SPD-Politikerin Dittmar

„Honorarreform ist zielführender als Rx-Versandverbot“

Erfurt - 20.12.2016, 16:55 Uhr

Die SPD-Gesundheitspolitikerin Sabine Dittmar beim Besuch in der Neuen Marien Apotheke des Vorsitzenden der Landesapothekerkammer in Thüringen, Ronald Schreiber. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Steffen
Lemme sowie Stefan
Fink von der ABDA waren gleichfalls angereist. (Foto: Abgeordnetenbüro)

Die SPD-Gesundheitspolitikerin Sabine Dittmar beim Besuch in der Neuen Marien Apotheke des Vorsitzenden der Landesapothekerkammer in Thüringen, Ronald Schreiber. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Steffen Lemme sowie Stefan Fink von der ABDA waren gleichfalls angereist. (Foto: Abgeordnetenbüro)


ARMIN ist dem Medikationsplan „bei weitem überlegen“

Bei ihrem Besuch in Erfurt ließ sich Dittmar auch über die Fortschritte beim Modellprojekt zum Medikationsmanagement ARMIN informieren. Ärzten und Apothekern hatte der Bundestag 2012 ermöglicht, regional zu testen, wie die Arzneimitteltherapiesicherheit verbessert werden kann. Gestartet wurde das Projekt im Vertragsgebiet der AOK Plus (Sachsen und Thüringen) zusammen mit den dortigen Kassenärztlichen Vereinigungen und den Landesapothekerverbänden. Im April 2014 wurde das erste ARMIN-Modul, die Wirkstoffverordnung, in Betrieb geschaltet, später der Medikationskatalog. Seit Juli 2016 können teilnehmende Apotheker und Ärzte multimorbiden Patienten der AOK Plus ein umfassendes Medikationsmanagement anbieten.

Da ARMIN die pharmazeutische Kompetenz der Apotheker einbeziehe, sei sie davon überzeugt, dass das Modellvorhaben dem kürzlich eingeführten Medikationsplan „bei weitem überlegen“ ist, erklärte Dittmar. Zusammen mit ihrem SPD-Kollegen Steffen Lemme, der den nördlich von Erfurt gelegenen Wahlkreis Kyffhäuserkreis-Sömmerda-Weimarer Land im Bundestag vertritt, lies die Gesundheitspolitikerin sich das System vom Apotheker Ronald Schreiber zeigen, dem Vorsitzenden der Landesapothekerkammer Thüringen.

Auch Stefan Fink, Mitglied des Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands der ABDA und Inhaber der Classic-Apotheke im nicht weit entfernten Weimar, machte sich beim Besuch der SPD-Politikerin für ARMIN stark. Doch auch wenn es für die Zusammenarbeit zwischen Apothekern und Ärzten vorbildlich ist, gibt es noch erhebliche Herausforderungen – so bei der Bereitschaft der Ärzte, hieran überhaupt teilzunehmen.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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9 Kommentare

Es dreht sich letztlich für die SPD ALLES ums Gabriel-Honorar-Gutachten!

von Wolfgang Müller am 22.12.2016 um 19:04 Uhr

Es wird immer klarer, dass sich für die SPD aus dem Projekt "Gabriel-Gutachten zur Apothekenhonorars-Anpassung“ ganz andere Ziele ergeben könnten, als es einmal schien. Dies könnte nun durch das EuGH-Urteil und die Diskussion um das Rx-Versand-Verbot bedenklich befeuert werden.

Es wird ja immer klarer ausgesprochen, dass es sich in Wirklichkeit nun um eine größere Honorar-REFORM handeln könnte/sollte/müsste. Und ich halte es inzwischen sogar für recht wahrscheinlich, dass all die Äußerungen von Lauterbach, Dittmar, Schulz-Asche und Co. gegen das Rx-Versand-Verbot inklusive der entsprechenden Alternativ-Vorschläge genau aus diesem Projekt kommen; aus dem "Steuerungs-Ausschuss", oder wie immer das in diesem Fall heißen mag. Bzw. dass das Alles dort mit großer Bedeutungsschwere diskutiert wird, da - na klar - nur so:

"zur Effizienzsteigerung verkrrustete Strrukturen aufgebrrochen und Schwachleister ausgemerzt werden können."

