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„Ihre 50 Cent sind ein Affront“
ABDA-Präsidentin schreibt offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Lauterbach
Zunächst war es nur ein kurzes Pressestatement, es folgte eine Videobotschaft und am vergangenen Freitag schrieb Overwiening einen offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Die ABDA-Präsidentin nutzte alle Kanäle, um klarzustellen, was sie von dem Entwurf für das „Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz“ (ALBVVG) hält: Er enttäuscht alle Hoffnungen und Erwartungen der Apothekenteams, die Monat für Monat millionenfache Lieferengpässe bewältigen. „Das Papier lässt mich sowohl in meiner Rolle als ABDA-Präsidentin als auch als Inhaberin einer vor Ort versorgenden Apotheke fassungslos zurück“, schreibt Overwiening an den Minister. Engpässe wirksam zu bekämpfen, werde nur gelingen, „wenn Sie uns dauerhaft Entscheidungskompetenzen für den therapiegerechten Austausch von verordneten Arzneimitteln zugestehen“. Wie verantwortungsvoll Apotheken damit umgingen, hätten sie in den letzten drei Jahren bewiesen.
„Ausweis von Missachtung und Misstrauen“
Doch was plant Lauterbach? Apotheken sollen nur dann weiterhin von den erleichterten Abgaberegeln aus der Pandemie Gebrauch machen dürfen, wenn das betreffende Arzneimittel auf einer neu zu schaffenden Engpassliste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) steht – das reicht Overwiening nicht. „Ihr aktueller Entwurf zeigt mir leider: Sie scheinen diese Leistungen nicht zu würdigen. Stattdessen ist dieser Entwurf für mich ein Ausweis von Missachtung und Misstrauen uns Apothekerinnen und Apothekern gegenüber.“
Auch die 50-Cent-Aufwandspauschale, die das BMG den Apotheken für das Managen dieser speziellen Lieferengpässe zugesteht, sind in Overwienings Augen ein Affront. „Die als Engpass-Ausgleich geplanten 50 Cent können nur als Platzhalter für eine angemessene Honorierung verstanden werden“, unterstreicht die ABDA-Chefin. „Oder sollen sie einen echten Symbolcharakter haben? Dann sind sie ein Symbol für die Geringschätzung und das Abqualifizieren der apothekerlichen Leistungen. Mit diesem schamlosen Betrag vergüten Sie 24 Sekunden Arbeitszeit. Wie soll das reichen, den zeitlichen und personellen Aufwand für das gesamte Management der Lieferengpässe abzufedern?“
Overwiening erinnert überdies daran, dass die bislang geltenden erleichterten Abgaberegelungen in der SARS-COV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung auslaufen werden. Damit drohe eine Regelungslücke.
Die Regierung müsse endlich damit beginnen, das deutsche Gesundheitssystem nachhaltig aufzustellen, fordert die ABDA-Präsidentin. „Hier arbeiten Menschen für die Versorgung Kranker – das muss auch in Zukunft nachhaltig gesichert werden! Mit weiteren Apothekenschließungen wird die Arbeitslast in den übrig bleibenden Apotheken weiter zunehmen, die Wege für die kranken Menschen werden länger, Wartezeiten steigen und eine flächendeckende Versorgungssicherheit kann nicht mehr garantiert werden.“
Die Apothekerinnen und Apotheker vor Ort bewältigen Overwiening zufolge mit großem Erfolg zahlreiche Mammutaufgaben und beweisen, dass sie auch in Krisenzeiten unentbehrliche Partner sind, die Tag und Nacht verlässlich an der Seite der Patientinnen und Patienten stehen. „Vor diesem Hintergrund ist es mir unbegreiflich, warum Sie das Potenzial, über das wir durch unsere Apotheken verfügen, nicht ausschöpfen, sondern eindämmen.“ Abschließend bittet Overwiening nochmals dringend um ein persönliches Gespräch mit dem Minister.
Den vollständigen Brief finden Sie im ABDA-Newsroom. |
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