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Phytotherapie
Pflanzen nutzen statt Schäfchen zählen
Phytopharmaka bei Schlafstörungen
Arten von Schlafstörungen
Die Insomnie, die Schlaflosigkeit mit verminderter Schlafzeit, ist die häufigste Form von Schlafstörungen. Dabei können Einschlaf- oder Durchschlafstörungen auftreten oder die Betroffenen wachen verfrüht auf.
Bei organisch bedingter Insomnie sollte an den Arzt verwiesen werden. Hierzu gehören z. B. chronische Schmerzen, schlafbezogene Atmungsstörungen wie die Schlafapnoe, schlafbezogene Bewegungsstörungen (das Restless-Legs-Syndrom ist die häufigste), eine Schilddrüsenüberfunktion, Depressionen und Asthmaanfälle. Durch Therapie der Ursachen kann meist auch die Schlafstörung verbessert werden. In der Beratung sollte auch nach der Einnahme von Arzneimitteln gefragt werden. Mittel, die den Sympathikus anregen, antriebssteigernde Antidepressiva, Diuretika und Antihypertonika sind Beispiele für Arzneimittelgruppen, die den Schlaf beeinträchtigen können. Auch hier sollte der Arzt aufgesucht werden. Ein anderer Einnahmezeitpunkt oder der Wechsel des Präparates kann hilfreich sein.
Eine nicht organische Insomnie besteht, wenn keine körperlichen Ursachen zu finden sind. Hier können sich schlafbehindernde Gedanken wie Ärger, Grübeln, Erwartungen oder schlafbehinderndes Verhalten, zum Beispiel Kaffee am Abend, Alkohol oder spannende Filme vor dem Einschlafen, negativ auswirken. Weitere Störfaktoren können ungünstige Schlafgewohnheiten wie unregelmäßige oder zu lange Schlafenszeiten, ein langer Mittagsschlaf oder eine zu warme Umgebung sein. Auch psychische Faktoren wie Stress, Nervosität und Anspannung beeinträchtigen den Schlaf.
Gemäß S3-Leitlinie „Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen“ der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) stehen hier an erster Stelle der Therapie Verhaltensänderungen, die einen erholsamen Schlaf fördern. Diese werden als Maßnahmen zur Schlafhygiene bezeichnet. So soll beispielsweise eine angenehme Schlafumgebung (Licht, Temperatur, Geräusche) geschaffen werden. Kaffee, reichhaltiges Essen und Alkohol am Abend sollen gemieden werden. Es können auch Entspannungsbäder und Entspannungsübungen oder Einschlafrituale versucht werden. Wenn diese Maßnahmen zu Beginn nicht ausreichend wirksam sind, kann für drei bis vier Wochen medikamentös unterstützt werden.
Die Bedeutung der Phytotherapie
Die S3-Leitlinie „Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen“ empfiehlt keine Phytopharmaka bei Schlafstörungen, da die vorliegenden Studien bezüglich der Methodik qualitativ schlecht sind und daher vor einer Bewertung weitere Studien erforderlich sind. In einer klinischen Studie muss das Arzneimittel signifikant wirksamer als Placebo sein. Allerdings macht auch bei Benzodiazepin-Rezeptor-Agonisten (Z-Substanzen z. B. Zopiclon, Zolpidem) der Placeboeffekt 40 bis 60% der Arzneistoffwirkung aus [12]. Und eine Meta-Analyse zu verschiedenen medikamentösen Therapien bei Schlafstörungen zeigte, dass 63,56% des Therapieansprechens auch bei einem Placebo-Präparat gemessen wurde [19].
