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Beratungs-Quickie
Mit Postericort gegen Hämorrhoidalleiden
Welche Punkte sind bei der Beratung in der Apotheke wichtig? Was für Zusatzinformationen können Sie zu den verordneten Arzneimitteln geben? Im „Beratungs-Quickie“ stellen wir jeden Donnerstag einen neuen Fall vor. Diesmal geht es um eine Verordnung über ein Medikament für einen älteren Herrn gegen sein Hämorrhoidalleiden.
Ein sehr ungeduldig wirkender Mann betritt die Apotheke. Der Kunde hat es sehr eilig und möchte nur das Rezept einlösen, das er soeben bei seinem Arzt bekommen hat. Er wisse schon, was er mit dem Medikament machen solle und benötige keine Beratung.
Formalien-Check
Verordnet ist eine N1-Packung Postericort®. Das Rezept ist vollständig, aber nicht eindeutig. Ohne Angabe der Darreichungsform ist eine Rücksprache mit dem Arzt notwendig, da es sich sowohl um eine 25 g Salbe Postericort® mit oder ohne Analdehner als auch um zehn Stück Postericort® Suppositorien handeln kann. Auf die Frage, was der Arzt ihm zur Anwendung gesagt habe, entgegnet der Kunde, dass es eine Salbe sein solle.
Der Arzt hat den Aut-idem-Austausch nicht ausgeschlossen, Rabattverträge sind daher zu beachten. Eine Befreiung liegt nicht vor.
Ab Ausstellungsdatum ist die Verordnung einen Monat gültig.
Beratungs-Basics
Es gilt, den Wunsch des Kunden zu berücksichtigen. Ohne seine Zustimmung sollte keine Beratung erfolgen. Ist dem Kunden das Thema Hämorrhoidalleiden lediglich unangenehm, kann ihm eine diskrete Beratung in der Beratungsecke oder in einem Beratungszimmer angeboten werden.
Die Blutgefäße im Hämorrhoidalgeflecht können sich aus verschiedenen Gründen erweitern und sich knotig vergrößern. Vergrößerte Hämorrhoiden bleiben oft unbemerkt. Treten Beschwerden wie Juckreiz, Brennen, Blutungen, Nässen oder ein Druckgefühl im After auf, dann handelt es sich um ein Hämorrhoidalleiden (mit Analekzem).
Postericort® enthält den Wirkstoff Hydrocortisonacetat. Das lokal angewendete Corticoid wird zur akuten Behandlung von Analekzemen, Analfissuren oder Hämorrhoidalleiden eingesetzt. Die Salbe wird morgens und abends auf die zu behandelnden Haut- und Schleimhautstellen aufgetragen und zur Anwendung am äußeren After mit dem Finger vorsichtig eingerieben. In diesem Zusammenhang sind dem Kunden als Zusatzverkauf Fingerlinge anzubieten. Für den Gebrauch im Analkanal und angrenzenden Enddarm kann der beiliegende Applikator mit seitlicher Austrittsöffnung benutzt werden. Nach der Anwendung ist der Applikator mit einem saugfähigen Tuch abzuwischen und mit der Verschlusskappe zu verschließen. Befindet sich die Salbe einige Zeit nicht in Gebrauch, ist der Applikator abzuschrauben und mit warmem Wasser zu reinigen.
Die Anwendung der Salbe erfolgt möglichst nach der Stuhlentleerung und vor dem Schlafengehen. Bei gutem Ansprechen kann eine Dosisreduktion erfolgen und die Salbe nur einmal täglich alle zwei bis drei Tage aufgetragen werden.
Die Behandlungsdauer bestimmt der behandelnde Arzt. Sie richtet sich nach der Schwere des Hämorrhoidalleidens. Die Salbe sollte jedoch nicht länger als zehn Tage ohne Unterbrechung angewendet werden.
Häufig kommt es unter der Behandlung zu allergischen Reaktionen, die sich in Brennen, Juckreiz und Spannungsgefühl äußern können. Auch Blutungen und Follikulitiden sind möglich.
Bei länger dauernder Anwendung kann die cortisonhaltige Salbe zu Gewebeschwund, Streifenbildung der Haut, Erweiterung der feinsten Gefäßverästelungen (Teleangiektasien) und Steroidakne führen. Außerdem sind bei hoher Dosierung über längere Zeit systemische Wirkungen nicht auszuschließen.
