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Prävention gerne, aber ...

Foto: Philip Kottlorz Fotografie

Julia Borsch, Chefredakteurin der DAZ

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht die Potenziale des „hoch qualifizierten Gesundheitsberufs“ Apotheker noch nicht ausgeschöpft. Das erklärte er Ende September beim Deutschen Apothekertag. Daher plant er, die Apotheken mehr in die Prävention einzubinden. Mittlerweile gibt es auch ein Impulspapier aus dem Bundesgesundheitsministerium, in dem dies beschrieben ist. Demnach könnten Apotheken zur verbesserten Früherkennung bei Erwachsenen „Vorfeld-Untersuchungen“ zu den ärztlichen Check-ups anbieten. Konkret genannt sind: „niedrigschwellige Beratung zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und zu Früherkennungsangeboten, Cholesterinwertbestimmung, Blutdruckmessung, Blutzuckermessung, BMI-Berechnung, Beratung zur Nicotin-Entwöhnung“. Die Ärzte reagieren erwartungsgemäß: Sie sind reflexartig dagegen, befürchten, dass weitere medizinische Leistungen aus der ärztlichen Versorgung in die Apotheken verlagert werden sollen. Daran arbeite die Politik ohnehin. Apotheken seien keine Arztpraxen-to-go, erklärt der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt.

Vor dem Hintergrund, dass Prävention im aktuellen System nicht funktioniert, ist es allerdings absolut sinnvoll, die Apotheken als niedrigschwellige Anlaufstellen einzubeziehen. Denn ärztliche Vorsorgeuntersuchungen existieren zwar, werden aber von vielen Menschen nur sehr nachlässig wahrgenommen. Insbesondere Jüngere haben häufig keinen Hausarzt, und viele Praxen sind überlastet. Apotheken könnten entsprechende Patientinnen und Patienten identifizieren und gezielt an Arztpraxen zur Behandlung weiterleiten.

Allerdings dürfen sich die Apotheken nicht mit solchen zusätzlichen Aufgaben und damit verbundenen Einkommensmöglichkeiten abspeisen lassen, um von ihren Honorarforderungen abzurücken. Denn Präventionsleistungen durch Apotheken können nur eine Zugabe zur Arzneimittelversorgung sein. Um solche Leistungen zu etablieren, braucht es Personal und Investitionen in Räumlichkeiten und Ausstattung. In Zeiten, in denen tagtäglich Apotheken aufgrund von Personalmangel und wirtschaftlicher Schieflage schließen, also den Apotheken der Boden unter den Füßen wegbröckelt, ist kein Raum dafür. Die pharmazeutischen Dienstleistungen, deren Etablierung immer noch mehr als holprig verläuft, sollten hier als warnendes Beispiel dienen. Nein, in Zeiten wie diesen muss erst wieder eine vernünftige wirtschaftliche Basis geschaffen werden, die für die Apotheken Planungssicherheit bringt. Dann können sie auch zusätzliche Aufgaben erbringen – gerne auch Präventionsleistungen ...

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