Aus den Ländern

Routine in bewegten Zeiten

Bericht von der Delegiertenversammlung der Apothekerversorgung Niedersachsen

Am 30. August 2023 traf sich die Delegiertenversammlung der Apothekerversorgung Niedersachsen zu ihrer zweiten Sitzung in diesem Jahr in Hannover zur erforderlichen Feststellung des Jahresabschlusses 2022. Erfreulich für die Mitglieder: Die Delegiertenversammlung beschloss eine moderate Erhöhung der Renten und Anwartschaften ab Januar 2024.

Seinem Bericht stellte Dr. Hans-Georg Möller, Vorsitzender des Verwaltungsausschusses, die geopolitischen Ver­änderungen sowie die Entwicklung in der Weltwirtschaft und auf den Kapitalmärkten voran. Diese komplexen Faktoren beeinflussen auch die Kennzahlen der Apothekerversorgungswerke. In den Krisen der letzten 20 Jahre habe sich gezeigt, dass Deutschland diese besser als andere Staaten verkrafte und sich immer schnell erholt habe. Aktuell sei die Stimmung schlecht. Die deutsche Wirtschaft sei im letzten Quartal 2022 sowie im ersten Quartal 2023 geschrumpft, während die Wirtschaftsleistung in den Ländern USA, China und Japan zunehme. „Die Bundesrepublik Deutschland ist das einzige Land im Euroraum, das seine Wirtschaftsleistung aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 noch nicht wieder erreicht hat“, fasst Dr. Möller die konjunkturellen Fakten zusammen.

Zur Rentenpolitik äußerte Möller Zweifel, ob die Aktienrente angesichts der demografischen Entwicklung das Finanzierungsproblem lösen könne, insbesondere wenn die „Babyboomer“ ihren Renteneintritt erreicht hätten. „Die Aktienrente kommt zu spät und ist im Volumen viel zu gering, sie ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“, kritisierte Möller. Das Thema Renteneintrittsalter werde auf die Agenda kommen müssen.

Foto: Apothekerkammer Niedersachsen
Dr. Hans-Georg Möller, Vorsitzender des Verwaltungsausschusses der Apothekerversorgung Niedersachsen
 

Kapitalanlage bleibt herausfordernd

Die Kapitalanlage sei in diesem schwierigen Umfeld eine große Herausforderung. Nachwirkungen der Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg, gestörte Lieferketten und die stark anziehende Inflation sowie die massive Leitzinserhöhung durch die Notenbanken hätten in 2022 zu einer großen Verunsicherung der Kapitalanleger und zu fallenden Kursen geführt, dem sich auch die Apothekerversorgung Niedersachsen nicht habe entziehen können.

Das Geschäftsjahr 2023 sehe bisher besser aus, erläuterte Möller einzelne Entwicklungen im Portfolio. Er hob die schwierigen Rahmenbedingungen für Immobilien hervor und informierte, dass die Apothekerversorgung Niedersachsen ihren Direktbestand in einen Spezial-Immobilienfonds mit dem Ziel einbringe, das Management vor allem mit Blick auf die Nachhaltigkeitskriterien zu professionalisieren und mehr Flexibilität in der Bilanzierung zu gewinnen.

Krisenfest durch Anpassungsfähigkeit

Einen positiven Ausblick gab Diplom-Volkswirt Thomas Tilse, Head of Portfolio Strategy Private Clients bei der Allianz Global Investors, der Delegiertenversammlung. Mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung auf den weltweiten Kapitalmärkten bei der Entwicklung von Anlagestrategien reflektierte Tilse die politischen Entwicklungen mit ihren Auswirkungen auf die Wirtschaft. Er hob die Anpassungsfähigkeit kapitalistischer Systeme hervor, die sich einmal mehr in der Pandemie und in der Folge des Ukraine-Kriegs bewährt habe. Tilse appellierte zur Innovation, um die Anpassungsfähigkeit zu verstärken und damit die Produktivität zu erhöhen. Tilse rekurrierte auf den Arbeitsmarkt als einen verlässlichen Indikator. Dieser sei sowohl in den USA wie auch in Deutschland gut aufgestellt. Ein gewisser Druck zur Innovation sei für Deutschland immer schon erforderlich gewesen, wie Erfahrungen aus vergangenen Krisen zeigten.

Foto: Apothekerkammer Niedersachsen
Andrea Lehnert, Vorsitzende des Aufsichtsausschusses der Apothekerversorgung Niedersachsen
 

Leistungsverbesserungen einstimmig beschlossen

Die Vorsitzende des Aufsichtsausschusses, Andrea Lehnert, informierte über das Ergebnis der Jahres­abschlussprüfung 2022. Die Firma Baker & Tilly GmbH & Co. habe bestätigt, dass der Geschäftsbericht die wirtschaftliche Lage der Apothekerversorgung Niedersachsen ordnungsgemäß wiedergebe und die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage zutreffend beschreibe. Im Anschluss stellte Dr. Martin Thomsen, Geschäftsführer der Apothekerversorgung, die wesentlichen Eckdaten des Geschäftsberichts vor. Der Vorsitzende des Verwaltungsausschusses, Dr. Hans-Georg Möller, schlug den Delegierten eine Verbesserung der Versorgungsleistungen und -anwartschaften um 0,75 Prozent vor. Zwar sei im Geschäftsjahr 2022 der Rechnungszins nicht erwirtschaftet worden, doch lasse die gute Reserve­situation des Versorgungswerks eine Erhöhung der Leistungen zu. Daher hätten sich Verwaltung- und Aufsichtsausschuss für eine moderate Dynamisierung entschlossen. Möller betonte, dass die Apothekerversorgung Niedersachsen unverändert den Rechnungszins von 4 Prozent halte, der den Mitgliedern eine hohe Eingangsverrentung sichere und ein Zeichen für Generationengerechtigkeit sei. Einstimmig stellte die Delegiertenversammlung den Jahresabschluss 2022 fest und beschloss eine Erhöhung der Renten und Anwartschaften zum 1. Januar 2024 um 0,75 Prozent.

Zinschancen in festverzinslichen Wertpapieren

Finanzexperte Dr. Wolfgang Mader, finccam Investment GmbH, beleuchtete abschließend die Chancen, über Schuldscheindarlehen Rendite zu erwirtschaften. Lange Zeit seien diese für Kapitalanleger nicht interessant gewesen. Im aktuellen Zinsumfeld sei der Blick auf diese Assetklasse wieder geschärft worden. Mader informierte über vorgenommene Transaktionen und betonte die unveränderte Strategie in der Kapitalanlage, das Portfolio der Apothekerversorgung gut diversifiziert zu halten. |

Apothekerkammer Niedersachsen

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