Viele - zum Glück nicht alle - Unternehmensberatungen handeln ja genau und vor Allem: ausschließlich nach diesem rabiat/militärisch/Rücksichts-verachtenden Motto. Und ein Ergebnis aus einem Beratungs-Projekt, wo nicht eine GRUNDLEGEND gnadenlos/neue Struktur vorgeschlagen wird, sondern das bestehende System nur klug gepflegt und verbessert wird, wird oft sowohl vom Auftraggeber als auch vom Berater selbst als völlig unbefriedigend angesehen. Und auch ohne eine „Shooting List“ (z. B. 300 => 250 Mitarbeiter bzw. 20.000 => 13.000 Präsenz-Apotheken) darf es oft nicht abgehen. Auch wenn die Fortführung bestehender Strukturen unter angemessener Verbesserung klar die eigentlich richtige Lösung wäre.

Das ist oft handwerklich natürlich sehr schlecht, aber man muss es als vielleicht damit noch etwas unerfahrener Betroffener (SPD, ABDA, Apotheker allgemein) eben wissen: Oft ist es trotzdem bei (Unternehmens)-Beratungs-Projekten leider genau SO.

Was machen da nun die armen ApothekerInnen? So viel bekannt ist, haben wir einen ABDA-Wirtschafts-Vorstands-Sitz in diesem Projekt bzw. in einem Lenkungs-Gremium. Und: Da die SPD „schwankt“ und dabei immer wieder genau auf dieses Projekt verweist, gibt es gerade wohl kaum ein wichtigeres Forum zur entschlossenen und kompetenten Vertretung unserer Interessen. Aber bitte der RICHTIGEN Interessen, nämlich von denen der betroffenen, typischen INHABER/INNEN.

Lauterbach versucht schon länger ganz offen mit seinem "Beratungskabinen"-Quatsch auch die ApothekerInnen (die vielleicht sogar gerade eine Apotheke mit solchen Kabinen oberstolz/innovativ eröffnet haben?) in diese Richtung zu drängen bzw. zu verarschen. Und Frau Dittmar „wirbt“ jetzt also gemäß obigem Artikel bei meinungsbildenden Apothekern aus dem ja durchaus nicht endgültig durchgesetzten ARMIN-Projekt für „Medikationsmanagement statt Rx-Versand-Verbot“. Die Berater im Gabriel-Projekt werden ggf. rhetorisch/rabulistisch noch viel besser als Lauterbach und Dittmar sein, sonst wären sie ja keine Berater geworden. Hält man uns für a bissele treuherzig/doof? Dass wir dem Geschmeichel erliegen, und uns selbst aus "heilberuflicher" Hybris als Einzelhändler, die wir nun einmal glücklicherweise noch sind, abschießen?

Wenn sich "Die ABDA" im Gabriel-Projekt, oder wo sonst auch immer, weiter von dieser "weg von der Packung"-Strategie begeistern lässt, weil es ja so schön zum genauso fragwürdigen "Perspektivpapier" passt: Dann sind wir normalen, typischen, traditionellen Inhaber-geführten Apotheken schlicht VERLOREN. Medikationsmanagement kann für uns immer nur eine wirtschaftlich nahezu bedeutungslose, fachlich aber hoch willkommene Ergänzung zu einem auskömmlichen Einzelhandelshonorar aus einem erfolgreichen Arzneimittel-VERKAUFS-Geschäft sein.

Wird das bei uns „Oben“ inzwischen verstanden? Wird das endlich so vertreten? Geben wir diese unsere ganz spezielle, kleine Hoffnung in dieser ja insgesamt verdammt schweren Zeit nicht auf.