Pflanzliche Schlafmittel erhöhen die Schlafbereitschaft und beeinflussen im Gegensatz zu chemischen Hypnotika, zum Beispiel Benzodiazepinen, die natürlichen Schlafphasen, vor allem den Rapid-Eye-Movement(REM)-Schlaf und die Tiefschlafphasen, nicht negativ. Daher tritt kein Hangover-Effekt auf. Der physiologische Schlafablauf wird normalisiert und die Arzneimittel machen auch bei längerer Einnahme nicht abhängig. Es besteht keine Sturzgefahr. Bei allen Drogen wird davor gewarnt, dass während der Wirkdauer das Bedienen von Maschinen und das Autofahren beeinträchtigt sein können. Allerdings ist die schlaffördernde Wirkung auch der gewünschte Effekt. Mögliche Nebenwirkungen sind gastrointestinale Beschwerden, die meist innerhalb von 24 Stunden verschwinden. Die Wirkung ist grundsätzlich dosisabhängig und die volle Wirkung tritt erst nach regelmäßiger Einnahme über mindestens ein bis zwei Wochen ein. Alle Drogen, die am Rezeptor-System des hemmenden Neurotransmitters Gamma-Aminobuttersäure (GABA) angreifen, dürfen nicht mit Benzodiazepinen kombiniert werden. Das Committee on Herbal Medicinal Products, kurz HMPC, der Europäischen Arzneimittelagentur EMA berücksichtigt, im Gegensatz zur Leitlinie, auch dokumentierte Erfahrungen aus langjähriger Anwendung. Für verschiedene Drogen und Drogenextrakte sowie Kombinationen wird daher ein traditional use oder well-established use bescheinigt. (s. Kasten „Well-established use, traditional use“).
Auf Grund der Vorteile der pflanzlichen Hypnotika ist eine zeitlich befristete Einnahme von Zubereitungen, die von der EMA positiv bewertet wurden, eine sinnvolle Therapiemöglichkeit. Bei Phytopharmaka, die gleiche Drogen enthalten, kann nicht einfach der Extrakt-Gehalt verglichen werden, da die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe und damit die Wirksamkeit auch durch das Extraktionsmittel, das Extraktionsverfahren, das Droge-Extrakt-Verhältnis (DEV) und weitere Faktoren beeinflusst wird. Daher werden in den HMPC-Monographien zu einer Droge oder einem Drogenauszug meist mehrere Zubereitungen aufgeführt und bewertet.
In Deutschland verfügbare Phytopharmaka sind oft unabhängig von der HMPC-Monographie vom Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte zugelassen, registriert oder haben eine Nachzulassung erhalten.
Well-established use, traditional use
Well-established use: Die Droge oder Drogenzubereitung wird seit mindestens zehn Jahren in einem Land der EU angewendet und es liegt mindestens eine qualitativ hochwertige klinische Studie vor, die die Wirksamkeit und Sicherheit bei der beschriebenen Anwendung belegt. Das Präparat erhält eine Zulassungsnummer.
Traditional use: Die Droge oder Drogenzubereitung wird seit mindestens 30 Jahren, davon 15 Jahre in einem Land der EU, medizinisch verwendet. Daher werden die Wirksamkeit und Sicherheit als belegt angesehen, auch wenn keine qualitativ ausreichenden klinischen Studien vorliegen. Die Zubereitung wird registriert und hat eine Registrierungsnummer auf der Packung.
Für eine Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie für Kinder unter zwölf Jahren liegen gemäß der HMPC-Monographien keine ausreichenden Daten aus Studien vor, daher wird eine Anwendung in dieser Zeit nicht empfohlen. Die Wirkung der einmaligen Dosis der Phytopharmaka ist eher schwach, sie steigert sich bei regelmäßiger Einnahme. Daher wird eine Anwendungsdauer von zwei bis vier Wochen angeraten.
Baldrianwurzel (Valerianae radix)
Die Droge wird aus Valeriana officinalis L. aus der Familie der Caprifoliaceae (Geißblattgewächse) gewonnen. Die in Europa und Asien beheimatete Pflanze wird bis zu 1,5 Meter hoch. Die gefiederten Blätter sitzen gegenständig am leicht behaarten Stängel, die zahlreichen weißen bis rosa Einzelblüten bilden Trugdolden. Blütezeit ist von Mai bis September. Die HMPC-Monographie bescheinigt einem Trockenextrakt mit Droge-Extrakt-Verhältnis (DEV) 3-7,4:1 und Extraktionsmittel Ethanol 40 – 70% (V/V) einen well-established use, die Einzeldosis sollte 400 – 600 mg betragen. Weiteren vier Trockenextrakten, drei Fluidextrakten und vier Tinkturen wird ein traditional use zugebilligt.
