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Wer den ersten DocMorris-Arzneimittel-Abgabeautomaten live erleben wollte, musste sich beeilen: Denn nach nur 48 Stunden hat das Regierungspräsidium den Automaten verboten und geschlossen. DAZ-Herausgeber Peter Ditzel hat es in diesem kleinen Zeifenster aber geschafft, sich in Hüffenhardt umzuschauen. Ein Erlebnisbericht.
Wer Deutschlands erstes und einziges „Arzneimittelabgabeterminal mit Beratungsfunktion“, inspired and made by DocMorris, erleben wollte, musste sich beeilen. Ich habe es geschafft, ich war drin. Aber ich gestehe: Es war knapp. Denn kurz nach meinem Besuch wurde es schon wieder dicht gemacht.
Heute, am Freitagmorgen, fuhr ich nach Hüffenhardt – ich wollte sehen, wie das Unmögliche möglich sein sollte: Arzneimittelabgabe ohne Apotheke. DocMorris probt die telepharmazeutische Zukunft. Hüffenhardt, eine 2000 Seelen-Gemeinde im Neckar-Odenwaldkreis, liegt eine gute Stunde von Stuttgart entfernt. Nach Heilbronn geht’s runter von der Autobahn A 6 auf die Landstraße durch blühende Rapsfelder, Wälder und Felder, dreimal abbiegen und das Örtchen liegt idyllisch vor einem.
Es ist ein kleiner, ruhiger Flecken, keine Menschen auf der Straße, die man hätte befragen können, ob sie ihrer neuen telepharmazeutischen Betreuung mit Arzneimittelabgabeterminal sehnsüchtig entgegensehen. Ob sie sich darauf freuen, in einem kleinen Räumchen mit einem Bildschirmapotheker zu chatten oder per Live-Video zu plaudern, um dann ihr Rezept in einen Schlitz zu stecken, ihre Geld- oder Kreditkarte in einen anderen Schlitz, damit dann neben ihnen, wenn alles gut geht, aus einem Schacht ihre Arzneimittel purzeln – so sie denn vorrätig sind. Öffnungszeiten Mo bis Fr von 9 bis 12.30 und 15 bis 18 Uhr, Sa von 9 bis 12 Uhr.
Die „Welcome-Managerin“ und ein DocMorris-Pressesprecher zeigen mir die grün-weißen Räume und erklären, wie man sich die Arzneimittelberatung und -versorgung der Hüffenhardter Bürgerinnen und Bürger gedacht hat. Klar, der Bürgermeister sei auch schon da gewesen. Und ein Kunde angeblich auch schon. Auf dem Bildschirm darf ich noch einen jungen Apotheker begrüßen, zugschaltet per Video aus der DocMorris-Zentrale im niederländischen Heerlen: Er ist einer der Videoapotheker, der die Beratung der ach so pharmazeutisch unterversorgten Gemeinde Hüffenhardt durchführen soll.
Eben noch auf, dann geschlossen
Sorge, dass die Behörde die Tür zuschließt, habe man nicht, heißt es. Immerhin habe man ja die Lagerung der Arzneimittel ordnungsgemäß angezeigt. Aber, so wollte ich wissen, der Kunde bekommt doch seine Arzneimittel ausgehändigt – ist das denn keine Arzneimittelabgabe? Ach wissen Sie, erklärt man mir, das ist doch eher eine Art Versand, also so eine Versandabholstelle. Muss man das verstehen?
Als ich die Hüffenhardter Stätte der pharmazeutischen Zukunft, wie sie sich DocMorris vorstellt, verlasse, sehe ich schräg gegenüber einen kleinen Briefkasten am Haus des Frisörs: „Rezeptsammelstelle“ steht da in großen Lettern drauf und der Name der Apotheke aus dem Nachbarort. Da fahre ich hin, nur fünf Kilometer entfernt. Ich frage den Apotheker, ob er schon vor der neuen Konkurrenz zittere. Ich ernte ein müdes Lächeln, und achselzuckend meint er zur Lage: „Ich versteh‘ die Welt nicht mehr.“ Und seine Rezeptsammelstelle möchte er nicht kommentieren.
Ich fahre zurück nach Stuttgart. Etwa anderthalb Stunden Autofahrt durch schöne Landschaften. Angekommen in der Redaktion mache ich den PC an und lese: „Behörde schließt DocMorris-Abgabeautomaten“. Das ging schnell, vorgestern erst geöffnet, heute geschlossen. Die Beamten sind sich nun sicher, dass dieses Abgabemodell rechtswidrig ist. Wär’s anders gekommen, hätte man die Welt wirklich nicht mehr verstanden. Hatte DocMorris wirklich allen Ernstes geglaubt, damit durchzukommen? Oder war das Hüffenhardt-Modell vielleicht einfach nur eine passende Gelegenheit für DocMorris, das Thema „Landversorgung“ öffentlichkeitswirksam in die Medien zu bringen?
2 Kommentare
Wo liegt das Problem
von Hagen am 21.04.2017 um 20:49 Uhr
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Abgabeautomat
von Ratatosk am 21.04.2017 um 18:44 Uhr
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