Europa, Deine Apotheken - Österreich

Von dispensierenden Ärzten und Versandfeinden

Wien - 28.03.2017, 06:55 Uhr

Versandkritiker in der Alpenrepublik: Österreichs Apothekenmarkt ist streng reguliert. Nur sehr selten werden neue Apotheken eröffnet. (Foto: dpa)

Versandkritiker in der Alpenrepublik: Österreichs Apothekenmarkt ist streng reguliert. Nur sehr selten werden neue Apotheken eröffnet. (Foto: dpa)


Kein Fixhonorar, nur prozentuale Marge für Apotheker

Das österreichische System der Arzneimittelpreisbildung unterscheidet sich in einigen Punkten vom deutschen Modell. Zunächst können die Hersteller in Österreich ihre Preise noch frei festlegen. Wollen sich die Hersteller ihre Produkte aber von den Krankenkassen erstatten lassen, müssen sie die Arzneimittel in einer Positivliste eintragen lassen. Und die Preise dieser Medikamente sind reguliert: Sie müssen sich am EU-Durchschnittspreis für das jeweilige Präparat orientieren.

Tab. 1: Aufgliederung der Arzneimittelpreise auf die Vertriebsstufen in ausgewählten Nachbarländern
  Durchschnittlicher Gesamtpreis Fabrikabgabe-
preis(FAP)
Großhandels-
spanne
Apothekenspanne
(% des Gesamtpreises)
Mehrwert-
steuer
Deutschland 33,6 18,0 1,3 8,90 (26,5) 5,4
Schweiz 26,05 19,6 1,2 4,60 (17,7) 0,6
Österreich 17,57 12,3 1,0 2,60 (14,8) 1,6
Niederlande 12,15 8,4 0,6 2,40 (20,0) 0,7
Frankreich 9,67 7,2 0,5 1,80 (18,7) 0,2
Polen 6,46 4,8 0,4 0,80 (12,4) 0,5
* Angaben in Euro, Gesamtpreis nicht gerundet, andere Angaben auf eine Dezimalstelle
Quelle: Nach „Daten und Fakten 2016“ der Österreichischen Apothekerkammer auf Basis einer Studie des Instituts für Pharmakoökonomische Forschung (IPF) 2015

Auch die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel unterscheidet sich vom deutschen Steuermodell: Sie liegt bei 10 Prozent, bis Ende 2008 hatte es auch in Österreich noch keine ermäßigte Mehrwertsteuer gegeben. Trotzdem bewegt sich Österreich laut einer Studie des Wiener Institutes für Pharmaökonomie im EU-Vergleich im oberen Drittel der durchschnittlichen Arzneimittelpreise. Demnach erstatten die Krankenkassen im Schnitt 17,57 Euro für eine Arzneimittelpackung. Spitzenreiter in dieser Studie ist Deutschland mit 33,60 Euro pro Packung, der EU-Durchschnitt liegt bei etwa 14,80 Euro (Tabelle 1).

Auch in Österreich gibt es einen Kassenabschlag

Auf den Erstattungspreis inklusive Mehrwertsteuer werden wie in Deutschland das Großhandels- und Apothekenhonorar aufgeschlagen. Das Apothekenhonorar ist prozentual degressiv: Das heißt, dass die Pharmazeuten für Medikamente mit niedrigen Einkaufspreisen eine höhere prozentuale Spanne erwirtschaften als für teure Arzneimittel. Außerdem gibt es in Österreich auch einen Kassenabschlag: Die Krankenkassen, bei denen die Apotheker am meisten abrechnen, erhalten von den Pharmazeuten einen Rabatt. 

Außerdem müssen Apotheker, deren GKV-Umsatz über dem Durchschnitt aller anderen Apotheken liegt, einen weiteren Sonderrabatt in Höhe von 2,5 Prozent gewähren. Diese Regelung gilt allerdings nicht für Arzneimittel, die weniger als 200 Euro kosten. Berücksichtigt man alle Rabatte und Abschläge an die Kassen, schwankt die Rx-Gewinnmarge der Apotheker zwischen 3,8 Prozent und 25,1 Prozent (je nach Einkaufspreis). Der Studie des Wiener Pharmaökonomie-Institutes zufolge erhalten Österreichs Apotheker im Durchschnitt 2,61 Euro pro Packung. Auch in dieser Kategorie soll Deutschland im EU-Vergleich führen: Hierzulande bekommen Apotheker demnach im Schnitt 8,93 Euro von den Kassen erstattet.

Immer mehr Apohekenbeschäftigte

Einen deutlichen Trend nach oben gibt es bei den Zahlen der Apotheken-Beschäftigten- Laut Apothekerkammer arbeiteten Ende 2014 mehr als 16.100 Menschen in Österreichs Apotheken. Insgesamt wurden in den Apotheken seit 2005 knapp 3.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Alleine die Zahl der in einer Offizin beschäftigten Apotheker (inkl. Apothekenbesitzer) stieg seit 2005 um mehr als 800 an. Mit knapp 89 Prozent ist der Frauenanteil im Apothekenteam ähnlich hoch wie hierzulande. (s. Tabelle 2)

Tab. 2: Kennzahlen zur Beschäftigung in österreichischen Apotheken (Frauenanteil an der jeweiligen Gruppe in % in Klammern)
Art der Beschäftigung
Anzahl der Personen
Apotheker
5647 (78,8)
  • selbstständig
1432 (54,4)
  • angestellt
4215 (87,1)
Sonstiges Apothekenpersonal
10467 (93,7)
  • pharmazeutisch-kaufmännische ­Angestellte (PKA), Lehrlinge
6689
  • sonstige Angestellte und Hilfspersonal
3778
Gesamtzahl 2014
16.114 (88,5)


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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