Arzneimittel und Therapie

Gut abgelenkt ist halb gespürt

Wie man Schmerz- und Stressreaktionen beim Impfen vermeiden kann

mab | Seitdem auch in den Apotheken geimpft werden kann, stellt sich Pharmazeuten die Frage, wie man ängstliche und schmerzempfindliche Patienten bei der Immunisierung beruhigen kann. Evidenzbasierte Empfehlungen dazu lassen sich im aktuellen Epidemiologischen Bulletin des RKI finden.

Grundlegend ist sowohl für Kinder als auch Erwachsene eine gute Vertrauensbasis. Diese kann durch ein ruhiges und sachkundiges Auftreten erreicht werden. Unmittelbar vor der Impfung sollte über das mögliche Schmerzempfinden und wie man die Angst davor reduzieren kann (z. B. durch Drücken der elterlichen Hand) aufgeklärt werden. Dabei am besten neutrale Worte wählen, um mögliche Ängste nicht weiter zu verstärken. Falsche Versprechungen wie „Das tut überhaupt nicht weh!“ sollten vermieden werden. Im Einzelfall können schmerzreduzierende Lokalanästhetika eingesetzt werden, z. B. in Form von Schmerzpflastern oder Cremes (bei Säuglingen unter Beachtung der entsprechenden Fachinformation gegebenenfalls auch als Okklusionsverband). Bei Kindern unter zwölf Monaten muss darauf geachtet werden, dass die Pflaster und Cremes nicht zusammen mit anderen Arzneimitteln verwendet werden, die die Methämoglobin-Bildung fördern (z. B. Sulfonamide). Bei Jugendlichen und Erwachsenen muss die relativ lange Einwirkzeit (mind. 30 bis 60 Minuten) bedacht werden. Alternativ kann unmittelbar vor der Desinfektion und Verimpfung zwei bis acht Sekunden ein Eisspray auf die Impfstelle gesprüht werden.

Foto: yanadjan/AdobeStock

Orale Analgetika meiden

Auch die richtige Körperhaltung kann Schmerzen vermeiden: So sollten Jugendliche und Erwachsene stets aufrecht sitzen, kleinere Kinder werden am besten leicht schaukelnd auf dem Arm oder Schoß der Eltern geimpft. Die richtige Ablenkung kann helfen, Angst und Schmerzen zu reduzieren: bei Kindern z. B. durch Aufblasen eines Luftballons, Seifenblasen, Videos, Gespräche oder Spielzeug. Säuglingen hilft ein Schnuller oder wenn sie gleichzeitig gestillt werden (CAVE: nicht bei Rotavirus-Schluckimpfung, da sonst deren Wirkung verringert werden kann). Jugendliche und Erwachsene können leicht husten oder die Luft anhalten. Doch auch auf die Injektionstechnik kommt es an: bei Säuglingen unter zwei Monaten sollten Nadellängen von 15 mm, bei Kindern von 25 mm und bei Jugendlichen und Erwachsenen von 25 bis 50 mm gewählt werden. Die eigentliche Impfung sollte zügig erfolgen. Werden mehrere Impfstoffe verimpft, den schmerzhaftesten (z. B. Pneumo­kokken, Masern-Mumps-Röteln) am Schluss applizieren. Nicht zur Schmerzreduktion empfohlen sind orale Analgetika sowie ein Erwärmen des Impfstoffs oder Reiben der Injektionsstelle. |

Literatur

Epidemiologisches Bulletin 20022;4, Informa­tionen des Robert Koch-Instituts, Abschnitt 4.6 Hinweise zur Schmerz- und Stressreduktion beim Impfen

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