Die schlaffördernde Wirkung wird wahrscheinlich überwiegend durch hydrophile Lignane (Olivilderivate) und das ätherische Öl (enthält Valerensäurederivate) verursacht. Eine Komponente des ätherischen Öls ist die Isovaleriansäure, die erst bei der Trocknung der Wurzel entsteht und für den typischen Baldriangeruch verantwortlich ist. Zubereitungen aus Valeriana officinalis enthalten keine Valepotriate, da diese instabil sind und schon bei der Lagerung abgebaut werden. Daher sind sie nicht für die Wirkung verantwortlich. Der Wirkmechanismus der Inhaltsstoffe ist noch nicht völlig geklärt. Nach in vitro-Untersuchungen könnte Baldrianextrakt die Ausschüttung der Gamma-Aminobuttersäure erhöhen und den GABAA-Rezeptor modulieren, so dass die Wirkung des Neurotransmitters verstärkt wird [2]. Die Wirkstoffe binden zudem wahrscheinlich an die A1-Rezeptoren für Adenosin im Gehirn und verstärken so die schlaffördernde Wirkung des Adenosins, außerdem aktivieren sie möglicherweise den serotonergen 5-HT1A-Rezeptor. Für alle Altersgruppen ab zwölf Jahren werden bei Einschlafstörungen 400 bis 600 mg Trockenextrakt als Einzeldosis 30 bis 60 Minuten vor dem Zubettgehen empfohlen. Wird die Droge angewandt, sollten laut HMPC 0,3 – 3 g zerkleinerte Substanz oder 0,3 – 2 g gepulverte Zubereitung als Einzeldosis eingesetzt werden. Bei Überdosierung mit Mengen über 20 g Droge können Brustenge, Zittern der Hand, Bauchkrämpfe und Benommenheit auftreten. Wenn sich die Symptome nicht innerhalb von zwei Wochen verbessern oder sogar verschlechtern, sollte ein Arzt konsultiert werden. Bei dreimal täglicher Einnahme wirken Baldrian-Präparate zusätzlich gegen Nervosität und Anspannung. Baldrianwurzel wird in Mono- oder Kombinationspräparaten angewandt (s. Tab. Beispiele für phytopharmazeutische Fertigarzneimittel bei Schlafstörungen).
Hopfenzapfen (Lupuli flos)
Hopfenzapfen sind die weiblichen Blütenstände (botanisch handelt es sich um Scheinähren) von Humulus lupulus L., einer zweihäusigen Pflanze aus der Familie der Cannabaceae (Hanfgewächse). Das zapfenförmige Aussehen der Blüte verursacht die vielen dachziegelartig übereinanderliegenden Deckblätter. Hopfen ist eine in Mitteleuropa heimische Kletterpflanze, die mit Hilfe von hakenförmigen Haaren an der Sprossachse bis in sechs Meter Höhe ranken kann, Zuchtformen können bis zehn Meter Höhe erreichen. Es werden nur die weiblichen Pflanzen angebaut. Bei Befruchtung durch den Pollen männlicher Hopfenpflanzen wird der Ertrag an wirksamen Inhaltsstoffen verringert.
Die Droge enthält Bitterstoffe (vor allem Humulon und Lupulon), ätherisches Öl und Flavonoide (drogenspezifisch ist das Xanthohumol). Der Wirkmechanismus ist noch nicht geklärt. Vermutlich treten die Inhaltsstoffe mit dem GABA-System in Wechselwirkung, binden als Agonisten an die Melatonin-Rezeptoren ML1 und ML2 und an die Serotonin-Rezeptor-Subtypen 5-HT4e, 5-HT6 und 5-HT7.
