren. Daraufhin empfehlen die Studienautoren, den Festzuschlag auf 5,80 Euro zu senken. Dies könne durch eine zehnprozentige Preissteigerung bei OTC-und Freiwahlartikeln ausgeglichen werden. Auf die großen Unterschiede der OTC-Anteile in den Apotheken und die Durchsetzbarkeit im Wettbewerb gehen die Autoren in der Zusammenfassung nicht ein.

Umgang mit den Gemeinkosten unklar

Zudem muss dieser Argumentation entgegengehalten werden, dass der Festzuschlag das einzig mögliche Entgelt für den gesetzlichen Versorgungsauftrag ist. Ein wesentlicher Zweck der Arzneimittelpreisverordnung ist, diesen Versorgungsauftrag zu finanzieren. Dass seit 2004 OTC-Arzneimittel nicht mehr preisgebunden sind, sollte daran nichts ändern. Demnach müssten die Gemeinkosten der Apothekeninfrastruktur über den Festzuschlag finanziert werden. Ob die Studienautoren dies auch so sehen, erscheint angesichts der Zusammenfassung fraglich. Es ist leider nicht klar zu erkennen, wie dort mit den Gemeinkosten für Räume, Möbel, Geräte, Fahrzeuge, Energie und Verwaltung umgegangen wird. Vermutlich verteilt die Studie diese Kosten gleichmäßig auf alle abgegebenen Packungen. Dann wären die Diskrepanzen leicht zu erklären. Denn die Autoren gehen davon aus, dass 39,7 Prozent der abgegebenen Packungen verschreibungspflichtige Arzneimittel sind. Bei einer solchen Rechnung müssten dann 60,3 Prozent der Gemeinkosten von Selbstzahlern getragen werden.

Prozentualen Aufschlag erhöhen, aber deckeln

Im Gegensatz zum Festzuschlag betrachten die Autoren den 3-prozentigen Aufschlag als zu niedrig. Denn sie gehen davon aus, dass dieser „die Warenwirtschaft und die Abrechnung“ honorieren solle.  Darum solle der Zuschlag auf 4,8 Prozent erhöht und zugleich gedeckelt werden. Darum würde dies die massive Senkung des Festzuschlags nicht kompensieren. Zudem geht die Argumentation an der Entstehungsgeschichte des Kombimodells vorbei. Die Grundidee war damals, den prozentualen Aufschlag möglichst klein zu halten und den packungsabhängigen Aufwand über den Festzuschlag zu honorieren. Denn die Mühe im Backoffice hängt mehr von der Packungszahl als von ihrem Wert ab.

Was bisher in den Medien kaum zitiert wurde

Die Zusammenfassung zeigt allerdings auch Aspekte des Gutachtens, die in den bisherigen Medienbeiträgen kaum zitiert wurden. Vor der Kostenrechnung und den daraus abgeleiteten Empfehlungen haben sich die Studienautoren umfassend mit der bisherigen Verteilung der Apothekenerträge beschäftigt. Schon 2015 waren demnach 7600 Apotheken-Unternehmen (Einzelapotheken oder Filialverbünde) wirtschaftlich gefährdet, davon 5300 in städtischen Räumen und 2300 in ländlichen Kreisen. Mittelfristig wird deren Schließung erwartet, was die verbleibenden Apotheken stärken würde. Damit werde die Apothekendichte der Niederlande oder Österreichs erreicht, argumentiert die Studie. Etwa 2600 Apotheken-Unternehmen hätten 2015 nur ein durchschnittliches Bruttobetriebsergebnis von 30.000 Euro erzielt. Daher sei nachvollziehbar, dass Angst vor dem Verlust der flächendeckenden Versorgung bestehe und eine höhere Vergütung gefordert werde, folgern die Studienautoren. Doch eine pauschale Finanzierung sei angesichts der Niederlassungsfreiheit nicht zu rechtfertigen. Zudem sei der ländliche Raum im Durchschnitt nicht stärker betroffen als Städte. Wenn alle bestehenden Apotheken erhalten werden sollten, würde dies jährlich zusätzlich etwa drei Milliarden Euro kosten, eine gezielte Unterstützung für die 2300 mittelfristig gefährdeten Landapotheken dagegen nur etwa 100 Millionen Euro. Darum werde empfohlen, für die flächendeckende Versorgung relevante Apotheken zu identifizieren und diese gezielt zu unterstützen. Dass die Studienautoren selbst so massive Probleme sehr vieler Apotheken anerkennen, macht die anschließend vorgeschlagenen Kürzungen um so schwerer verständlich. Doch offensichtlich werden die Honorarempfehlungen allein aus den ermittelten angeblichen Kosten abgeleitet. Eine Rückkopplung zu den tatsächlichen Betriebsergebnissen ist dagegen in der Zusammenfassung nicht erkennbar.

