Arzneimittel und Therapie

Mit topischem Finasterid gegen Alopezie

Äußerliche Anwendung soll verträglicher sein

dab | In Deutschland ist der 5α-Reduktasehemmer Finasterid bislang in oraler Form zur Behandlung der androgenetischen Alopezie bei Männern verfügbar. Gefürchtet ist dabei das sogenannte Post-Fina­sterid(PFS)-Syndrom mit teils über Jahre bestehenden sexuellen und psychiatrischen Nebenwirkungen. Nun wurde ein verschreibungspflichtiges topisches Finasterid-­Präparat (Fynzur®) auf den Markt gebracht. Laut Hersteller soll das ­Sicherheitsprofil dem von Placebo ähneln.

Eine zu hohe Konzentration von Dihydrotestosteron (DHT) bzw. eine Überempfindlichkeit der Haarwurzeln gegenüber diesem Androgen gelten als ursächlich für eine androgenetische Alopezie. Der 5α-Reduktase-Hemmer Finasterid hemmt die Bildung von Dihydrotestosteron aus Testosteron. Entsprechend sinkt die DHT-Konzentration im Serum. Als gelegentliche Neben­wirkungen der oralen Therapie mit Finasterid 1 mg werden in der Fach­information verminderte Libido, Depression, erektile Dysfunktion und Ejakulationsstörung angegeben. Teilweise persistieren diese und weitere Beschwerden, wie Insomnie oder Anhedonie, auch noch Jahre nach dem Absetzen von Finasterid. Dann spricht man von einem Post-­Finasterid-Syndrom, das für die Betroffenen sehr belastend ist und für das es keine effektiven Behandlungs­optionen gibt.

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Weniger Nebenwirkungen?

Als Alternative sind Finasterid-haltige Lösungen zur äußerlichen Anwendung in mehreren europäischen Ländern zugelassen, z. B. in Italien (Caretopic). In den USA besteht keine solche Zulassung, dennoch gibt es auch dort telemedizinische Dienstleister, die topisches Finasterid, oft in der Kombina­tion mit Minoxidil, nach einer Onlineberatung (inklusive Verschreibung) anbieten. In Deutschland ist seit Kurzem mit Fynzur® für Männer 2,275 mg/ml ein verschreibungspflichtiges Finasterid-haltiges Spray auf dem Markt. Es kann bei Männern mit leichter bis mäßiger androgenetischer Alopezie zwischen 18 und 41 Jahren einmal täglich angewendet werden.

In einer doppelblinden randomisiert-kontrollierten Phase-III-Studie wurde topisches Finasterid (n = 105) gegen Placebo (n = 97) und orales Finasterid (n = 48) über 24 Wochen getestet (Intention-to-treat-Population). Dabei war die Effektivität von topischem Finasterid signifikant besser als unter Placebo und ähnlich zu oralem Finasterid. Inzidenz und Art unerwünschter Wirkungen unterschieden sich zwischen topischem Finasterid und Placebo nicht wesentlich.

Zum Weiterlesen

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Die maximale Finasterid-Plasmakonzentration war unter topischem Fina­sterid um mehr als 100-mal geringer als unter der oralen Therapie. Die DHT-Serumkonzentration wurde unter der topischen Therapie um 34,5% vs. 55,6% unter der oralen Gabe gesenkt. Die Studienautoren schlussfolgern daraus, dass die Wahrscheinlichkeit von systemischen Nebenwirkungen bei topischer Therapie geringer ist.

Ob dies zutrifft, muss sich noch in der Praxis zeigen. Der gemeinnützigen Gesellschaft Post-Finasteride-Foun­dation liegen jedenfalls Fallberichte zu PFS-Syndrom unter ausschließlich topischer Anwendung von Finasterid vor. Patienten sollten in der Beratung auf die Möglichkeit dieser Nebenwirkung hingewiesen werden. |

Literatur

Fachinformation Finasterid 1 mg. Stand November 2020

Neu: Fynzur ab sofort in allen Apotheken erhältlich. Pressemitteilung Dr. Kaske, 30. Januar 2023

Piraccini BM et al. Efficacy and safety of topical finasteride spray solution for male androgenetic alopecia: a phase III, randomized,controlled clinical trial. J Eur Acad Dermatol Venereol 2022;36(2):286-294

What is PFS? Frequently asked questions. Informationen der Post-Finasteride Syndrome Foundation, Abruf 3. Februar 2023

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