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„Apotheke.Mehrwert“
Der 9. Westfälisch-Lippische Apothekertag überzeugte mit einem breit gefächerten Programm
Nach der Eröffnung durch Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der gastgebenden Apothekerkammer sowie der ABDA, machte die Ethikratsvorsitzende Prof. Dr. Alena Buyx, mit ihrem Vortrag „Lessons learned? Ethische Überlegungen zu Lehren aus der Pandemie“ den Auftakt. In diesem unterstrich sie, dass die Identifizierung vulnerabler Gruppen bei kommenden Krisen eine größere Rolle spielen müsse. Unter der COVID-19-Pandemie hätten junge Menschen stark gelitten, was jedoch weitestgehend übersehen worden sei.
Im anschließenden „Politischen Auftakt der WLAT“ warfen Overwiening und Noweda-Chef Dr. Michael Kuck einen Blick auf die politische „Gesamtwetterlage“ der Apotheke vor Ort. Einstimmig unzufrieden waren sie mit der Erhöhung des Kassenabschlages. Diese sei ein „Schlag ins Gesicht“ der Apothekerschaft. Kuck äußerte zwar Verständnis, dass gespart werden müsse, fragte sich aber „Warum kann man denn nicht vernünftig sparen?“. Einen alternativen Vorschlag hatte er auch parat: Ein dreijähriges Werbeverbot für Krankenkassen würde beispielsweise 240 Millionen Euro einsparen.
Nicht erst seit hier COVID-19-Impfungen angeboten werden dürfen, ist die Impfberatung ein Thema in den Apotheken. Wie hierbei eine gute Impfkommunikation gelingt, beleuchtete Dr. Philipp Schmid von der Universität Erfurt. Auch bei völlig beratungsresistenten Kunden sei es wichtig, Falschinformationen als solche zu benennen – vor allem um weitere in der Offizin anwesende Personen vor falschen Rückschlüssen zu schützen. Für das Gespräch mit nicht „beratungsresistenten“ Kunden empfahl er das sogenannte „motivational interviewing“. Hierbei werden offene Fragen eingesetzt, um die Sorgen des Gesprächspartners zu erfahren. Durch das Benennen von geteilten Ansichten können Vertrauen aufgebaut und anschließend Falschinformationen gemeinsam reflektiert werden.
Als letztes Thema des ersten Kongress-Tages standen die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) auf der Agenda. Dass Apotheken nun Dienstleistungen selbst auslösen dürften, sei ein Meilenstein, für den seit den 1990er-Jahren gekämpft wurde, so Overwiening. Damit der Einstieg der Apotheken gelinge, empfiehlt Oliver Schwalbe, Dienstleistungsbeauftragter der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, mit einer der fünf möglichen Dienstleistungen zu beginnen und ermuntert Apotheken auch, PhiPs in diese einzubinden.
Konkreter ging im anschließenden Vortrag Prof. Dr. Frank Dörje, Chefapotheker des Universitätsklinikums Erlangen, auf die pDL „Pharmazeutische Betreuung bei oraler Tumortherapie“ ein. Die orale Tumortherapie bringe für Patientinnen und Patienten zahlreiche Vorteile, lade ihnen aber auch eine größere Verantwortung auf. Dass die pharmazeutische Beratung die Rate der auftretenden Nebenwirkungen verringere und gleichzeitig die Zufriedenheit der Patienten steigere, zeigten die von ihm vorgestellten wissenschaftlichen Daten deutlich.
Abgerundet wurde der Tag durch den Auftritt des Storno-Trios, die mit ihrem satirischen Jahresrückblick schallendes Gelächter im Publikum auslösten. Wer anschließend noch nicht müde war, hatte die Gelegenheit, im Kreise der Kolleginnen und Kollegen das Tanzbein zu schwingen.
Nach der Eröffnung des zweiten Kongresstages durch Frank Dieckerhoff, Vizepräsident der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, nahm Prof. Dr. Bernhard Pörksen, Universität Tübingen, das Publikum mit in die „Kunst des Miteinander-Redens“. Hierfür gäbe es zwar kein Universalrezept, aber mit einem wertschätzenden Einstieg und der Bereitschaft, sich auf die Perspektive des Gegenübers einzulassen, seien bereits wichtige Schritte für einen gelingenden Dialog, auch in der Apotheke, gemacht.
Vor der Mittagspause mussten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen zwei weiteren Vorträgen entscheiden: Über die „Personalisierte Medizin aus dem 3-D-Drucker“ berichtete Prof. Dr. Christian Franken. Parallel dazu gab Dr. Katja Renner praktische Einblicke, wie die Umsetzung von pDL in der Apotheke gelingen kann. Sie rief hierbei in Erinnerung, welche Patientengruppen jeweils einen Anspruch auf die Dienstleistung haben und gab Tipps zur Arbeitsverteilung im Team und der gezielten Kundenansprache.
Nachmittags konnten sich Führungskräfte beim „Filialapotheker*innen-Tag“ mit der Teammotivation, den Einsatzmöglichkeiten künstlicher Intelligenz in der Apotheke sowie steuerfreien Zuwendungen für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen. Für die übrigen Teilnehmer ging es mit „Der Rolle der Apotheken in der palliativen Versorgung“ (Dr. Constanze Rémi) weiter. In der Palliativversorgung seien gleichermaßen Kreativität und Fingerspitzengefühl gefragt, je nach Patientensituation könne die beste Applikationsform für einen PPI auch schon mal das Zäpfchen sein. Die Evidenz dürfe dabei jedoch nicht aus den Augen verloren werden, denn Palliativpatienten seien keinesfalls Versuchstiere.
Mit einem Rückblick auf die beiden Veranstaltungstage sowie einer Einladung schloss Dieckerhoff den WLAT: Er freue sich bereits jetzt darauf, viele im März 2025 zum 10. WLAT, einem Jubiläum, begrüßen zu dürfen. |
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