Interview Kathrin Vogler (Linke im Bundestag)

Apothekenhonorar darf nicht der politischen Willkür unterliegen

Berlin - 09.08.2016, 11:15 Uhr

Fehlanreize beim Apothekenhonorar: Aus Sicht von Kathrin Vogler, gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, sollte das Apothekenhonorar regelmäßig überprüft werden. Außerdem sollten Landapotheken besser unterstützt werden. (Foto: dpa)

Fehlanreize beim Apothekenhonorar: Aus Sicht von Kathrin Vogler, gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, sollte das Apothekenhonorar regelmäßig überprüft werden. Außerdem sollten Landapotheken besser unterstützt werden. (Foto: dpa)


Wir brauchen eine Dynamisierung des Apothekenhonorars

DAZ.online: Klingt so, als ob da noch Luft nach oben wäre… Was würden Sie anders machen beim Apothekenhonorar?

Vogler: Auch wenn wir die Erhöhung bei der BtM- und Rezepturhonorierung begrüßen: Noch besser wäre es, aus der politischen Beliebigkeit herauszukommen und klar definierte Kriterien für eine kostendeckende Honorierung festzulegen und die Höhe entsprechend regelmäßig anzupassen. Die Linksfraktion hat seit Jahren eine Dynamisierung des Apothekenhonorars gefordert. Diese sollte nach klar definierten und transparenten Kriterien erfolgen und nicht der politischen Willkür oder (wahl-)taktischem Kalkül unterliegen.

DAZ.online: Gibt es weitere Aspekte bei der Apothekervergütung, die sich mittel- bis langfristig ändern würden?

Vogler: Die Sicherung der Arzneimittelversorgung auch im ländlichen Raum ist uns ein besonders wichtiges Anliegen. Daher können wir uns auch Honorierungsaspekte vorstellen, die speziell in wenig versorgten Flächenregionen wirken. Der Versandhandel ist für uns bekanntlich keine gute Alternative. Dort, wo etwa eine Arzneimittelversorgung über eine Präsenzapotheke nur per Rezeptsammelstelle gewährleistet werden kann, wäre etwa ein Ausgleich des Aufwands für die vorgeschriebene pharmazeutische Betreuung denkbar.

DAZ.online: Um die Kostensteigerungen der Kassen bei hochpreisigen Arzneimitteln besser in den Griff zu bekommen, wollen Union und SPD über eine Deckelung der 3-Prozent-Marge diskutieren. Was würden Sie in eine solche Diskussion einbringen?

Vogler: Es gibt viele gute Ansätze, die Kassenausgaben für Wucherpreise neuer Arzneimittel etwa bei HCV zu senken. Hier ausgerechnet an der 3-Prozent-Marge der Apotheken anzusetzen, offenbart schon ein gehöriges Maß an Hilflosigkeit. Der 3-Prozent-Aufschlag soll die Aufwendungen für die reinen kaufmännischen Leistungen bei der Arzneimittelabgabe abgelten. Eine Deckelung hätte wenig Auswirkungen auf die Kassen-Ausgaben und ist in sich nicht plausibel.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


4 Kommentare

Nervig

von Christian am 09.08.2016 um 19:11 Uhr

Sorry, aber mich nerven diese digitalen Stammtischparolen. Da sagt eine Politikerinnen endlich einmal ertwas Vernünftiges - und wie ist die Reaktion? Dumpfes Gebrabbel inklusive üblicher Bananenrepublik/Gurkentruppe-Metaphorik und "Wehe dem"-Schreckensszenarien. Und da wundern wir uns, nicht mehr wahr- und ernstgenommen zu werden? Also: Wie wär's mal mit ein paar Argumenten?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

die Linke

von Alexander Zeitler am 09.08.2016 um 18:58 Uhr

Wenn die es nur ernst meinten.
Denke mal, nach der Sommer pause werden die Abgeordneten erstmal ihre Kontoauszüge öffnen. Wie man heute hörte, sichern die sich nebenher 18 Mio Euronen. Wie geht das denn? bei einem angeblichen Vollzeit Job? Und wahrscheinlich ist nicht mal alles angegeben.
Und wir machen und Gedanken, ob wir Blutzuckermessgeräte gratis annehmen dürfen.
Wahrscheinlich sind wir doch eine Bananenrepublik, geführt von einer Gurkentruppe. Mann könnte weinen

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Apothekenfreundliche "Linke"??

von Heiko Barz am 09.08.2016 um 12:31 Uhr

Nehmen wir einmal den utopischen Fall einer Mitregierungstätigkeit der 'Linken' an, dann gebe ich Brief und Siegel, dass von diesen überaus apothekenfreundlichen Wahlkampfsprüchen NICHTS übrig bleibt.
Wenn ich weiß, dass das, was ich als Politiker aussage, keine tiefgreifenden Konsequenzen nach sich zieht, dann kann Vieles mundgerecht platziert werden.
Wie sagt man heute:
das ist Wahlkampf pur!
Den Linken schwebt basispolitisch ein ganz anderes Gesundheitssystem vor.
Wehe dem, der das nicht erkennt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Ja, nun...

von Christian Becker am 09.08.2016 um 13:12 Uhr

... so ist das aber mit der Politik.
Dass gerade eine Linke solch eine apothekenfreundliche Position einnimmt mag schon befremden; mehr auf die Aussagen könnte man aber auch nicht geben, wenn es ein Politiker von CDU, SPD, Piraten, AfD oder Den Violetten... wäre.

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.