Deutscher Apothekertag 2023

Unglückliche Verbindung

Ein Kommentar

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Dr. Thomas Müller-Bohn

Die Kombination von Deutschem Apothekertag und Expopharm gilt seit Jahrzehnten als gesetzt. Doch warum überhaupt? Weil es immer so war? Gelegentlich sollte geprüft werden, ob die einstmals gute Verbindung wirklich noch ein Gewinn für beide Seiten ist. Dabei sehe ich immer mehr Nachteile, und die ABDA trägt selbst dazu bei. Aber der Reihe nach: Als die Verbindung von Apothekertag und Ausstellung geknüpft wurde, war die Messe ein gemütlicher Apothekertreff auf nationaler Ebene. Inzwischen ist sie eine internationale Veranstaltung mit breit gestreutem Publikum und dem heute unvermeidlichen Organisations- und Sicherheitsaufwand. Sogar das Personal auf dem Gelände nimmt das alles nur als Messe wahr. Nur Eingeweihte können etwas mit dem Begriff Apothekertag anfangen und wissen, dass die Beteiligten schon vor 9 Uhr auf das Gelände dürfen. So wird der Apothekertag von einem organisatorischen und technischen Aufwand umrahmt oder – wohl treffender – erdrückt, der für das Treffen der Berufsorganisationen allein gar nicht nötig wäre. Das erfordert auch eine mühsame Anfahrt zu einem großen Gelände. Ohne Messe würde ein Hotel mit einem großen Veranstaltungs­bereich ausreichen. Für informelle Kontakte nach den Sitzungen wäre das auch viel besser, als wenn sich dann alle im riesigen Angebot verlieren. Noch schwieriger sind die Bedingungen für die potenziellen Gäste aus der Politik. Die ABDA klagt über das Fehlen der Politiker, aber sie legt die Hürde selbst unnötig hoch. Eine Veranstaltung in einer Sitzungs­woche des Bundestages und weit weg von Berlin ist wirklich nicht einladend. Ein Apothekertag in Berlin, dessen Termin unabhängig von verfügbaren Messehallen gewählt werden kann, wäre für den politischen Dialog viel offener. Die Älteren erinnern sich, dass der Apothekertag vor der Wiedervereinigung in den Jahren ohne Messe in Berlin stattfand. Nun wird dort die Bundespolitik gemacht, aber der Apothekertag ist nicht mehr in Berlin zu Gast – wegen der unglücklichen Kopplung mit der Messe. Das alles ist nicht neu, wiegt aber heute schwerer als früher. Vergleichsweise neu ist, dass die Veranstalter selbst versuchen, die Messe mit immer mehr pharmazeutischen Inhalten aufzuwerten. Die Delegierten kennen die Verlockung, weniger den dunklen Saal mit den Debatten und stattdessen die bunten Hallen mit allerlei Zerstreuung zu besuchen. Nun sind Fachvorträge als weitere Konkurrenz hinzugekommen. Die Veranstalter haben kräftig die Werbetrommel für ihre Vorträge auf der Messe gerührt. Hat die ABDA wirklich erwartet, dass sich Apotheker, die nicht Delegierte sind, in großer Zahl im Saal des Apothekertages einfinden werden? Nimmt die ABDA selbst den Apothekertag nicht mehr ernst? So hängt die Expopharm dem Apothekertag inzwischen wie ein Mühlstein an, der von Jahr zu Jahr immer schwerer wird. Wenn die berufspolitische Arbeit ernst genommen werden soll, sollte sie eine eigenständige Veranstaltung wert sein. Die Expo­pharm braucht den Apothekertag nicht, und der Apothekertag braucht kein buntes Rahmenprogramm als Anreiz. Es ist Zeit für einen Neustart des Apothekertages – ohne Expo­pharm, dafür mit mehr Beteiligung der Politik und dann hoffentlich auch mit mehr Erfolg bei der Politik.

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