Arzneimittel und Therapie

Ein heißes Eisen – auch für die Prävention

Ein Gastkommentar

Dr. Markus Ziegl­meier, Fachapotheker für Klinische Pharmazie

Seit jeher versuchen Ärzte und Apotheker, die Nebenwirkungen einer Eisen-Gabe zu reduzieren und damit die Adhärenz zu verbessern. Ein Durchbruch ist dabei nicht in Sicht, aber kleine Fortschritte lassen sich immerhin feststellen. Die vorliegende Studie von Siebenthal et al. kann dazugezählt werden.

Die Idee, orale Eisen-Präparate nur jeden zweiten Tag zu verabreichen, ist nicht neu. Viele Hausärzte und Apotheker, seit 2021 auch die S1-Leitlinie „Eisenmangelanämie“, empfehlen dieses Dosierungs­schema Patienten mit leichtem Eisen-Mangel bzw. einer noch nicht stark ausgeprägten Anämie. Die Evidenz dahinter bestand bisher aus Surrogatparametern wie dem Verlauf der Hepcidin-Spiegel nach Eisen-Einnahme sowie einigen kleinen Studien mit methodischen Mängeln. Die vorliegende Studie ist groß genug, um eine klare Aussage zu erlauben, methodische Mängel sind nicht erkennbar. Fallen wie die Fehlinterpretation von Ferritin­-Werten bei Entzündungen oder die Blutabnahme während der Eisen-Einnahme wurden umgangen. Als einziger Faktor, der zu einem Bias führen könnte, fällt eine ungleiche Verteilung der Vegetarierinnen (44% in der alternierenden vs. 32% in der kontinuierlich einnehmenden Kohorte) auf – möglicherweise hätte die alternierende Einnahme ohne diesen Zufall sogar noch besser abgeschnitten.

Folgende Einschränkungen sind jedoch auch zu beachten: wir sprechen von Frauen mit einem milden Eisen-Mangel, nicht von bereits deutlich anämischen Patientinnen, bei denen der Eisen-Speicher rasch aufgefüllt werden muss. Und gerade dadurch wird deutlich, dass das frühe Erkennen einer defizitären Eisen-Versorgung eine vordring­liche Aufgabe in der Prävention ist.

Neben Frauen im gebärfähigen Alter, die in dieser Studie untersucht wurden, betrifft eine mangelnde Eisen-Versorgung weitere große Patientengruppen. So hat z. B. das Restless-Legs-Syndrom, bei dem nach neueren Forschungsergebnissen ein Zusammenhang mit Eisen-Transport und -Stoffwechsel im ZNS gesehen wird, eine Lebenszeitprä­valenz von knapp 10%. Ein frühes Erkennen der Eisen-Defizite und eine nebenwirkungs­arme Substitution würde viele RLS-Patienten davor bewahren, eine Behandlung mit dopaminergen Arzneimitteln zu bedürfen. Ob die Ergebnisse von Siebenthal et al. auf diese und andere Patientengruppen übertragbar sind, ist eine spannende Frage.

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