Keine Mischkalkulation

Darüber hinaus enthält das Gutachten viele weitere Vorschläge zur Honorierung der Apotheken und des Großhandels. Dabei werden für alle getrennt honorierten Leistungen der Apotheken kostendeckende Honorare gefordert. Die bisher geltende Grundidee der Mischkalkulation für den Versorgungsauftrag wird offensichtlich nicht verfolgt. Die Autoren verweisen auf die Vorteile dieses Vorgehens. So würden Fehlanreize für Versender vermieden. Außerdem würde eine höhere Notdienstpauschale Landapotheken fördern. Doch dabei muss immer wieder berücksichtigt werden, dass die hier zitierte Fassung vom 13. November stammt. Was die weiteren beteiligten Ministerien und das Statistische Bundesamt inzwischen zur Studie beigetragen haben, ist noch immer nicht bekannt.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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10 Kommentare

Nur 2 Fragen

von Brunsmann am 07.12.2017 um 12:20 Uhr

bis das "Gutachten" vorliegt habe ich nur 2 Fragen:

war ein Gutachter mal in einer oder mehreren Apotheken (außer als Kunde)?
Wie teuer war das Gutachten ?

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Genau diese Art Diskussion brauchen wir!

von Wolfgang Müller am 07.12.2017 um 12:11 Uhr

Auch wenn nur eine Vorab-Version des 2HM-Gutachtens vorliegt, so zeigt sich doch, dass wir hier und jetzt einen Anlass und eine Chance bekommen haben, das aktuelle Honororierungs-System zu bereinigen und bei dieser Gelegenheit auch unsere eigenen Kosten-Management-Pflichten zu erledigen. Im Sinne einer schon mindestens seit der ApoBetrO 2012 notwendig gewordenen Sanierung unseres freiberuflichen Apothekengeschäfts, durch Verbesserung unserer bisherigen Organisations-Grundlagen.

Kämpfen müssen wir jetzt sowieso, also warum nicht einfach: richtig?

Kollege Müller-Bohn hat kurz und präzise anhand einiger Beispiele gezeigt, wo beim 2HM-Gutachten NATÜRLICH noch diskutiert werden muss, insbesondere was die Höhe der Honorare in den einzelnen Geschäfts-Sektoren betrifft, und z. B. auch bezüglich einiger sehr gewagter, m. E. missweisender Annahmen, wie z. B. „Rx subventioniert zurzeit OTC“.

Was in der breiten Diskussion bis zu diesem Artikel allerdings völlig untergegangen ist, vielleicht auch, weil es noch gar nicht so richtig zu erkennen war:

Der 2HM-Ansatz insbesondere auch mit dem „Ende der Mischkalkulation“ bietet prinzipiell die beste Möglichkeit zur Rettung kleinerer Apotheken und zum Erhalt der Flächendeckung. Ja, man könnte sogar sagen, das bisherige Beharren unserer Berufspolitik, davon auf keinen Fall abzugehen, hat in Kombination mit immer höheren, oft überflüssigen Standes-eigenen Anforderungen und entsprechender Aufsichts-Führung das sowieso schon lange dramatische Wegsterben kleinerer Apotheken wesentlich herbeigeführt. Vor Allem auch: Weil es natürlich für diese überkomplexe Situation „Typischer“ Apotheken nun schon länger keinen Nachwuchs mehr gibt, der noch alle fünf Sinne beisammen hat.

