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Abgabe-Automat in Hüffenhardt
DocMorris ist „allemal einen Versuch wert“
In Hüffenhardt testete der Bürgermeister nun zum ersten Mal die Videoberatung von DocMorris. „Man gewöhnt sich daran“, erklärt er. In einem Fernsehbeitrag kommt die Rezeptsammelstelle der „Apothekerzunft“ nicht gut weg, ein vermeintliches Geschenk von DocMorris hingegen schon.
„Nach Hüffenhardt muss man schon weit fahren – raus aufs Land, durch die sanften Hügel des Odenwalds“, heißt es in einem Beitrag des SWR von Montagabend. „Doch es tut sich was in Hüffenhardt“, moderiert der Sender einen Bericht über den neuen Abgabe-Automat von DocMorris an. In dem Haus, in dem 30 Jahre lang die Brunnen-Apotheke residierte, werde bald ein digitaler Beratungsservice mit automatischer Arzneimittelabgabe seinen Betrieb aufnehmen. Die Apotheke steht seit einem Jahr leer, da die Suche nach einem Nachfolger ergebnislos blieb.
„Hüffenhardt ist für uns ein kleines Abenteuer“, erklärt DocMorris-Strategiechef Max Müller in dem Fernsehbeitrag. Die Firma habe der Fachpresse entnommen, dass es in der Gemeinde ein Problem gibt. „Wir haben einen Lösungsvorschlag“, sagt Müller. Dieser kam beim Bürgermeister Walter Neff gut an – fürs Fernsehen durfte er jetzt zum ersten Mal die Videoberatung „Apotheke der Zukunft“ testen, wie es beim SWR hieß.
Bürgermeister und viele Bewohner seien zufrieden
Man müsse sich daran gewöhnen, dass man nicht mit einem Apotheker spricht, „sondern mit einem Bildschirm“, erklärt Neff gegenüber DAZ.online. Anfangs sei dies vielleicht „etwas komisch“, doch insgesamt sei es eine positive Erfahrung. „Im Großen und Ganzen ist es eine tolle Sache“, sagt der Bürgermeister.
Bei vielen Bewohnern des 2000-Einwohner-Dorfes kommt das neue Angebot recht gut an, behauptet der SWR-Beitrag. „Automat oder Apotheker – bei wem sie ihre Medikamente kaufen ist den meisten in Hüffenhardt ziemlich egal, für sie zählte nur, dass sie versorgt sind“, heißt es in dem Beitrag. „Die Apotheke steht jetzt schon seit einem Jahr leer, sie will keiner haben, und einen Versuch ist es allemal wert“, sagt eine Bürgerin. „Besser wenn man es am Ort hat, wie wenn man sechs oder zwölf Kilometer zur nächsten Apotheke fahren muss“, erklärt eine weitere – und ein anderer Bewohner weist darauf hin, dass auch in der Nachbargemeinde die Apotheke bald geschlossen werden könnte. Nur eine Hüffenhardterin widersetzt sich DocMorris. „Wer da hin will, soll hingehen. Ich werde es nicht tun“, sagt sie.
Angebot der analogen Apotheker „ein bisschen mager“
Die im Ort installierte Rezeptsammelstelle kommt im Fernsehbeitrag nicht gut weg. „Und das ist es, was die Apothekerzunft dem online-Konkurrenten entgegensetzt – ein Briefkasten für Rezepte“, erklärt die Sprecherin. „Ein bisschen mager, wenn man bedenkt, dass die DocMorris-Filiale in Hüffenhardt für die Apothekerkammer ein rotes Tuch ist.“
Der Präsident der Baden-Württembergischen Landesapothekerkammer, Günther Hanke, verteidigt gegenüber dem SWR die Apotheke vor Ort – und kritisiert das neue Angebot der holländischen Versandapotheke. „Die machen alles, um Geld zu verdienen – und da haben sie halt die Möglichkeit gesehen, in bestehenden Räume irgendein Konstrukt zu machen“, sagt er. „Es geht hier nicht einer Firma aus Holland um irgendwelche menschliche Nächstenliebe und die Versorgung vor Ort, sondern nur ums Geld und Geschäfte“, erklärt Hanke.
Hüffenhardt könnte Schule machen
Wann genau der Abgabeautomat von DocMorris eröffnet werden soll sei noch offen, erklärt Bürgermeister Neff gegenüber DAZ.online – es könnte aber schon in wenigen Wochen der Fall sein. Der Abgabe-Automat sei aber noch nicht in Betrieb.
Und wie geht es weiter? „Das Beispiel Hüffenhardt könnte Schule machen – ein Horror für alle analogen Apotheker“, heißt es beim SWR. Doch auch Landespolitiker haben sich skeptisch geäußert, wie der Sozialminister Manne Lucha (Grüne). „Im vorliegenden Fall in Hüffenhardt ist eher die Gefährdung bestehender und funktionierender Strukturen zu befürchten“, erklärte sein Ministerium gegenüber DAZ.online. Doch dies wird DocMorris wohl kaum abhalten können, den neuen Service in Betrieb zu nehmen. Offen bleibt bislang, inwiefern Genehmigungen für den Betrieb der virtuellen Filiale bereits vorliegen und was für eine Zulassung DocMorris beantragt hat – oder beantragen will.
Spendet der Versender noch schnelles Internet?
Der Beitrag endet mit einer verdrehten Darstellung. Da DocMorris eine Highspeed-Datenleitung brauche, gebe es für die Dorfbewohner nun „Gratis High-Speed Internet“. „Allein darum dürften sie alle anderen Dörfer beneiden“, endet der Fernsehbeitrag. DocMorris schenkt den Hüffenhardtern also einen kostenlosen und schnellen Internetzugang?
Nein, sagt er Bürgermeister. „Es gibt nichts gratis“, betont Neff. Der Internetausbau sei eine „glückliche Fügung“ gewesen – nicht nur Hüffenradt sondern der gesamte Neckar-Odenwald-Kreis sei unabhängig vom holländischen Versender dabei, das schnelle Internet auszubauen. „Das hat nichts speziell mit DocMorris zu tun“, erklärt der Bürgermeister.
9 Kommentare
ApoBetrOrdnung
von Andrea am 02.04.2017 um 12:20 Uhr
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Jetzt erfreuen wir uns gemeinsam am ...
von gabriela aures am 13.12.2016 um 22:29 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Jetzt erfreuen wir uns gemeinsam am
von gabriela aures am 13.12.2016 um 22:31 Uhr
Ja, ein bisschen mager...
von Christian Becker am 13.12.2016 um 13:26 Uhr
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Video-Apotheke Hüffenhardt
von Dr. Christoph Mauz am 13.12.2016 um 12:42 Uhr
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Widerspruch, Herr Hanke ! :-)
von gabriela aures am 13.12.2016 um 12:40 Uhr
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Bin ich da falsch informiert?
von Christiane Patzelt am 13.12.2016 um 12:10 Uhr
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AW: Bin ich da falsch informiert
von Frank Zacharias am 13.12.2016 um 12:24 Uhr
AW: Seit wann ...
von Rainer Witz am 13.12.2016 um 12:26 Uhr
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