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Zielführend

von Norbert Veicht am 21.12.2016 um 15:05 Uhr

Die Bemühungen von Frau Dittmar und Herrn Lauterbach sind absolut zielführend. Das Ziel ist aber vermutlich immer noch, die Apothekenzahl auf ca. 10.000 zu reduzieren.
Ich kann nicht glauben, dass Politiker, die sich auf dieses Ressort spezialisiert haben so ahnungslos sind, dass sie die mittelfristigen Konsequenzen ihres Zeitspiels nicht sehen.

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RX-Versandverbot

von Dr. Radman am 21.12.2016 um 9:31 Uhr

Beseitigung der Wettbewerbsverzerrung ist zielführend...

Außerdem, die Bequemlichkeit ist gar nicht so gesund. Ein Gang zur Apotheke, um die Medikamente zu holen ist viel gesunder als auf dem Sofa zu sitzen und Medikamente zu bestellen. Dadurch wird den Kreislauf in Schwung gebracht und die soziale Kontakte gestärkt.

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Die Entscheidung des Patienten...

von Christiane Patzelt am 21.12.2016 um 8:55 Uhr

Die Entscheidung des Patienten, ob er etwas online mit Bonus bestellt oder zu mir in die örtliche Apotheke kommt fällt schon beim gerade beim chronischen Patienten zuhause.
In dem Augenblick, sich für den Versand zu entscheiden, bin ich doch vollkommen raus aus der Versorgungskette, das können doch erhöhte Honorare gar nicht kompensieren.
Wenn kein Patientenkontakt stattfindet, dann findet auch keine Beratung statt, dann findet auch keine Honorierung statt.

Es ist immer wieder sehr zäh, der Politik das kleine Einmaleins der Wirtschaft erklären zu müssen, am Ende bleibt es auch ein "rumdoktern" an den Symptomen und führt zu einer Endlosdebatte, die keine konkreten Beschlüsse zur Folge hat.
Uns schwimmen die Felle davon, ich habe im Vergleich zum Vorjahr ( 01.12. - 20.12. ) bisher schon 35tausend Euro weniger Rezeptumsatz.
Ich gucke mir das gerne noch ein bissl an, kann mir aber auch jetzt schon ausrechnen, wohin der Zug so fährt.

Schön, dass die Politik so einen langen Atem hat -- ich habe ihn nicht und ich muss ihn auch nicht haben!
Wir vor Ort beobachten genau, wer sich hier wie verhält und bisher kann ich nur konstatieren:
die SPD und die Grünen vernichten qualifizierte Frauenarbeitsplätze vor Ort!! Ich kann das auch gerne groß auf 4 Schaufensterscheiben plakatieren -- habe ich kein Problem damit!! Frau Dittmer, ich fordere eine andere Lösung und zwar baldigst, sonst können Sie sich die qualifizierte Beratung der Apotheke um die Ecke nur noch in der Schweiz oder in Österreich angedeihen lassen. Hier in D versorgen Sie dann Rossmann,DM und die ausländischen Versender, die ja so dringend das Flächenland Deutschland bespielen möchten!
Die Politik möge sich überlegen, wieviele Apotheker sie eigentlich noch hat und ob es nicht an der Zeit wäre, unser Potential sinnvoll zu nutzen! Es taugt die beste Therapie nichts, wenn es niemanden gibt, der den Patienten darin bestärkt, sie durchzuführen! Die Krankenhäuser platzen aus allen Nähten, wenn die "Bagatellen", die wir im Notdienst versorgen, gleich ins Klinikum wandern. Jede Arztpraxis wird heillos überlaufen und überfordert sein, wenn die Rückfragen zu Medikamenten nur in der Arztpraxis geklärt werden können!
Wenn das gewünscht ist, bitte - gerne..Ich als Apotheker bin so spezialisiert in meinem Wissen, es gibt mehrere (europäische) Länder, die suchen händeringend..

