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Arzneimittelfälschungen in der ARD
Geben Apotheker gefälschte Arzneimittel ab?
Am gestrigen Mittwochabend hat sich die ARD in mehreren Sendungen dem Thema „Arzneimittelfälschungen“ gewidmet. Ausgangspunkt war der pharmakritische Film „Gift“, auf den eine Dokumentation folgte, in der die Frage gestellt wurde, ob auch in deutschen Apotheken gefälschte Medikamente landen. Die Antwort der TV-Autoren: Ja! Die ABDA und Pharmaverbände halten dagegen.
Anfang Mai hatte der pharmakritische Film „Gift“ Premiere in einem Berliner Kino. Grimme-Preisträger Daniel Harrich erzählt in dem Film eine fiktive Geschichte, die sich um illegale Machenschaften von Herstellern und Verflechtungen der Arzneimittelbehörden dreht. Am gestrigen Mittwochabend wurde „Gift“ erstmals im Fernsehen ausgestrahlt. Anschließend folgte eine TV-Dokumentation, die ebenfalls von Harrich stammt. Angekommen in der Realität, will Harrich in seiner TV-Doku wissen, ob auch in den europäischen Lieferketten Arzneimittelfälschungen auftauchen.
Aus Apothekersicht könnte der Einstieg in den Beitrag nicht drastischer sein. Eine ehemalige Interpol-Agentin behauptet: „Auch Apotheker sind bestechlich.“ Es folgt ein ehemaliger Polizist und Fälschungs-Ermittler, der später als Sicherheitsberater in der Pharmaindustrie arbeitete. Und auch er ist der Meinung: „Apotheken sind relativ sicher. Aber auch da kann man mal eine gefälschte Packung bekommen, das haben Fälle in den letzten Monaten bewiesen.“ Um zu beweisen, dass auch hierzulande gefälschte Präparate über den HV-Tisch gereicht werden, erzählt der Beitrag die Geschichte einer Patientin, die an Nierenkrebs leidet. Sie nimmt Sutent (Sunitinib) von Pfizer ein, das sie aus einer deutschen Apotheke bezieht. Nach einer Folgeverordnung des Tyrosinkinase-Inhibitors tauchen auf einmal wieder Metastasen auf, die Nebenwirkungen verschwinden. Der Arzt vermutet, dass es eine wirkungslose Fälschung war, und gibt dem Pharma-Unternehmen Pfizer die Schuld. „Das ist ein billigendes Töten zur Maximierung eigener Profite.“
Apotheker Glaß vermutet Fälschungen auch in deutschen Apotheken
Nur eine Ausnahme? Nein, meint Apotheker Detlef Glaß. „Wenn meine Kinder an Krebs erkranken, vertraue ich den Vertriebswegen in Deutschland nicht mehr. Und wenn der Apotheker kein Vertrauen mehr in die Qualität der Arzneimittel hat, sieht es aus meiner Sicht schlecht aus.“ Glaß berichtet von den „zwielichtigen“ Teilen der Arzneimittel-Lieferkette. Für ihn gehören alle Akteure im System dazu: „Alles, was einen weißen Kittel trägt, Ärzte und auch Apotheker“ sei an diesen Geschäften beteiligt. Aber auch andere Akteure, die die Arzneimittel an den offiziellen Vertriebswegen vorbei billiger in den Markt brächten. Die treibende Kraft sei der kaufmännische Grundsatz „Im Einkauf liegt der Gewinn“, erklärt der Pharmazeut.
Aber wo kommen die gefälschten Präparate her? Eine Zollfahnderin aus Essen berichtet über einen großen Coup der Ermittler, bei dem gefälschte Arzneimittel im Wert von mehreren Millionen Euro sichergestellt wurden. Der Drahtzieher habe in den Niederlanden gesessen. Der Mann habe seine indischen Wurzeln genutzt, um in seiner Heimat gefälschte Präparate einzukaufen. Nun gerät der indische Pharmamarkt in den Fokus des Beitrages. Ein Mitarbeiter des indischen Pharmakonzerns Ranbaxy, der als „Pharma-Whistleblower“ gilt, erklärt, dass sich die Pharmakonzerne so sehr auf die Kosten und Ausgaben konzentrierten, dass die Qualität vernachlässigt werde. Aber weil auch die meisten Pharmahersteller aus den europäischen Staaten für die Herstellung ihrer Präparate (Generika und Originale) günstigere Anbieter in Asien beauftragten, betreffe dieses Qualitätsproblem auch uns, heißt es im Beitrag weiter. Das Problem: Die beauftragten Hersteller beauftragen ihrerseits wieder andere Subunternehmen, die sich dann nicht mehr an die Good Manufacturing Practices (GMP) halten.
4 Kommentare
Anreize
von Holger am 23.05.2017 um 8:26 Uhr
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AW: Anreize
von Clara am 25.05.2017 um 15:15 Uhr
Schmidt hat die Lieferketten wissentlich gebrochen
von Ratatosk am 19.05.2017 um 9:10 Uhr
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AMK, ZL, Apotheken ... bitte zur "Front" ...
von Christian Timme am 18.05.2017 um 14:07 Uhr
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