Denn Eines ist klar: Die Defizite aus der „Mischkalkulation“ treffen weit überproportional kleinere Apotheken. Insbesondere sämtliche Vorhaltungen, die hierfür nötig sind, als da wären Personal, Laborflächen, Geräte, deren Wartung und Instandhaltung usw. usf. gehen bei richtig großen Apotheken im Grundrauschen unter. Während sie kleineren die Luft zum Atmen und für Zukunfts-gewandtere heilberufliche Aufgaben nehmen.

Ein weiterer, höchst relevanter Verbesserungs-Vorschlag von 2HM in diesem Bereich: Die Frage, ob eine Rezeptur ausnahmsweise einmal doch profitabel ist, soll nicht mehr vom Aufschlag auf das im Einzelfall glücklicherweise sehr teure Ausgangsmaterial abhängen.

Natürlich ist der aktuell umlaufende 2HM-Höchst-Honorar-Wert für eine Rezeptur von 80 Euro noch zu niedrig, um immer wirklich kostendeckend zu arbeiten. Nähme man das aber mal als Durchschnitt (was m. E. mindestens gerechtfertigt wäre), so wären alleine dadurch 80 x 8.000.000 = 640.000.000 Euro im System, und genau da, wo sie hingehören. Entfielen durch diese Erhöhung die Rezepturen, die kein Mensch wirklich braucht, würde sich ein entsprechender spiegelbildlicher Einspar-Effekt einstellen.

Ließe man im Zuge einer solchen überfälligen Sanierung auch noch den Labor-Wareneingangs-Prüfungs-Wahnsinn mit benötigter Arbeitszeit, sowie Maschinen-, Glasgeräte-, Chemikalien-, Arbeitsschutz- und Literaturpark endlich entfallen ….... rechnen Sie selbst.

Jedenfalls wäre die Notwendigkeit und Rechtfertigbarkeit einer am Ende noch Standes-Gremien-gestützten "Umverteilung“ von größeren auf kleinere Apotheken schon einmal in sehr viel weitere Ferne gerückt. Insoweit: Ziemlich gut gearbeitet, 2HM.

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Querfinanzierung OTC

von Michael Mischer am 07.12.2017 um 8:19 Uhr

Wenn sich diese Zahlen bestätigen, dann dürfte der Kampf hart werden.

Die Krankenkassen werden (nicht ganz zu Unrecht) darauf bestehen, dass Mischfinanzierung ja schön und gut ist, sie aber in der Summe nur für das bezahlen wollen (und dürfen), was zu ihren Lasten geschieht. Man stelle sich vor, Ärzte würden IGeL zum Teil über die GKV finanzieren oder Physiotherapeuten privat erbrachte Massagen oder Kurse. Das Geschrei wäre groß. Und das werden Politiker aller Parteien auch verstehen.

Letztlich ist das meines Erachtens ein Problem der Niederlassungsfreiheit - während bei Ärzten eine Bedarfsplanung dafür sorgen soll, dass der Kuchen der GKV-Patienten in nicht zu viele Stücke zerfällt, sind wir in viel direkterer Konkurrenz zueinander. Es kann immer noch einer versuchen, sich ein Stück des Umsatzes des Nachbarn abzugreifen. Als GKV da zu sagen: "Macht das untereinander aus - wir sorgen dafür, dass die von uns zu bezahlenden Leistungen 'angemessen' vergütet werden, aber nicht mehr.", das ist nicht fern liegend. Über die Höhe dieser 'angemessenen' Vergütung wird zu streiten sein.

Das dicke Ende könnte aber sein, dass der Wettbewerb endgültig ruinös wird, befeuert durch den Versandhandel und seine anderen Kostenstrukturen und die GKV dann am Ende für die Erhaltung einer Versorgungsstruktur zahlt - ob mehr oder weniger, das wird man dann sehen.

