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Lucha sieht Hüffenhardt-Pläne kritisch
Sozialministerium Baden-Württemberg: Abgabe-Automat gefährdet funktionierende Strukturen
Die neue grün-schwarze Landesregierung bekennt sich in ihrem Koalitionsvertrag zur Telemedizin: Grüne und CDU haben vereinbart, telemedizinische Angebote zu unterstützen und auszubauen. Man wolle erproben, wie „digitale Infrastruktur und Gesundheitsversorgung“ für Patienten zusammengeführt werden können.
Die Pläne der holländischen Versandapotheke DocMorris in Hüffenhardt sieht das Ministerium hingegen „eher kritisch“. Dort will DocMorris einen „Digitalen Beratungsservice mit Abholfunktion für Arzneimittel“ in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Apotheke einrichten. Im Stuttgarter Ministerium hat man sich zumindest politisch schon ein Bild von den Plänen gemacht: „Gerade im direkten Patientenkontakt werden manche Fragen, beispielsweise zu Gegenanzeigen oder Neben- und Wechselwirkungen erst aufgeworfen. Viele moderne Arzneimittel sind zudem erklärungsbedürftig. Auch der Aspekt des persönlichen Gesprächs sollte nicht vernachlässigt werden – eine Funktion, die ein automatisches System nicht ersetzen kann.“
Grundsätzlich sei es so, dass telemedizinische Systeme nur dort sinnvoll seien, wo sie bestehende Lücken schließen oder Behandlungsstrukturen verbessern könnten, erklärte eine Sprecherin. „Im vorliegenden Fall in Hüffenhardt ist eher die Gefährdung bestehender und funktionierender Strukturen zu befürchten.“
Offenbar befürchtet man in Stuttgart, dass die Vor-Ort-Apotheken unter dem DocMorris-Angebot leiden und die Versorgung dadurch ausgedünnt werden könnte. Es führe zu einem ungleichen Wettbewerb zwischen dem Abgabeautomaten und bestehenden Apotheken, „wenn ein solches automatisiertes System nur für unkomplizierte Situationen, in denen die benötigten Arzneimittel vor Ort bereit liegen, genutzt wird und die Versorgung mit aufwendig herzustellenden Rezepturarzneimitteln, teuren Arzneimitteln oder ausführlichen Beratungsdienstleistungen dann doch in nahegelegenen Apotheken in Anspruch genommen werden“. Dadurch könnten möglicherweise noch weniger Apotheken wirtschaftlich betrieben werden als bisher. „Am Ende dieser Entwicklung könnte ein wesentlich stärkeres Gefälle im Versorgungsniveau zwischen urbanen und ländlichen Gegenden bestehen, als es derzeit der Fall ist.“
Aufsichtsbehörde verweist auf „Visavia-Urteil“
DocMorris scheint in Baden-Württemberg also wenig politische Unterstützung für den Video-Automaten zu haben. Und auch die Fakten sprechen gegen die niederländische Versandapotheke. Gegenüber DAZ.online hatte ein Sprecher des Regierungspräsidiums Karlsruhe, der zuständigen Aufsichtsbehörde für Hüffenhardt, bereits Mitte August auf das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes zum Visavia-Abgabeautomaten hingewiesen. Das Gericht hatte die Abgabe über die Maschine im Jahr 2010 als „im Wesentlichen unzulässig“ bezeichnet.
Natürlich besteht die Möglichkeit, dass DocMorris den Abgabeautomaten in Hüffenhardt gar nicht als Apotheke betrachtet und daher auch keine Zulassung beantragen wird. Doch in diesem Fall dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis die ersten Apotheker gegen DocMorris klagen.
DocMorris selbst will sich weiterhin nicht zu seinen Plänen und seiner Strategie in Hüffenhardt äußern. Dass sich das Unternehmen seiner Sache sicher ist, zeigen jedoch die Umbauarbeiten in Hüffenhardt: Schon jetzt hat DocMorris ordentlich in den Umbau der alten Apotheke investiert. Die komplette Einrichtung wurde herausgerissen, ein neuer Boden verlegt. In den kommenden Wochen soll der Automat eingebaut werden, der sicherlich auch nicht billig war. |
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