Die Droge wird gemäß HMPC-Monographie traditionell bei nervöser Unruhe und Einschlafstörungen verwendet. Zur Teezubereitung werden 500 mg zerkleinerte Droge pro Einzeldosis verwendet, von der gepulverten Substanz für Erwachsene 400 mg und für Jugendliche ab 12 Jahren 200 mg.
Baldrianwurzel und Hopfenzapfen
In Deutschland sind Hopfenzapfen in Fertigarzneimitteln nur in Kombinationspräparaten enthalten. Für die Kombination Baldrianwurzel mit Hopfenzapfen gibt es eine eigene HMPC-Monographie, die für die Indikationen Schlafstörungen und nervöse Unruhezustände für folgende Trockenextrakte einen well-established use attestiert:
a) Baldrianwurzel DEV 4-8:1, Auszugsmittel Methanol 45 – 51% (m/m) und Hopfenzapfen DEV 3-10:1, Extraktionsmittel Methanol 40 – 51% (m/m), in fester Kombination (Baldrianextrakt / Hopfenextrakt) von 187 – 374 mg/28 mg bis 500 mg/65 mg
b) Baldrianwurzel DEV 4-7:1, Ethanol 70% (V/V) und Hopfenzapfen DEV 4-8:1, Methanol 40% (V/V), als feste Kombination (Baldrianextrakt/Hopfenextrakt) von 200 mg/45 mg bis 350 mg/70 mg.
Es werden ein bis zwei Einzeldosen eine halbe bis eine Stunde vor dem Schlafen eingenommen. Dabei soll die Menge von 500 mg Baldrianextrakt nicht überschritten werden. Eine kontinuierliche Anwendung über zwei bis vier Wochen wird empfohlen. Weitere Trocken- und Fluidextrakte werden der traditionellen Anwendung zugeordnet (s. Tab. Beispiele für phytopharmazeutische Fertigarzneimittel bei Schlafstörungen). Wenn sich die Symptome nicht innerhalb von vier Wochen verbessern oder sogar verschlechtern, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Die Nebenwirkungen entsprechen denen von Baldrian-Monopräparaten. Bei der Anwendung gegen nervöse Unruhezustände wird die Einnahme dreimal täglich empfohlen.
Melissenblätter (Melissae folium)
Melissenblätter werden von Melissa officinalis L., Familie der Lamiaceae (Lippenblütengewächse) gewonnen. Die Pflanze wird im Deutschen als Melisse oder, wegen ihres typischen Geruchs, als Zitronenmelisse bezeichnet. Die Pflanze stammt ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeergebiet und Westasien. Die Staude wird circa 70 cm hoch, besitzt einen vierkantigen Stiel und kreuzgegenständig angeordnete, eiförmige Blätter. Die Lippenblüten sind weißlich und sitzen in Scheinquirlen in den Blattachseln. Sie blühen im Juli und August. Der Wirkstoffgehalt der Blätter ist kurz vor der Blütezeit am höchsten. Für die Wirkung ist wahrscheinlich das ätherische Öl verantwortlich, das in vitro hemmend auf das Enzym GABA-Transaminase wirkt, welches GABA abbaut. Melissenblätter wirken zusätzlich zu ihrer entspannenden und schlaffördernden Wirkung spasmolytisch und daher beruhigend bei nervösen Magen-Darm-Beschwerden. Die HMPC-Monographie bescheinigt Melissenblättern lediglich eine traditionelle Anwendung in unterschiedlichen Zubereitungen als zerkleinerte oder gepulverte Droge. Tinktur und Fluidextrakt sowie Trockenextrakte sind nicht eigens aufgeführt, sondern sollen den Angaben zu den anderen Darreichungsformen entsprechen. Für die Kombination mit anderen Drogen gibt es keine entsprechenden Monographien. Als Einzeldroge sind Melissenblätter als Tee erhältlich, zum Beispiel Sidroga® Melissenblätter, H&S® Melissenblätter. Häufiger ist die Droge in Teemischungen und unterschiedlichen Kombinationspräparaten mit Baldrianwurzel, Hopfenzapfen oder Passionsblumenkraut enthalten (s. Tab. Beispiele für phytopharmazeutische Fertigarzneimittel bei Schlafstörungen).