Es sei denn, die Aussagen von Doc Morris und Co stimmen und auch sie benötigen einen gewissen Anteil Rx-Geschäft um zu überleben. Wenn das stimmt und bedeutet, dass gerade unsere lieben Versender OTC aus Rx querfinanzieren, dann könnte die Absenkung des Fixums bei gleichzeitiger Besservergütung von Leistungen, die Versender nicht erbringen können, deren Tod sein. Und dann könnten sich am Ende doch wieder höhere OTC-Preise ergeben - bei allgemeinem Geschrei der Bevölkerung über Apothekenpreise und wie billig OTC doch in anderen Ländern seien...

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Studiengrundlage

von Gerhard Zück am 06.12.2017 um 23:38 Uhr

bzgl. Studiengrundlage: wie viele Apotheker/innen wurden
angeschrieben/ in welchen Teilbereichen ?
Wie viele haben geantwortet/ in welchen Teilbereichen ?
Ist darüber eine klare Aussage erkennbar ?

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AW: Studiengrundlage offen

von Reinhard Rodiger am 07.12.2017 um 0:03 Uhr

Soweit ich weiss, ist das eine Art Zufallsauswahl bestehend aus freiwillig sich Meldenden.Wie daraus "repräsentativ" gemacht wurde ist nicht bekannt.Üblicherweise geht Zufallsauswahl andersherum.

AW: "Wir betreiben keine taktischen Spielchen!"

von Christian Giese am 07.12.2017 um 9:56 Uhr

Die taktische Aufgabe des Gutachtens ist unübersehbar.
"Wir betreiben keine taktischen Spielchen!"

Der taktische Charakter beantwortet keine Fragezeichen.
Warum sollte er?

Wo bleibt die Qualität?

von T. La Roche am 06.12.2017 um 21:44 Uhr

Wenn man die Vergütung für Rx senkt, wo ist der qualitative Anreiz zur guten Beratung?
Angeblich findet gar keine Beratung statt! Bei allen neuen Präparaten...Antidepressiva für Schlafstörung, bei Inhalationssystemen, bei Antibiotika, bei Antiepileptika und Antidiabetika, neue Rabattverträge..... Wie kommt man zu dem Schluss, dass der Beratungsaufwand bei Rx insgesamt kleiner sei als bei OTC. Erwähnenswert, dass der zusätzlich Aufwand im Hintergrund bei Rx registriert wird. Wir könnten zB auch noch von der komplizierten Lagerhaltung für Rabattarzneimittel sprechen. Oder die 1 Euro-Vergütung für Impfstoffe. Überhaupt findet der Sprechstundenbedarf keine Erwähnung.

Stattdessen bekomme ich nun pro Packung etwa 40 Prozent weniger (4,03 statt 6,58 nach Abzug des Kassenrabatts) und soll mir das im hart umkämfpten OTC-Markt zurückholen.
Möchte die Politik wirklich, dass OTC ohne Beratung noch mehr in den Versandhandel abwandert? Gerade bei OTC hat man den Apotheker vorgeschaltet, da der Arzt nicht zwingend vorgeschrieben ist. Warum diskutieren wir über einen Medikationsplan, wenn am Ende im Versand Qualität und fachliche Kontrolle im apothekerlichen Bereich überhaupt keine Rolle mehr spielt!

Erhöhung der Rezepturen wäre zwar aufwandsgerecht, aber führt dazu, dass privat verordnete nicht mehr angewendet werden.
Kappung der Hochpreiser: Ich hatte einmal eine 5500€ Retax (Pen statt Fer), bedeutet in Zukunft über 100mal (entspricht 25 Jahre!) ohne Kostendeckung abgeben statt bisher 33mal (8 Jahre).
Bei einem 22.000€ Präparat (100 Jahre statt 8 Jahre). Ich verstehe jeden der das Risiko nicht jetzt schon nicht mehr eingeht und würde das in Zukunft auch nicht mehr machen.