Während der Anwendung der Salbe sind als Wäscheschutz Analvorlagen zu verwenden.
Nach Anbruch ist der Tubeninhalt sechs Monate haltbar.
Auch noch wichtig
Hämorrhoidalleiden entstehen vor allem durch starkes Pressen und Nachpressen beim Stuhlgang. Deshalb ist es bei der Behandlung eines Hämorrhoidalleidens wichtig, auf eine Erweichung des Stuhls zu achten. Außerdem sollte der Kunde das Erzwingen eines Stuhlgangs durch Pressen unterlassen. Ein täglicher Stuhlgang ist keinesfalls erforderlich, alle drei Tage ist ausreichend.
Bei chronischer Verstopfung und bei Beschwerden durch Hämorrhoiden ist die regelmäßige Einnahme von Quell- und Ballaststoffen empfehlenswert, wie beispielsweise von Macrogolen oder von Flohsamenschalen. Die Präparate werden in einem großen Glas Wasser gequollen. Zusätzlich ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens zwei Litern täglich zu achten.
Andere Ursachen für die Entstehung von vergrößerten Hämorrhoiden können eine Schwangerschaft, Übergewicht, chronischer Husten, erblich bedingte Bindegewebsschwäche oder ein langes Verweilen auf der Toilette sein. Auch das Absetzen eines zu weichen, ungeformten Stuhlgangs bei häufigen Durchfällen oder bei Abführmittelmissbrauch kann ein Hämorrhoidalleiden hervorrufen.
Die verordnete Postericort® Salbe kann gegen leichte Beschwerden wie Juckreiz und Schwellungen helfen. Außerdem kommen zur Akuttherapie eines Hämorrhoidalleidens Salben oder Zäpfchen mit dem örtlich betäubenden Wirkstoffen Lidocain zum Einsatz (Posterisan akut® Salbe und Suppositorien). Auch pflanzliche Präparate (Hametum® Hämorrhoiden) können die Symptome vorübergehend lindern. Die vergrößerten Hämorrhoiden werden dadurch aber nicht verkleinert. Je nach Schweregrad und Komplikationsrisiko kommen deshalb weitere Therapien wie eine Verödung, Ligaturtherapie (Gummibandligatur oder Hämorrhoidalarterien-Ligatur (HAL)), Laserverfahren oder in späteren Stadien eine Operation zum Einsatz.
Darf´s ein bisschen mehr sein?
- Eine Selbstbehandlung der Symptome ohne vorherige Diagnostik darf nicht erfolgen. Ein Spezialist (Proktologe oder Gastroenterologe) muss unbedingt andere Ursachen von Enddarmbeschwerden, wie zum Beispiel Darmkrebs, ausschließen.
- Dem Kunden ist eine ausgewogene und vor allem ballaststoffreiche Kost mit reichlich Gemüse, Obst und Vollkornprodukten sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr anzuraten. Zudem kann regelmäßige körperliche Bewegung Verstopfung vorbeugen.
- Für den Stuhlgang ist ein sogenannter Toilettenhocker empfehlenswert. Es handelt sich dabei um einen Fußschemel. Die Beine setzt man nicht auf den Boden, sondern auf den Hocker. So entsteht eine natürliche Kauerstellung.
- Bei Hämorrhoidalleiden ist die Verwendung von weichem Toilettenpapier empfehlenswert.
- Nach jedem Stuhlgang ist die Analregion gründlich mit warmem, klarem Wasser zu reinigen. Der Einsatz von parfümierten Feuchttüchern oder Seife kann zur Entwicklung einer Allergie beitragen und ist nicht empfehlenswert.
- Zusätzlich können dem Kunden Sitzbäder empfohlen werden. Geeignete Badezusätze enthalten Kamillenblüten-, Eichenrinden- oder Hamamelisextrakte.
- Zur Prophylaxe in der beschwerdefreien Zeit eignet sich das pflegende Präparate Posterisan protect® mit einem Hautschutzkomplex, der vor Reizungen schützt.
1 Kommentar
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von Joachim Sievers am 07.04.2017 um 10:06 Uhr
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