Passionsblumenkraut (Passiflorae herba)
Die Stammpflanze ist Passiflora incarnata L. und gehört zu den Passifloraceae (Passionsblumengewächse). Die kletternde Staude stammt aus Nordamerika. Sie befestigt sich mit Sprossranken, kann mehrere Meter hoch werden, und hat tief gelappte, dreiteilige Blätter. Charakteristisch sind die Blüten: Oberhalb der weißlichen bis violetten Kronblätter befindet sich eine weißliche bis violette, fransenartige Nebenkrone. Fünf Staubblätter und eine dreigeteilte Narbe sitzen im Inneren. Die Blütezeit ist von Mai bis September; danach entstehen ovale Früchte, die vereinzelt in der Krautdroge zu finden sind. Die Droge wird traditionell zur Entspannung und bei Einschlafstörungen angewandt. Der vor allem Flavonoide enthaltende Extrakt moduliert den GABAA-Rezeptor und verstärkt dadurch den hemmenden Effekt dieses Neurotransmitters. Außerdem wird die Verweildauer der GABA im synaptischen Spalt verlängert, da die Wiederaufnahme in die präsynaptische Membran über den GABAB-Rezeptor gehemmt wird. Die HMPC-Monographie beschreibt nur die Einzeldroge und attestiert eine traditionelle Anwendung als zerkleinerte oder gepulverte Droge und Fluidextrakte. Trockenextrakte sind nicht eigens aufgeführt, sondern sollen den Angaben zu den genannten Zubereitungen entsprechen.
Passionsblumenextrakt ist in Kombinations- und Monopräparaten im Handel (s. Tab. Beispiele für phytopharmazeutische Fertigarzneimittel bei Schlafstörungen).
Lavendelblüten (Lavandulae flos)
Die Droge wird aus Lavandula angustifolia MILL. aus der Familie der Lamiaceae gewonnen. Lavendel ist ein Halbstrauch, der eine Höhe von 30 bis 60 Zentimetern erreicht. Die Blätter sind graugrün, die intensiv duftenden, violetten Blüten bilden am Ende der Sprossachse eine Scheinähre. Das ätherische Öl soll nach In-vitro-Studien die Wirkung der Gamma-Aminobuttersäure verstärken. Es soll die motorische Aktivität hemmen, die Einschlafzeit verkürzen und die Schlafdauer verlängern. Die Anwendung bei Unruhezuständen mit ängstlicher Verstimmung und Schlafstörungen ist für eine bestimmte Lavendelöl-Zubereitung (Silexan® in Lasea®) in randomisierten Studien belegt. Die HMPC-Monographie bestätigt für die Droge und das ätherische Öl die traditionelle Anwendung bei ängstlicher Verstimmung und Schlafstörungen. Die Monographie zum ätherischen Öl wird derzeit überarbeitet, in der bisherigen sind die neueren Studien noch nicht enthalten. Es gibt bisher keine Monopräparate mit der Indikation Schlafstörungen. In Teemischungen sind teilweise Lavendelblüten enthalten (s. Tab. Beispiele für phytopharmazeutische Fertigarzneimittel bei Schlafstörungen). |
Droge-Extrakt-Verhältnis, Auszugsmittel, HMPC-Einschätzung | Fertigarzneimittel | Einzeldosis Gehalt | Dosierung bei Schlafstörungen |
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Baldrianwurzel | |||
Baldrian-Tinktur (1:5), Extraktionsmittel Ethanol 70% (V/V) traditional use | Abtei® Nachtruhe Einschlaftropfen | ein Teelöffel (ca. 3 ml) verdünnt mit Wasser, 30 Minuten vor dem Schlafengehen (eventuell zusätzlich ein Teelöffel vor dem Abendessen) | |
Baldrianwurzel-Pulver traditional use | Kneipp® Baldrian Nacht überzogene Tabletten | 700 mg Pulver HMPC-Empfehlung: 0,3 – 3 g | eine Tablette, 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen |
TE: (3 – 6:1), Ethanol 70% (V/V) well-established use | Abtei® Baldrian forte überzogene Tabletten | 450 mg | eine Tablette, 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen (eventuell zusätzlich eine Tablette am frühen Abend) |
Baldrian Dispert® 45 mg überzogene Tabletten | 45 mg | zehn bis zwölf Tabletten (!), 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen (eventuell zusätzlich dieselbe Dosis am frühen Abend) | |
Baldrian tetesept® überzogene Tabletten | 441,35 mg | eine Tablette, 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen (eventuell zusätzlich eine Tablette am frühen Abend) | |
Baldurat®Filmtabletten | 650 mg, Einzeldosis höher als vom HMPC empfohlen | ||
Baldrivit® 600 mg überzogene Tabletten | 600 mg | ||
Euvegal® balance 500 mg Filmtabletten | 500 mg | ||
Kneipp® Schlaf gut Baldrian 450 mg forte überzogene Tabletten | 450 mg | ||
Klosterfrau® Baldrian forte 600 Nervenruh überzogene Tabletten | 600 mg | ||
Sedonium®überzogene Tabletten | 300 mg | zwei Tabletten, 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen (eventuell zusätzlich zwei Tabletten am frühen Abend) | |
TE: (6 – 7,4:1), Ethanol 70% (V/V) well-established use | Baldriparan® stark für die Nacht überzogene Tabletten | 441,35 mg | eine Tablette, 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen (eventuell zusätzlich eine Tablette am frühen Abend) |
TE: (5,3 – 6,6:1), Methanol 45% (m/m), traditional use | Doppelherz® Nachtruhe Baldrian Schlaf-Dragees N Dragees | 150 mg | drei Tabletten, 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen (eventuell zusätzlich drei Tabletten am frühen Abend) |
TE: (5,5 – 7,4:1), Ethanol 85% (m/m), traditional use | Kneipp® Baldrian Extrakt extra stark überzogene Tabletten | 322 mg | eine Tablette, 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen (eventuell zusätzlich eine Tablette am frühen Abend) |
Baldrianwurzel + Hopfenzapfen | |||
TE: Baldrianwurzel (5 – 8:1), Methanol 45% (m/m) und Hopfenzapfen (7 – 10:1), Methanol 45% (m/m), well-established use | Alluna®Filmtabletten | Trockenextrakte: Baldrianwurzel: 187 mg Hopfenzapfen: 41,88 mg | eine Tablette, 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen (eventuell zusätzlich eine Tablette am frühen Abend) |
TE: Baldrianwurzel (4 – 7:1), Methanol 45% (V/V), Hopfenzapfen (7,7 – 9,5:1), Methanol 45% (m/m), well-established use | Abtei® Nachtruhe Baldrian+Hopfen Einschlafdragees | Trockenextrakte: Baldrianwurzel: 200 mg Hopfenzapfen: 14 mg | zwei Tabletten 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen |
TE: Baldrianwurzel (4 – 6:1), Wasser und Hopfenzapfen (3 – 6:1), Wasser, traditional use | Bakanasan Beruhigungs-Dragees Baldrian & Hopfen | Trockenextrakte: Baldrianwurzel: 80 mg Hopfenzapfen: 20 mg | drei Tabletten, 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen (eventuell zusätzlich drei Tabletten am frühen Abend) |
Luvased® Nacht zum Einschlafen überzogene Tabletten | Trockenextrakte: Baldrianwurzel: 160 mg Hopfenzapfen: 40 mg | zwei Tabletten, 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen (eventuell zusätzlich zwei Tabletten am frühen Abend) | |