Generell stellt sich jedoch die Frage, warum man so massiv in den Apothekenmarkt bis hin zur staatlichen Förderung eingreifen will? Man hat die Apotheken nun über 13 Jahre Ausbluten lassen. Der OTC-Markt ist abgewandert bzw sehr preissensibel geworden. Sämtliche Tätigkeiten sind durch umfangreiche Dokumentation und unnötige Bürokratie verkompliziert worden. Für dieselbe Packungszahl braucht man heute die doppelte Zeit.
Dennoch sind die Apotheken an Effizienz kaum zu übertreffen. 20.000 Apotheken mit etwa 160.000 Mitarbeiter kosten die GKV etwa 40% im Vergleich zu etwa 200 Krankenkassen mit etwa 160.000 Mitarbeitern.

Eine letzte Anmerkung: Den Rx-Versand hat keiner haben wollen (0,6%), aber plötzlich sind sich fast alle übergeordneten Beteiligten einig, dass es ohne nicht mehr geht. Natürlich gibt es viele Gründe für die Apothekenschließungen. Die Verlässlichkeit für zukünftige Selbständigkeit wird durch ein experimentelles Umkrempeln eines zwar unterfinanzierten aber an sich funktionierenden Systems nicht gelöst. Zusätzlich zuüchtet man sich nun ein neues Problem, indem man ausländische Versender alleine durch finanzielle Anreize einen Markt erobern lässt Qualitativen Aspekte spielen auch hier keine Rolle.

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AW: Wo bleibt die Qualität

von Reinhard Rodiger am 07.12.2017 um 0:24 Uhr

Es erscheint nirgends die Überlegung, dass komplizierte Rx-Fälle erheblich mehr Zeit als im Durchschnitt erfordern.Sie werden von mehreren kürzeren quersubventioniert.Diese Rolle sollen OTC übernehmen? das ist Spielen mit Durchschnitten.
Völlig unberücksichtigt bleibt die Tatsache,dass der OTC-Bereich als Querfinanzierungsinstrument abgeschafft wurde(Versand).Ich erinnere mich, dass meine Erträge aus Rx deutlich unter dem Umsatzanteil lagen und das eigentliche Ergebnis aus OTC erzielt wurde(Analog bei den Ärzten-nur hiervon redet niemand).Durch politisch gewolltes Kippen der Querfinanzierung hat sich die Situation drastisch verändert. Nur ist sie nicht im Bewusstsein angekommen.Mit OTC ist in der Regel eine Kompensation eines reduzierten Fixums nicht mehr möglich.Auch die Retaxpraktiken finden anscheinend keine Berücksichtigung.
Auch der Medikationsplan ist voraussichtlich an Selektivverträge gebunden, deren Missbrauchspotential unberücksichtigt ist.
Der Eingriff am Apothekenmarkt erfolgt,weil hier die geringste Gegenwehr zu erwarten ist.Das wird deutlich an den vielen unbeantworteten fragen, die eigentlich ausarbeiten wären.

Fehlanalyse?

von Reinhard Rodiger am 06.12.2017 um 20:45 Uhr

Weshalb ist der Privatverkauf einbezogen? Und das ohne Berücksichtigung der Verteilung.Der OTC-Anteil liegt zwischen 5 und 50%.Weshalb sollen alle büssen? Weshalb wird die eigentliche Ursache nicht benannt? Der niedrige Stückertrag bei OTC ist Ergebnis der Versandzulassung.Daraus eine Querfinanzierung durch Rx zu komponieren ist schon sehr
realitätsfern.
Nach diesem Denken müssten zB auch Altersrückstellungen der KK (rd800 Mio €) daraufhin untersucht werden.Hier werden Personalinteressen von Versicherten querfinanziert.Das stört niemand.

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Kostendeckung

von Florian Becker am 06.12.2017 um 18:16 Uhr

Ich lese immer "Kostendeckung". Sollen wir also in Zukunft an der Versorgung mit RX nichts mehr verdienen dürfen?
Wird die GKV-Versorgung zukünftig zum Ehrenamt, oder wie stell ich mir das vor?
Und klar.. Wir erhöhen dann die OTC-Preise pauschal um 10% während die Versender ihre von den Saudis finanzierten Boni ausschütten..
Es ist einfach nur noch absurd das Ganze. Ich frag mich, ob sich IRGENDEINE Branche das bieten lassen würde...

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