Beratungs-Quickie

Marcumar und Gicht

München / Stuttgart - 13.10.2016, 12:00 Uhr

Gut bei Gicht, schlecht bei Marcumar: Grünes Gemüse. (Foto: Jenifoto / Fotolia)

Gut bei Gicht, schlecht bei Marcumar: Grünes Gemüse. (Foto: Jenifoto / Fotolia)


Beratungs-Basics

Allopurinol senkt durch Hemmung der Harnsäureproduktion den Harnsäurespiegel bei Gicht. Die Dosierung beträgt meist einmal täglich 100 - 300 mg Allopurinol nach einer Mahlzeit. Die Tablette ist unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit einzunehmen. Die tägliche Maximaldosis beträgt 800 mg Allopurinol. Ältere Patienten sollten mit der niedrigsten therapeutisch vertretbaren Dosis behandelt werden. Außerdem ist gerade bei dieser Patientengruppe auf eine mögliche Einschränkung der Nierenfunktion zu achten.

In der Einstellungsphase sind durch das Auflösen von Harnsäureablagerungen Gichtanfälle möglich. Als unerwünschte Wirkungen treten unter anderem Magen-Darm-Beschwerden, Schwindel und Schläfrigkeit auf (CAVE: eingeschränkte Reaktionsfähigkeit). Kommt es unter der Behandlung zu Hautreaktionen wie Hautjucken, muss Allopurinol abgesetzt und der Arzt aufgesucht werden.

Der Vitamin-K-Antagonist Phenprocoumon wird als Antikoagulans zur Behandlung und Prophylaxe von Thrombosen und Embolien, zum Beispiel nach Herzinfarkt oder bei Vorhofflimmern, eingesetzt. Die Dosierung wird individuell gemäß INR (International Normalized Ratio, Zielwert meist zwei bis drei) angepasst und regelmäßig überwacht. Ein INR von eins entspricht einer normalen Blutgerinnung, bei einer INR von zwei ist die Gerinnungszeit des Standardthromboplastins verdoppelt. Bei stabil eingestellten Patienten sind INR-Wertbestimmungen mindestens alle drei bis vier Wochen notwendig. Bei älteren Patienten oder Änderung der Begleitmedikation noch häufiger. Die gerinnungshemmende Wirkung tritt erst mit einer Latenz von etwa 36 bis 72 Stunden ein. Die Behandlungsdauer ist abhängig von der klinischen Notwendigkeit. Sie kann sich über mehrere Monate oder gegebenenfalls Jahre erstrecken. Nach Absetzen der Therapie dauert es mindestens sieben bis zehn Tage, bis sich die Gerinnungswerte normalisiert haben. Vor Operationen ist zur Verringerung der Blutungsneigung die Therapie von Phenprocoumon rechtzeitig auf Heparin umzustellen (Bridging).

Die Tagesdosis ist morgens oder abends einzunehmen. Die Tabletten sind unzerkaut mit Flüssigkeit zu schlucken. Unter der antikoagulativen Medikation besteht eine erhöhte Blutungsneigung. Sie zeigt sich sehr häufig durch Nasen- und Zahnfleischbluten, Hämatome nach Verletzungen und Hämaturie.

Nach gleichzeitiger Anwendung mit Allopurinol wurde eine klinisch bedeutsame Wirkungsverstärkung von Phenprocoumon mit erhöhter Blutungsneigung beobachtet. Der Arzt muss die Patientin deshalb besonders engmaschig überwachen.

Das dritte Arzneimittel enthält den ß-Blocker Sotalol und wird bei verschiedenen Herzrhythmusstörungen eingesetzt. Die Dosierung beträgt in der Regel zwei- bis dreimal täglich eine Tablette. Die Tabletten sind unzerkaut mit Flüssigkeit mindestens 30 Minuten vor einer Mahlzeit einzunehmen. Die Resorption von Sotalol kann bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme, insbesondere bei Milchprodukten, vermindert sein.

Vor allem in der Einstellungsphase treten Müdigkeit, Schwindel und Kopfschmerzen auf. Dadurch ist die Reaktionsfähigkeit eingeschränkt.

Bei der Behandlung älterer Patienten ist auf eine mögliche Einschränkung der Nierenfunktion zu achten. Wird Sotalol dennoch verwendet, muss die Nierenfunktion engmaschig kontrolliert werden.



Manuela Kühn, Apothekerin
redaktion@daz.online


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