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Döderlein bei DocMorris
Arzneimittelqualität leidet bei Versand
„Arzneimittel nicht über 20 °C lagern“ – wie garantieren Versandapotheken eine einwandfreie Arzneimittelqualität während des Transports? Eine berechtigte Frage im Sommer – die auch Apotheker Christopher Kreiss beschäftigte. Er kaufte bei DocMorris Döderlein Vaginalkapseln ein und untersuchte deren Wirkstoffgehalt. Die Ergebnisse dürften manchen Apotheker erschrecken – doch den Döderlein-Hersteller nicht.
Bei hohen Außentemperaturen packen Apotheker temperaturempfindliche
Arzneimittel auch mal vorübergehend in den Kühlschrank
und weisen Patienten bei der Beratung in der Regel auf besondere Lagerbedingungen
hin. Versandapotheke nehmen es mit der Einhaltung der optimalen Temperatur für
Arzneimittel, zumindest während des Transports, offenbar nicht so genau. Das zeigen
zumindest Testkäufe eines baden-württembergischen Apothekers. Christopher Kreiss
bestellte beim Versender DocMorris Döderlein Vaginalkapseln, untersuchte diese anschließend qualitativ auf ihren Wirkstoffgehalt und verglich diesen mit einem korrekt
gelagerten Döderlein-Präparat aus einer niedergelassenen Apotheke. Die Ergebnisse: Das Apotheken-Döderlein enthielt 450 Millionen keimbildende Einheiten (KBE), das durch DocMorris versendete Döderlein-Präparat nur noch 12 Millionen – Faktor 38 weniger.
Versandverbot auch für temperaturkritische Arzneimittel forden
Angesichts des Zustands des DocMorris-Päckchens bei Empfang verwundert Kreiss dieses Ergebnis nicht. „Das Päckchen war warm“, beschreibt der Apotheker das DocMorris-Paket, als er es bei einer Postfiliale abholt. Zwar sei den Döderlein-Kapseln ein Kühlgelkissen beigelegt gewesen. Das war allerdings geplatzt. Außerdem bezweifelt Kreiss, „dass diese Kühlkompresse über die Dauer des gesamten Transports eine ausreichend temperierende Wirkung hatte“.
Im Sinne der Arzneimittelsicherheit findet Kreiss ein Versandverbot lediglich für verschreibungspflichtige Arzneimittel nicht ausreichend. Er fordert, dass auch der „Transport bestimmter temperaturempfindlicher Arzneiformen wie Lösungen (insbesondere zur Anwendung am Auge), Salben, Cremes, Zäpfchen, Kapseln, Dosieraerosole deutlich strengeren Anforderungen unterworfen werden sollte, so wie es die deutsche Arzneimittelgesetzgebung ja ursprünglich vorgesehen hatte“, begründet Kreiss seine Forderung.
Döderlein-Hersteller findet Qualitätsverlust nicht dramatisch
Erstaunlich gelassen sieht hingegen der pharmazeutische Unternehmer hinter Döderlein Vaginalkapseln die verminderte Qualität seines Medizinprodukts durch unsachgemäßen Transport über Versandapotheken. Kreiss konfrontierte die Hälsa Pharma mit der Qualitätsminderung ihres Präparats nach DocMorris-Versand. Es bestehe hier keine Gefahr im Verzug, bewertet das Unternehmen das Ergebnis der qualitativen Analyse. Zwar sei das „Vorkommnis“ nicht im Sinne von Hälsa Pharma, jedoch „führt ein verminderter Bakteriengehalt nicht zu unerwünschten Nebenwirkungen, sondern maximal zu einer verminderten Wirksamkeit“, heißt es in einer Stellungnahme von Hälsa Pharma, die DAZ.online vorliegt.
DocMorris schickt Patienten in Apotheke vor Ort
Kreiss hat sich bei seinem Versandapotheken-Einkauf nicht nur auf die technischen und logistischen Probleme beschränkt. Auch die telefonische Arzneimittelberatung bei DocMorris konnte den Apotheker nicht zufriedenstellen. Er bewertet diese zusammenfassend als „nicht sauber“. Sollte Kreiss laut Ansage der Warteschleife für die Arzneimittelberatung mit einem Apotheker verbunden werden, meldete sich schließlich eine „Pharmazeutin“, die nach gründlicherem Nachfragen allerdings nicht Pharmazie studiert, sondern eine Ausbildung zur PTA absolviert hatte. Sie empfahl Christopher Kreiss, er solle die Vaginalkapseln am besten abends vor dem Schlafengehen einführen.
Am meisten ärgerte den Apotheker jedoch die Aufforderung des DocMorris-Telefonroboters, dass Patienten bei dringenden Problemen in die Apotheke vor Ort gehen sollten.
DocMorris zu Qulitätsmängel bei Arzneimittelversand
DocMorris äußert sich zu den Vorwürfen nicht. Auf Nachfrage von DAZ.online heißt es: „Es gibt hierzu keine Stellungnahme von DocMorris.“
6 Kommentare
Arzneimittel leiden bei Hitze
von Isa am 13.08.2017 um 12:45 Uhr
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heiße Luft
von Gesine am 11.08.2017 um 18:46 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: heiße Luft
von Markus Junker am 16.08.2017 um 0:31 Uhr
Inhaltsstoffwertigkeit?
von Heiko Barz am 11.08.2017 um 11:33 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Inhaltsstoffwertigkeit
von Dr. Arnulf Diesel am 11.08.2017 um 12:29 Uhr
AW: Inhaltsstoffwertigkeit
von Albrecht Bodegger am 11.08.2017 um 14:38 Uhr
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