TE: Baldrianwurzel (4 – 7:1), Ethanol 70% (V/V) und Hopfenzapfen (4 – 8:1), Ethanol 40% (V/V), traditional use | Ardeysedon® Nacht überzogene Tabletten | Trockenextrakte: Baldrianwurzel: 200 mg Hopfenzapfen: 68 mg | eine Tablette, 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen (eventuell zusätzlich eine Tablette am frühen Abend) |
Baldrian Dispert® Nacht zum Einschlafen überzogene Tabletten | |||
TE: Baldrianwurzel (3 – 6:1), Ethanol 70% (V/V) und Hopfenzapfen (4 – 8:1), Ethanol 40% (V/V), traditional use | Baldrian-Hopfen Kapseln Twardy® Kapseln | Trockenextrakte: Baldrianwurzel: 100 mg Hopfenzapfen: 30 mg | zwei Kapseln, 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen |
TE: Baldrianwurzel (5,3 – 6,6:1), Methanol 45% (m/m) und Hopfenzapfen (5,5 – 6,5:1), Wasser, traditional use | Abtei® Baldrian+Hopfen Dragees zur Beruhigung | Trockenextrakte: Baldrianwurzel: 187 mg Hopfenzapfen: 45 mg | eine Tablette, 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen (eventuell zusätzlich eine Tablette am frühen Abend) |
Baldrianwurzel + Melissenblätter | |||
TE: Baldrianwurzel (3 – 6:1), Ethanol 70% (V/V) und Melissenblätter (4 – 6:1), Ethanol 30% (m/m), jeder Einzelextrakt: traditional use | Euvegal® Filmtabletten | Trockenextrakte: Baldrianwurzel: 320 mg Melissenblätter: 160 mg | eine Tablette, 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen (eventuell zusätzlich eine Tablette am frühen Abend) Ausnahme: Kinder ab sechs Jahren eine Tablette 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen |
Baldriantinktur (1:5), Ethanol 70% (V/V), Melissenblätter-Fluidextrakt (1:0,8 – 1,2), Ethanol 70% (V/V) | Sedariston® Tropfen für die Nacht | 1,5 ml (42 Tropfen), 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen (eventuell zusätzlich dieselbe Dosis am frühen Abend) | |
Baldrianwurzel + Melissenblätter + Hopfenzapfen | |||
Teedrogen | H&S® Schlaf- und Nerventee Filterbeutel (enthält weitere Drogen) | Baldrianwurzel: 600 mg, Hopfenzapfen: 400 mg, Melissenblätter: 600 mg | eine Tasse, zwei- bis dreimal täglich und vor dem Schlafengehen |
TE: Baldrianwurzel (5 – 6:1), Ethanol 70% (V/V), Hopfenzapfen (4 – 8:1) Methanol 40% (V/V), Melissenblätter (4 – 6:1), Wasser | Sedacur® forte Beruhigungsdragees | Trockenextrakte: Baldrianwurzel: 75 mg Hopfenzapfen: 23 mg Melissenblätter 45 mg | zwei Tabletten, 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen |
Baldrianwurzel + Melissenblätter + Passionsblumenkraut | |||
Teedrogen enthält weitere Drogen | Sidroga® Schlaf- und Nerventee Filterbeutel | Baldrianwurzel: 700 mg, Melissenblätter: 400 mg, Passionsblumenkraut: 300 mg | eine Tasse, zwei- bis dreimal täglich und vor dem Schlafengehen |
TE: Baldrianwurzel (3 – 6:1), Ethanol 70% (V/V) und Melissenblätter (3 – 7:1), Ethanol 30% (m/m), Passionsblumenkraut (5 – 7:1) Ethanol 60% (V/V) | Klosterfrau® Seda-Plantina überzogene Tabletten | Trockenextrakte: Baldrianwurzel: 150 mg Melissenblätter: 125 mg Passionsblumen: 110 mg | zwei Tabletten, 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen (eventuell zusätzlich zwei Tabletten am frühen Abend) |
