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Phytotherapie
Ist Artemisia-Tee gegen Malaria sinnvoll oder Leichtsinn?
Bilden sich Resistenzen auch gegen Artemisia-Tee?
Wofür die Pharmaindustrie ausreichende Evidenz lieferte, ist die Wirksamkeit der halbsynthetischen Derivate des Artemisinins wie Artemether odert Artesunat. Ihre Wirkdauer liegt nur bei zwei bis drei Stunden. Daher werden sie bei der „artemisinin-based combination therapy“ (ACT), welche die WHO seit 2004 empfiehlt, mit langwirkenden Antimalariamitteln wie Lumefantrin (in Riamet®, Coartem®) oder Piperaquin (in Eurartesim®) kombiniert. Dies soll die Effizienz optimieren und die Resistenzgefahr senken. Schon 2006 hatte die WHO darauf gedrungen, alle Artemisinin-Monotherapien vom Markt zu nehmen.
Denn Faktoren, die generell Resistenzbildungen bei Erregern beschleunigen, sind unterdosierte Antiinfektiva und ihre Gabe als Monotherapie. Zu den Monotherapien zählt die WHO alle Pflanzenzubereitungen. Sie geht davon aus, dass täglich 100 mg Artemisinin in 1 l Artemisia-Tee eine subtherapeutische Dosis bedeuten und resistente Erreger auslesen können. Aber welche Konzentrationen werden im Tee und welche im Plasma wirklich erreicht? In einer pharmakokinetischen Studie der Uni Tübingen führte ein Infus mit 94,5 mg/l Artemisinin bei Einnahme von einem Liter bei gesunden Probanden zu maximalen Blutkonzentrationen von median 240 ng/ml Artemisinin. Das ist immerhin 26-mal mehr als die berichtete minimale Konzentration von 9 ng/ml, die notwendig ist, um das Wachstum von P. falciparum in vitro zu hemmen.
Protagonisten der Artemisiapflanze bezeichnen den Tee ohnehin als „natürliche Kombinationstherapie“. Er zeichne sich durch evolutionär verfeinerte, synergistische Effekte vieler Einzelstoffe aus, schreibt Stephen M. Rich von der University of Massachusetts. Seine Gruppe berichtet, dass sich im Nagermodell der Malaria Resistenzen gegen einen Gesamtextrakt von Artemisia dreimal langsamer entwickelten als gegen reines Artemisinin.
Die synergistischen Effekte von Artemisia gelten für den Leitliniengeber WHO als hypothetisch. Indes ist auch die Ansicht, dass der Tee bei der Selektionierung resistenter Plasmodien eine relevante Rolle spielt, nicht belegt.
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