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Thermacare, Doc Wärmeauflagen und die Wärmepflaster von Dr. Kade: Welche wärmenden Pflaster empfehlen Sie in der Apotheke Ihren Kunden? Welche der Wärmeauflagen kleben besonders gut? Und mit welchen Argumenten können Apotheker im Preiskampf mit Discountprodukten von Aldi und Rossmann bestehen? Ökotest hat elf Wärmeauflagen untersucht und kommt zu einem durchweg schlechten Urteil.
Ökotest hat sich in seinen jüngsten Produkttests – passend zur bevorstehenden kalten Jahreszeit – Wärmepflastern gewidmet. Sie sollen Schmerzen unterschiedlicher Genese vertreiben. Ob die Wärmeauflagen dieses ambitionierte Ziel bei Hexenschuss, Muskel- und Gelenkschmerzen erreichen oder lediglich als körpernahe „Heizung“ überzeugen? Das haben die Verbraucherschützer anhand der Hautverträglichkeit und Klebefähigkeit der Wärmeauflagen, eventuell bedenklicher Inhaltsstoffe, der Temperatur und Wärmedauer getestet. Pharmazeutisch fachlich unterstützte Professor Manfred Schubert-Zsilavecz die Verbraucherschützer bei der Bewertung der elf Wärmepflaster.
Wo meckert Ökotest bei den Wärmauflagen?
Bei den aktuellen Produkttests von Ökotest interessierten die Verbraucherschützer nur erwärmende Pflaster, die durch Oxidation von enthaltenem Eisenpulver mit dem Luftsauerstoff Wärme erzeugen. Pflaster mit Wirkstoffen wie Capsaicin und Nonivamid untersuchten die Verbraucherschützer nicht. Von den elf getesteten Wärmepflastern waren auch welche aus der Apotheke im Ökotest-Einkaufswagen: Doc Therma Wärmeauflagen von Hermes, die Wärmeauflagen Thermacare von Pfizer und auch Dr. Kade hat Kade Wärmepflaster in seinem Produktsortiment. Preislich müssen Kunden bei Thermacare, Doc und Kade etwas tiefer in die Tasche greifen als bei den Wärmeprodukten von Aldi oder Rossmann. Ist das gerechtfertigt?
Aufgrund der bestehenden Evidenz raten die Autoren der Leitlinie den Betroffenen von der Anwendung von Wärme (z. B. durch Pflaster, Körnerkissen) wie auch Kälte (z. B. durch Kühlpacks) als Selbstmanagement in Kombination mit aktivierenden Maßnahmen nicht ab, da sie wahrscheinlich zum Wohlbefinden beitragen und nicht schaden.
Ökotest kommt zu einem ziemlich vernichtenden Urteil über die klebenden Helfer gegen Rücken-, Gelenk- und Muskelbeschwerden und lässt kaum ein gutes Haar an den Medizinprodukten. Wo meckert Ökotest? „Die wissenschaftlichen Beweise für die Wirksamkeit sind dünn“, erklären die Verbraucherschützer. Deswegen schafft es auch keines der elf Pflaster auf das Siegertreppchen: Die beste Note, zu der sich Ökotest durchringen konnte, ist Note vier, „ausreichend“. Mit dieser Bewertung zählen Thermacare und Doc somit noch zu den Gewinnern unter der insgesamt „wenig überzeugenden“ Produktfamilie der Wärmepflaster.
Wärmepflaster von Aldi und Rossmann: allergenes Potenzial
„Ausreichend“ erhielten auch Rossmanns Altapharma Wärmepflaster, die Multinorm Wärmepflaster von Aldi und SOS Wärmepflaster von Districon – obwohl Ökotest „optische Aufheller“ im Klebstoff der Discount-Pflaster fand. Aufgenommen über den Schweiß der Haut, könnten diese Weißmacher zu allergischen Reaktionen führen, resümieren die Verbraucherschützer. Diese Überlegung ist durchaus plausibel: Durch die Erwärmung der Haut durch die Pflaster erhöht sich auch deren Resorptionseigenschaft.
