Rezension

Sind Superfoods wirklich super?

Kombination aus Sach- und Fachbuch gibt Auskunft über exotische Lebensmittel

Die Reihe „Ernährung mini“, die in der Wissenschaftlichen Verlags­gesellschaft Stuttgart erscheint, will wissenschaftlich fundierte Inhalte optisch ansprechend und gut verständlich aufbereiten. Mit „Superfoods – Fakten aus dem Reich der Wundermittel“ ist das hervor­ragend gelungen. Die harte Grenze zwischen Fach- und Sachbuch verschwimmt hierbei – sowohl Naturwissenschaftler als auch interessierte Laien können sich mit diesem kompakten Werk über nährstoffdichte Lebensmittel exotischer Herkunft informieren. Im Buch werden die „Superfoods“ in Bezug auf die Gesunderhaltung des Menschen eingeschätzt und auch ökologische Aspekte werden dabei nicht außer Acht gelassen.

Die Autorin des Buchs, Apothekerin Reinhild Berger, war viele Jahre als Heraus­geberin und Chefredakteurin der PTAheute tätig und ist Autorin zahlreicher pharmazeutischer Fachbeiträge. Sie hat ihren persönlichen Interessenschwerpunkt auf gesundheitsbewusste Ernährung gerichtet und mit den „Superfoods“ umfassend bearbeitet.

Die ersten Kapitel des 257 Seiten starken Werks bieten lebensmittelrecht­liche Erläuterungen zum Inverkehrbringen von Superfoods und den Anforderungen an den Hersteller. Beispielsweise werden Health Claims und die Novel-Food-Verordnung erklärt und besprochen. Das Kapitel „Seriöse Informationsquellen“ benennt sowohl staatliche als auch freie Institutionen, die Lebensmittelüberwachung und -einschätzungen vornehmen. Die anschließenden Abschnitte, die nicht aufeinander aufbauen und auch einzeln gelesen werden können, thematisieren (vermeintliche) Superfoods von Aroniabeeren über Chiasamen, fermentierten Kambucha-Getränken, den glutenfreien Pseudogetreidesorten Quinoa und Amaranth bis zum Vulkangestein Zeolith. Insgesamt werden 28 natürliche Nahrungsmittel ernährungsphysiologisch und ökologisch besprochen und wissenschaftlich bewertet.

Wussten Sie, dass die unreifen Früchte der Papaya-Pflanze in ihren Anbauländern als Gemüse gegessen werden? Oder dass Curcuma aus Curry sehr schlecht resorbierbar ist und nur durch bestimmte technolo­gische Ansätze die Bioverfügbarkeit signifikant verbessert werden kann? Praktisches Wissen, das in der Beratung oder beim heimischen Kochen genutzt werden kann, ist durch Kästen und Fettdruck hervorgehoben. So kann in der Beratung erwähnt werden, dass bei einer Hypothyreose auf den Iod-Gehalt von Algen geachtet werden sollte, der beachtlich sein kann. Menschen mit Reizdarmsyndrom wird von Chiasamen abgeraten.

Reinhild Berger
Superfoods
Fakten aus dem Reich der Wundermittel
Herausgegeben von Martin Smollich, unter Mitarbeit von Friederike Schmidt
XII, 258 S., 143 farb. Abb., 4 farb. Tab., 
13,0 × 19,0 cm, kartoniert, 24,80 Euro
ISBN 978-3-8047-4330-4
Wissenschaftliche Verlags­gesellschaft Stuttgart 2022

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Heidelbeere anstatt Açaibeere

Es werden im Buch auch immer wieder Marketingtricks und Ammen­märchen aufgegriffen und kritisch diskutiert. So sind zum Beispiel die beworbenen vielfältigen Gesundheitseigenschaften des Granatapfels (gesteigerte Potenz, antikanzerogene Wirkung und ähnliches) wissenschaftlich nicht haltbar. Warum die Durchführung von Ernährungsstudien pro­blematisch sein kann und was sich daraus für die Bewertung der als besonders gesund geltenden Superfoods ergibt, wird ebenfalls beleuchtet.

Auch ökologische Aspekte der exotischen Lebensmittel werden angesprochen. So verursachen z. B. heimische Heidelbeeren durch einen kürzeren Transportweg einen geringeren CO2-Ausstoß als die aus dem Amazonas­gebiet stammenden Açaibeeren.

Fundierte Einschätzungen

Am Ende jedes Kapitels werden die wichtigsten Erkenntnisse übersichtlich und kompakt zusammengefasst. Ein Fazit zum Schluss, ob und wie Superfoods im Allgemeinen gesundheitlich und ökologisch zu bewerten sind, verhilft den Leserinnen und Lesern zu mehr Klarheit. Durch die reichhaltige Bebilderung wird der Lesefluss aufgelockert.

Das Taschenbuch eignet sich als Fachlektüre, um dem Thema Superfoods zum Beispiel in einem fundierten Beratungsgespräch gerecht zu werden. Auch als spannendes Sachbuch zur freizeitlichen Unterhaltung kann ich das Buch nur empfehlen. |

Ernährungswissenschaftlerin Juliane Russ

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