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Kausalkette

von Anita Peter am 21.12.2016 um 7:12 Uhr

Wenn das RX VV nicht kommt, fällt das gesamte Preissystem in Deutschland. Und dann wird es nur Verlierer geben. Da kann man noch solange über Honoraränderungen fabulieren. Kommt kein RX VV, fallen für die Kassen die Rabattverträge weg.

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Wettbewerb als soziale Tat!?

von Christian Giese am 20.12.2016 um 22:41 Uhr

Es ist und bleibt doch vollkommene soziale Idiotie, "aus guten Gründen verschriebene Arzneimittel" einerseits einer gnadenlosen Wettbewerbslandschaft auszusetzen und später dann andererseits jenen den Verzicht zuzumuten, die sich die verwettbewerbten Preise nicht mehr leisten können!

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Danaergeschenk

von Dr. Ralf Schabik am 20.12.2016 um 19:00 Uhr

Ich kann die quälende, zeitverschwendende Diskussion nicht mehr hören ! Kernproblem ist nicht die Vergütung an sich. Mit der könnte man sich irgendwie arrangieren, wenn sie einen vernünftigen Inflationsausgleich hätte. Problem EINS ist, dass gewisse Versender mit Boni, die aus ordentlichem, verordnungskonformem Geschäftsbetrieb nicht zu erwirtschaften sind, Patienten aus der Apotheke vor Ort abziehen. Daran ändert auch ein höheres Honorar nichts - im Gegenteil, die Apotheke vor Ort wird scheinbar noch teurer. Problem ZWEI ist, dass die Apotheken vor Ort zu Tode bürokratisiert werden und durch schikanöse Retaxationen zum Teil um bis zu 100% der Vergütung geprellt werden. Die Versender hingegen haben alle Zeit der Welt, die irren Formalien zu prüfen. Und Problem DREI ist, dass die Versender keine defizitären Aufgaben (Rezepturen, BtM, komplexe Hilfsmittel mit den zugehörigen absurden Versorgungsverträgen und miserablen Spannen) haben. Zu KEINEM der drei Punkte hören wir irgendetwas von der Politik ! Gröhe tut wenigstens etwas - auch wenn ein Versandverbot sicher nicht die beste aller Lösungen ist. Aber solange keine Partei einen besseren Vorschlag macht, ist der Spatz in der Hand besser als die Taube auf dem Dach.

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AW: Make pharmacies great again.

von Christian Timme am 20.12.2016 um 21:01 Uhr

So-isses, sorry geklaut aber passend. Und nochmal gekl ...: Make pharmacies great again. Und jetzt aber, die Uhr tickt, es ist 5 Minuten vor 12.

Nicht täuschen lassen!

von Pöppl Christian am 20.12.2016 um 18:37 Uhr

Bitte nicht täuschen lassen! Eine Honorarreform, fals Sie wirklich jemals kommen sollte , kann doc morris nicht stoppen. Beratung können die auch erbringen! "Kabiinen-Tarife" sind sowieso nor Lobbyarbeit von doc morris bei Herrn Lauterbach,,,,denn wer hindert denn die Versender in jedem Supermarkt Kaninen zur Beratung aufzustellen!

Selbst ein Honorar welches nur durch persönliche Beratung ausgezahlt wird, könnte mt den Vieokabinen unterlaufen werden!
Und selbst wenn ein Teil unseres Honorares wirklich nur durch Beratung ausgezahlt werden würde,dann bleibt immer noch ein Teil als Fix-Gehalt stehen, welcher den Versendern ausreicht, weil die ja immer noch Rabatte erhalten! Also muß dann auch für uns das RAbattverbot fallen!

Die SPD will uns nicht helfen, sonst würde sie jetzte den RX Versand verbieten, und uns Zeit verschaffen. Damit dann die Diskusiion um ein neues Honorar in Ruhe geführt werden kann!

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