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Arzneimittel und Therapie
Diabetes nach SARS-CoV-2-Infektion möglich
Relatives Risiko ist moderat erhöht
US-amerikanische Wissenschaftler veröffentlichten kürzlich eine systematische Übersicht und Metaanalyse, in der sie die Inzidenz von neu diagnostiziertem Diabetes bei Überlebenden von COVID-19 untersuchten. Es wurden Studien aus dem Zeitraum von Dezember 2019 bis Oktober 2022 in die Analyse einbezogen, von denen sich acht Beobachtungsstudien als geeignet erwiesen. Insgesamt wertete das Team die Daten von über 47 Millionen Teilnehmern aus, darunter 4.270.747 COVID-19-Patienten und 43.203.759 Kontrollen ohne COVID-19. Die Hälfte der Studienteilnehmer war weiblich, und das Alter lag im Median bei 43 Jahren.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass eine überstandene COVID-19-Erkrankung mit einem um 66% höheren relativen Risiko für das neue Auftreten eines Diabetes mellitus assoziiert war (relatives Risiko = 1,66; 95%-Konfidenzintervall = 1,38 bis 2,00). Hierbei wurde nicht zwischen Diabetes Typ 1 oder 2 unterschieden. Bei einer geografisch getrennten Betrachtung der ausgewerteten Studien ergab sich für die USA ein um 77% erhöhtes relatives Risiko, für Europa dagegen nur eine Steigerung um 33%. Die Ergebnisse wurden nicht durch Alter, Geschlecht oder Studienqualität beeinflusst.
Welche genauen Pathomechanismen dahinterstecken, ist noch nicht vollständig verstanden. Es ist aber wahrscheinlich, dass komplexe, miteinander verknüpfte Prozesse beteiligt sind, wie vorangegangene Stress-Hypoglykämie oder Steroid-induzierte Hypoglykämie, aber auch direkte oder indirekte Wirkungen des Virus auf die β-Zellen des Pankreas. Dass Virusinfektionen das Diabetes-Risiko erhöhen können, ist allerdings nichts Neues: Auch andere Erreger, wie beispielsweise Rota-, Mumps- oder Zytomegalie-Viren werden damit in Verbindung gebracht.
Glucose-Dysregulation nach schwerer Infektion überwachen
Fest steht: Zwar stellt ein Anstieg des relativen Diabetes-Risikos um 66% nur eine moderate Erhöhung dar. In Anbetracht der großen Anzahl an COVID-19-Genesenen weltweit könnte daraus jedoch ein gravierender Anstieg neu diagnostizierter Diabetes-Patienten hervorgehen. Daher schlussfolgern die Autoren der Metaanalyse, dass eine aktive Überwachung der Glucose-Dysregulation nach einer überstandenen schweren COVID-19-Infektion gerechtfertigt ist. Darüber hinaus seien weitere Studien erforderlich, um wirksame Präventions- und Behandlungsstrategien entwickeln zu können. Auch genomische Daten in die zukünftige Forschung einzubeziehen, sei denkbar. |
Literatur
Ssentongo P et al. Association of COVID-19 with diabetes: a systematic review and meta-analysis. Sci Rep 2022;12(1):20191, doi: 10.1038/s41598-022-24185-7
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