Wirtschaft

Die Abgabe läuft oft einfacher als erwartet

Umfrage der Apobank über Nachfolgeregelung von Apotheken und Arztpraxen: oft müssen Zugeständnisse bei den Preisvorstellungen gemacht werden

ts | Die Abgabe oder Übergabe einer Apotheke oder Arztpraxis ist ein herausfordernder Prozess – in der Realität gestaltet sich dieser aber oft weniger schwierig als erwartet. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank) zum Thema „Abgabe – zwischen Wunsch und Wirklichkeit“. Die Untersuchung zeigt aber auch: Der angestrebte Erlös wird nicht immer erzielt, und gut ein Zehntel findet keine Nachfolge für die Apotheke oder Praxis.

Fragen rund um die Herausforderungen beim Verkauf der eigenen Apotheke oder Praxis standen im Zentrum einer Untersuchung der Apobank unter 400 Heilbe­ruflern aus den Bereichen Humanmedizin, Zahnmedizin und Pharmazie. Wie das Geldinstitut mitteilt, entstand aus den Antworten eine Gegenüberstellung, die einerseits die Erwartungen der Noch-Inhaber aufzeigt und andererseits die tatsächlichen Erfahrungen der ehemaligen Selbstständigen darlegt.

Herausforderungen rund um den Verkauf Die Antworten aus der Umfrage der Apobank

Abgabeprozess läuft schneller als vermutet

Demnach läuft der Abgabeprozess grundsätzlich schneller als gedacht: Während die Schätzungen im Vorfeld bei zwei Jahren und vier Monaten lägen, seien es in der Realität im Schnitt acht Monate weniger, die die befragten Ex-Inhaber für den Prozess benötigt hätten. Dabei steige gut die Hälfte sofort aus, während sich die anderen für einen sanften Übergang in den Ruhestand entscheiden und durchschnittlich noch 20 Monate gemeinsam mit ihrer Nachfolge im Dienst blieben.

Mühsame Wertermittlung

Auf die Frage, welche Kriterien bei der Abgabe besonders herausfordernd sein werden, nannten 69 Prozent der Noch-Inhaber, einen geeigneten Interessenten zu finden. In der Praxis gestaltete sich dieser Punkt zwar etwas leichter als gedacht, dennoch machten laut der Untersuchung 37 Prozent tatsächlich diese Erfahrung. Gut die Hälfte habe an eine zuvor unbekannte Person abgegeben, 24 Prozent an einen Kollegen und neun Prozent an ein Familienmitglied. Auch das persönliche Netzwerk kann laut Apobank hilfreich sein und habe bei 14 Prozent zum Erfolg geführt.

Kopfzerbrechen bereitet vielen Heilberuflern auch, den Wert der Praxis oder Apotheke marktgerecht einzuschätzen. Die organisatorische Planung des Abgabeprozesses werde im Nachhinein hingegen als weniger mühsam bewertet, als zuvor befürchtet.

Bestes Angebot entscheidet

Einen guten Erlös zu erzielen, bereitet im Vorfeld 53 Prozent der Befragten Bauchschmerzen. In diesem Zusammenhang geben 36 Prozent der Noch-Inhaber an, dass bei der Nachfolgersuche das beste Angebot entscheidend sei. In Wirklichkeit mussten 44 Prozent derjenigen, die den Verkauf hinter sich hatten, bei den eigenen Preisvorstellungen Abstriche machen.

Laut der Untersuchung lohnt es sich, die eigene Praxis oder Apotheke auf den neuesten Stand zu bringen, um einen guten Wert zu erzielen. So habe sich jeder Zweite vor dem Verkauf für Investitionen entschieden; die Mehrheit (60 Prozent) sei sich dabei einig, dass sich diese Ausgaben mehr als gelohnt hätten. Dabei handelte es sich nach Angaben der Apobank in der Regel um Maßnahmen zur Digitalisierung, die Anschaffung neuer Geräte oder die Modernisierung der Räume.

Investoren oft eine Lösung

Sofern kein Übernehmer gefunden wird, sind 59 Prozent bereit, die eigene Arztpraxis an einen Investor zu verkaufen. Für 41 Prozent wäre ein höherer Verkaufspreis ebenfalls ein Argument für eine Investorenlösung. Andererseits schließt gut ein Fünftel eine solche Option aus. „Die Ergebnisse zeigen, dass viele Inhaberinnen und Inhaber mit Blick auf die Abgabe einen Berg an Herausforderungen erwarten. Die gute Nachricht ist: Dieser Berg ist im Nachgang doch etwas kleiner, als zunächst befürchtet“, sagt Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmarkt und Beteiligungen bei der Apobank. „Wir sehen aber auch, dass jeder zehnte Niedergelassene seine Praxis oder Apotheke ohne Nachfolge schließt. Die Gründe sind vielfältig – mal handelt es sich um eine Praxis auf dem Dorf, mal um eine Apotheke mit zu geringem Ertrag. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, sich auch rechtzeitig mit dem Thema Abgabe zu beschäftigen und diese aktiv vorzubereiten, hierfür gibt es entsprechende Börsen, Seminare, Leitfäden und auch professionelle Beratung. Auf jeden Fall sollte die Instandhaltung und Modernisierung auch vor der Abgabe nicht vernachlässigt werden.“

Der Verkaufserlös als Altersvorsorge

Aus der Umfrage wird zudem deutlich, dass der Erlös aus dem Apotheken- beziehungsweise Praxisverkauf von vielen für die Altersvorsorge eingeplant wird. Allerdings geht dieser Plan den Angaben zufolge nur zum Teil auf: Nur 24 Prozent der ehemaligen Inhaber konnten mit dem Erlös die Altersvorsorge im größeren Umfang bestreiten. |

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