TE: Baldrianwurzel (3 – 6:1), Ethanol 70% (V/V) und Melissenblätter (4 – 6:1), Methanol 30% (V/V), Passionsblumenkraut (5 – 7:1) Ethanol 50% (V/V) | Pascoflair® Night überzogene Tabletten | Trockenextrakte: Baldrianwurzel: 125 mg Melissenblätter: 112,5 mg Passionsblumen: 80 mg | |
Valeriana® Hevert Beruhigungsdragees | |||
Baldrianwurzel + Melissenblätter + Lavendelblüten | |||
Teedrogen (enthält weitere Teedrogen) | H&S® Schlaf- und Nerventee N Filterbeutel | Baldrianwurzel: 600 mg, Melissenblätter 300 mg, Lavendelblüten 400 mg | zwei- bis dreimal täglich eine Tasse abends und vor dem Schlafengehen, eventuell auch mittags |
Passionsblumenkraut | |||
TE: (5 – 7:1), Ethanol 50% (V/V) | Lioran® centra | Trockenextrakt: 425 mg | ein bis zwei Tabletten 30 Minuten vor dem Schlafengehen |
Fluidextrakt: (1:1), Ethanol 70% (V/V), traditional use | Passiflora night Curarina® Flüssigkeit zum Einnehmen | dreimal täglich 2 ml, die letzte Dosis 30 Minuten vor dem Schlafengehen | |
Baldrianwurzel + Hopfenzapfen + Passionsblumenkraut | |||
TE: Baldrianwurzel (4 – 5:1), Methanol 45% (m/m), Hopfenzapfen (5,5 – 6,5:1), Wasser Passionsblumenkraut-Pulver jede Einzel-Zubereitung: traditional use | Biosedon®überzogene Tabletten | Trockenextrakte: Baldrianwurzel: 56,25 mg Hopfenzapfen: 13,5 mg Passionsblumenkraut-Pulver: 200 mg | drei Tabletten 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen |
Selon® plus Passionsblume überzogene Tabletten | |||
TE: Baldrianwurzel (3 – 6:1), Ethanol 70% (V/V) und Hopfenzapfen (4 – 8:1), Ethanol 40% (V/V), Passionsblumenkraut (4 – 7:1) Ethanol 50% (V/V) | Kytta® Sedativum Dragees | Trockenextrakte: Baldrianwurzel: 150 mg Hopfenzapfen: 30 mg Passionsblume: 80 mg | eine Tablette 30 – 60 Minuten vor dem Schlafengehen (eventuell zusätzlich eine Tablette am frühen Abend) Ausnahme: diese Dosierung gilt bereits bei Kindern ab drei Jahren |
Lavendelöl | |||
Lavendelöl (Silexan®) | Lasea® | Lavendelöl: 80 mg | eine Kapsel, vorzugsweise zu einer Mahlzeit oder kurz vor dem Zubettgehen |
Literatur
[1] Final list of references supporting the assessment of Valeriana officinalis L., radix and Valeriana officinalis L., aetheroleum (2016), Humulus lupulus L., flos (2014), Melissa officinalis L., folium (2013), Passiflora incarnata L., herba (2014), Lavandula angustifolia Miller, aetheroleum and Lavandula angustifolia Miller, flos (2012). Auflistung der Studien zu den jeweiligen HMPC-Monographien der Europäischen Arzneimittelagentur, www.ema.europa.eu/en/medicines/herbal
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Mehr Wissen zu Schlaf und Resilienz
Pharmazeutischer eKongress, Freitag, 25. März 2022
Schlafapnoe kann viele Ursachen haben – dabei führt der Weg zur Diagnose meist erst ins Schlaflabor. Dort werden die Weichen für die Therapie gestellt. Prof. Dr. Maritta Orth, Mannheim, gibt einen Einblick in Diagnostik und Therapie dieser facettenreichen Schlafstörung. Dr. Verena Stahl, Herdecke, geht der Frage nach, was das Hormon Melatonin leisten kann, das gerade in aller Munde ist und Dr. Christina Berndt, München, zeigt Wege auf, wie man die psychische Widerstandskraft stärken kann. Stichwort: Resilienz.
Weitere Informationen und Tickets unter www.interpharm.de
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