- DAZ.online
- News
- Politik
- „Ich habe noch nie bei ...
Interview Kordula Schulz-Asche (Grüne)
„Ich habe noch nie bei einer Versandapotheke bestellt“
Wie hoch ist ein „minimaler Bonus“?
DAZ.online: Wie hoch könnte denn Ihrer Meinung nach so ein „minimaler“ Bonus sein, damit er den Apothekern mehr Vor- als Nachteile bringt?
Schulz-Asche: Höher als 1 Euro sollte er nicht liegen. Der 1-Euro-Bonus ist ja in Deutschland auch schon gerichtlich bestätigt worden. Ich möchte auch festhalten, dass unser Vorschlag nicht aus sich selbst heraus geboren wurde. Das heißt, wir reagieren damit nur auf das von der Union geforderte Rx-Versandverbot. Uns war es wichtig, dass wir noch in dieser Legislaturperiode einen kurzfristigen Vorschlag umsetzen, mit dem alle Parteien leben können, um das System dann in Ruhe und mithilfe aller Beteiligten und den Patientenvertretern weiterzuentwickeln. Die Union und Minister Gröhe halten aber nach wie vor an einem verfassungs- und europarechtswidrigem Versandverbot fest, obwohl selbst das von Wolfgang Schäuble geführte Finanzministerium Bedenken hat.
DAZ.online: Genauso gut könnte man der SPD die Schuld in die Schuhe schieben und sagen, dass sie eine Lösung verbaut habe, nämlich das Rx-Versandverbot.
Schulz-Asche: Wir können uns doch zwölf Jahre nach der Zulassung des Versandhandels nicht vom europäischen Markt abschotten. Und auch für die deutschen Versandapotheken wäre das rechtlich nicht machbar gewesen. Es ist zudem schon ein sehr schlechtes Signal von Herrn Gröhe in Richtung der vielen kleinen Start-ups aus dem Gesundheitswesen, die gerade innovative Wege beschreiten. Ein solches Verbot signalisiert denen doch, dass man für neue Ideen eigentlich gar keinen Platz freimachen will.
„Der Minister begeht einen schweren politischen Fehler, indem er die SPD weiterhin auffordert, ihren Widerstand aufzugeben.
DAZ.online: Ganz offensichtlich sieht der Minister das immer noch anders. Er fordert die SPD weiterhin auf, ihren Widerstand aufzugeben.
Schulz-Asche: Er begeht damit auch einen schweren, politischen Fehler. Der Minister hat nicht verstanden, dass auch die Union kein monolithischer Block ist – auch da gibt es unterschiedliche Positionen und Abgeordnete, die gegen das Versandverbot sind.
DAZ.online: Aber sollte ein Bundesminister nicht zuerst dafür sorgen, dass die flächendeckende Vor-Ort-Versorgung im ganzen Land gesichert ist, bevor er sich darum kümmert, dass Versandapotheken einen möglichst freien Marktzugang haben?
Schulz-Asche: Natürlich. Ich bin ja auch ein Fan der Apotheke vor Ort. Ich habe noch nie im Versandhandel bestellt. Aber der Versandhandel ist für viele Menschen inzwischen zu einer wichtigen Versorgungsalternative geworden, und von einer Gefährdung der flächendeckenden Versorgung vor Ort kann keine Rede sein – jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Deswegen schlagen wir in unserem Antrag ja umfassend vor, wie man den Beruf des Apothekers stärken und die Arzneimittelversorgung langfristig sichern kann.
DAZ.online: Ähnlich wie die SPD sind ja auch die Grünen in dieser Thematik eher geschwommen in den vergangenen Monaten. Frau Steffens stand als Gesundheitsministerin beispielsweise hinter dem Versandverbot, Ihre Partei wollte liberalisieren, und Sie wollen eine gedeckelte Aufweichung der Preisbindung. Wie steht die Partei grundsätzlich zum Apothekensystem und zur inhabergeführten Apotheke vor Ort?
Schulz-Asche: Ich bin gegen Diskussionen über weitreichende Liberalisierungen. Der EuGH hat uns einen Auftrag erteilt, was die Preisbindung betrifft, und um die müssen wir uns kümmern. Ich bin mir auch sicher, dass unser Antrag inzwischen Konsens in der gesamten Partei ist.
DAZ.online: Vielen Dank für das Gespräch!
7 Kommentare
Fehleinschätzung der Grünen Gesundheitspolitik
von Heiko Barz am 01.06.2017 um 13:47 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Fehleinschätzung der Grünen
von Heiko Barz am 02.06.2017 um 14:27 Uhr
Auch oh Mann
von Peter Bauer am 01.06.2017 um 11:41 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Oh Mann....
von Anita Peter am 01.06.2017 um 11:30 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten
AW: Oh Mann..
von Christian Becker am 01.06.2017 um 11:46 Uhr
AW: @ Christian Becker
von Anita Peter am 01.06.2017 um 12:09 Uhr
AW: Oh Mann
von Christian Becker am 01.06.2017 um 12:51 Uhr
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.