Sind Apotheker und PTA im Beratungsgespräch häufiger mit dem Argument „Apothekenpreise“ konfrontiert – können sie nun, auch wenn Thermacare nicht apothekenexklusiv ist, dem Preisargument der Discounter selbstbewußt entgegentreten: Weder Thermacare noch Doc Therma Wärmeauflagen enthalten nach den Ergebnissen von Ökotest bedenkliche Inhaltsstoffe.
Schadstoffe in Wärmepflastern
Sechs der getesteten Pflaster zogen nur mit „mangelhaft“ aus dem Untersuchungslabor von Ökotest. Darunter auch Fit und Vital Wärmepflaster vom Drogerieriesen Müller, Kade-Wärmepflaster, Urgo Wärme-Pflaster und ein TCM-Produkt Herbachaud Wärmepflaster. Bei diesen Wärmern störte Ökotest bedenkliche Inhaltstoffe: Urgo Wärmepflaster ist laut Ökotest mit zinnorganischen Verbindungen belastet. Zwar werde der Grenzwert des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) eingehalten, jedoch hat Dioktylzinn in Tierversuchen zu Entwicklungsstörungen geführt und wirkt hautreizend. Kade enthält, wie auch die Pflaster von Rossmann und Aldi, optische Aufheller.
Besonders kritisch findet Ökotest das TCM-Produkt Herbachaud: Halogenorganische Verbindungen geben Abzug und die Verbraucherschützer bemängeln die Indikation „Arthritisschmerzen“ – hier ist Wärme kontraindiziert.
Wie kleben die Wärmepflaster?
Beim „Durchhaltevermögen" enttäuschen nur zwei Pflaster die Verbraucherschützer: Kade Wärmepflaster löst sich nach 5,5 Stunden, Reginaplast Universal Wärmepflaster fällt bereits nach 3,5 Stunden von der Haut.
Auch mit der Temperatur ist Ökotest zufrieden: Alle Wärmeauflagen erfüllen ihr Versprechen und wärmen über einen Zeitraum von acht Stunden relativ konstant mit 40 Grad Celsius.
Wärmepflaster: Wird nur Herstellern warm ums Herz?
„Mehr als vier Millionen Packungen selbst erwärmender Pflaster wurden 2016 bundesweit gekauft. Das ist vermeidbarer Müll“, zu diesem Fazit kommt zumindest Ökotest. Nach Angaben von IMS Health setzten 2016 die Hersteller 82 Millionen Euro mit den Wärmeauflagen um. Gewinnt nur die Industrie? Wie sehen Fachleute den Nutzen der Wärmeauflagen?
Professor Manfred Schubert-Zsilavecz: „Wenn überhaupt gibt es sehr schwache Hinweise, dass Wärmepflaster kurzfristig gegen unspezifische, akute Schmerzen im unteren Rücken wirken“. Der pharmazeutische Chemiker trifft mit dieser Aussage den Ton des aktuellen Stands der Wissenschaft in der Nationalen VersorgungsLeitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz: „Aufgrund der bestehenden Evidenz raten die Autoren der Leitlinie den Betroffenen von der Anwendung von Wärme (zum Beispiel durch Pflaster, Körnerkissen) wie auch Kälte (zum Beispiel durch Kühlpacks) als Selbstmanagement in Kombination mit aktivierenden Maßnahmen nicht ab, da sie wahrscheinlich zum Wohlbefinden beitragen und nicht schaden“.
Dass Wärmepflastern Grenzen in der Selbstmedikation gesetzt sind, wissen Apotheker und PTA, auch dass die Wärmeauflagen bei Arthritisschmerzen nichts verloren haben. Wenn auch die Evidenz mager ist, sind diejenigen Wärmepflaster ohne schädliche Inhaltsstoffen bei korrekter Indikation für die Patienten nicht bedenklich.
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