Deutscher Apothekertag 2023

Die K.L.-Strategie: Kommunikation via Medien

Ein Kommentar

Peter Ditzel

Verdammt geschickt gemacht – zuerst die Medien informieren und sich dann dort als fortschrittlicher Reformator feiern lassen: Karl Lauterbach als der Gesundheitsminister, der endlich die alten überholten Apothekenzöpfe abschneidet und die hohen Apothekeneinkünfte reduziert. Lauterbachs Schnellschuss-Ideen kommen ja auch so gefällig und einleuchtend daher. Mehr Apotheken light bei weniger Kosten, klingt alles hip und cool, Apothekers verdienen eh zu viel, sie wollen doch nur ihre alten Zöpfe und die Pfründe sichern. Für Redakteure ohne Kenntnisse der Apothekenstrukturen und des Apothekenmarkts ist das sowieso ein gern gesuchtes Thema. Und K.L. liefert.

Lauterbach weiß: Über Medien erreicht er das Volk, zuverlässig. Wie Medien seine Apothekenreform überbringen – das klingt für Laien einleuchtend. Lauterbachs Anhänger feiern seine Ideen bereits als Rezept gegen das Apothekensterben: ein größeres Apothekennetz durch mehr Filialen, lieber eine Apothekenfiliale light als gar keine Apotheke. Man braucht dabei nicht mal mehr Apothekerinnen und Apotheker, eine PTA kann das auch, sie verkauft schon heute das Nasenspray. Und Rezepturen laufen in vielen Filialverbünden bereits über die Hauptapotheke. Dazu noch ein bisschen weniger Nachtdienst, also geht doch, was will die verfasste Apothekerschaft eigentlich?

Ein Blick ins ABDA-Faktenblatt oder mal mit Experten sprechen, die etwas davon verstehen, würde helfen, die Zusammenhänge und Folgen zu erkennen und zu verstehen, warum Lauterbachs Ideen toxisch sind fürs Apothekenwesen: Seine Ideen bringen unterm Strich nichts, absolut nichts. Selbst eine abgespeckte Filiale muss sich eine Apotheke erstmal leisten können. Angesichts der wirtschaftlich schlechten Lage der Apotheken ist daher mit einer deutlichen Zunahme von Filialen nicht zu rechnen. Und wenn, dann führte dies eher zu Billig-Filialen in Städten, die wiederum den bereits vorhan­denen Apotheken Konkurrenz machen. Die Folge: Weitere Apo­theken schließen.

Die Sache mit der PTA als Hilfsapothekerin in der Filiale ist auch eine Mogelpackung, sie verschlechtert die Versorgung. Der Gesetzgeber verlangt heute aus gutem Grund immer die Anwesenheit eines Apothekers/einer Apothekerin in einer Apotheke. Warum sollte diese Notwendigkeit morgen nicht mehr gegeben sein? Es können in einer Apotheke immer Fragen und Probleme auftreten, die rasch apothekerlichen Rat bedürfen. Tele- oder Videochats sind kein Ersatz.

Und auch die Lauterbach-Idee, dass Filialen keinen Notdienst machen müssen, bedeutet doch: Der Notdienst wird ausgedünnt, die Wege für die Patienten (noch) länger.

Nicht zuletzt ist auch die von Lauterbach angesprochene Honorar­umverteilung ein Holzweg. Es führt kein Weg daran vorbei: Es muss mehr Geld ins Apothekensystem, wenn die flächendeckende Apothekenstruktur erhalten bleiben soll. Nicht nur kleine Apotheken stehen betriebswirtschaftlich an der Wand. Nach zehn Jahren ohne jede Honoraranpassung stehen alle Apotheken unter finanziellem Druck. Keine Honorarerhöhung hieße: Das Apothekensterben geht weiter.

Halten wir fest: Karl Lauterbach kommuniziert über Medien. Er weiß: Medien sind stark, sie prägen die öffentliche Meinung, auch die politische. Einige Medien der Tages- und Wochenpresse, allen voran die FAZ, sind bereits den Lauterbachschen Ideen auf den Leim gegangen. Und schon gibt es wieder Neid­artikel in der BILD, angefeuert mit unzutreffenden Zahlen zum Betriebsergebnis von Apotheken. Mit einem Durcheinander von Zahlen über Einkommen, Umsatz und Gewinn wird Stimmung gemacht, BILD-Schlagzeile: „Trotz Milliarden-Umsätzen: Apotheker wollen noch mehr Geld!“. Ja, die 13.000 Apotheken-Inhaberinnen und -Inhaber in Deutschland brauchen mehr Geld, sie haben seit über zehn Jahren keine Honorarerhöhung bekommen. Und diese Erhöhung brauchen sie auch, um ihre rund 160.000 Mit­arbeiterinnen und Mitarbeiter zu bezahlen.

Also, was bedeutet die K.L.-Strategie für die Apothekerschaft: Rein in die Tagespresse, in Magazine, ins Fernsehen. Wenn uns Lauterbach wahrnehmen soll, müssen wir unsere Fakten verständlich in die Medien und über die Medien in die Öffentlichkeit tragen. Sonst hört er uns nicht. Medien sind der Kommunikationskanal von K.L. Er will es so.

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