DAZ aktuell

Apothekenimpfungen gegen COVID-19

ABDA: Vierstellige Zahl von Apotheken impfbereit / BMG: Nur 480 haben Impfstoff bestellt

jb/ks/eda | In dieser Woche starten die ersten Apotheken in Deutschland mit der Durchführung von COVID-19-Impfungen. Damit wird ein bedeutender Abschnitt für die Bekämpfung der Corona-Pandemie im Allgemeinen und für den Berufsstand im Speziellen eingeläutet. Erstmals dürfen nicht-ärztliche Heilberufe aktiv impfen – und das außerhalb von Modellvorhaben. Doch der Start verläuft offenbar nur schleppend. Die Standesvertretung geht von einer vierstelligen Zahl impfbereiter Apothekenteams aus. Laut Gesundheitsministerium hatten sich im Vorfeld nur 480 Apotheken mit Impfstoff eingedeckt.
Foto: picture alliance/dpa/Federico Gambarini

Seit Anfang der Woche wird beispielsweise in rund einem Viertel der über 2000 öffentlichen Apotheken im Kammerbezirk Nordrhein gegen Corona geimpft.

Frühstart in Nordrhein: Während in den meisten Kammerbezirken erst ab dem vergangenen Dienstag geimpft wurde, ging es in Nordrhein schon am Montag los. Kammerpräsident Armin Hoffmann und der Verbandsvorsitzende Thomas Preis waren in der Düsseldorfer Europa Apotheke vor Ort und erwarteten ein Dutzend Personen, die ziemlich kurzfristig das neuartige Impf-Angebot gegen COVID-19 annahmen. Für Hoffmann und Preis ein Erfolg: So habe man sich das vorgestellt, erklärt Verbandschef Preis gegenüber der DAZ.

Viele der impfwilligen Apotheken­kunden betonten die unkomplizierte Terminvergabe, das gefalle ihnen. „Ich war hier, um Kopfschmerztabletten für die Hausapotheke zu besorgen“, berichtete ein Impfling, „und als ich gefragt wurde, ob ich geboostert bin, habe ich nein gesagt. Die Apothekerin hat dann gefragt, ob ich spontan geimpft werden möchte und ich habe ja gesagt.“

Jede vierte Apotheke in Nordrhein dabei

„Das ist so gelaufen, wie wir uns das vorstellen“, sagt Thomas Preis, „die Menschen haben gesehen, dass Apotheken kurzfristig erreichbar sind.“ Die meisten hätten sich nämlich spontan Termine geben lassen, als sie auf das Angebot aufmerksam geworden sind. Hinsichtlich der Meldung an das Robert Koch-Institut (RKI) macht Preis sich keine Sorgen – das notwendige Modul im Verbändeportal wurde erst am Folgetag freigeschaltet. Die Kammer Berlin hatte darauf hingewiesen, dass für die Abrechnung die Meldung zwingend erforderlich ist. Die müsse lediglich „zeitnah“ erfolgen, erklärt Preis. Das meldeten die Apotheken dann nach.

Aktuell beteiligt sich etwa jede vierte Apotheke im Kammerbezirk Nordrhein an der Aktion, langfristig ist damit zu rechnen, dass jede zweite Apotheke Impf-Angebote schaffen wird. Mehr als 3000 Apothekerinnen und Apotheker stehen in Nordrhein-Westfalen bereit, um Impfungen anzubieten. Die Schulungen der Apothekerkammern Nordrhein und Westfalen-Lippe wurden rege besucht und fortgesetzt. „Wir werden allen Kolleginnen und Kollegen ein Angebot machen. Der Inhalt der Schulungen wurde mit der Bundesärztekammer entwickelt und macht die Impfung durch Apo­thekerinnen und Apotheker genauso sicher wie beim Arzt“, bekräftigt Kammerpräsident Armin Hoffmann. „Die Politik hat so die wichtigen und rich­tigen Weichen gestellt, um die Impfquote zu erhöhen. Das ist dringend nötig, um die Pandemie möglichst schnell zu beenden.“ Für Apotheken im Rheinland ist das Thema Impfung nicht neu. Etliche hatten sich bereits am Modellprojekt „Grippe-Schutz­impfungen in Apotheken“ des Apo­thekerverbandes Nordrhein gegen Influenza beteiligt.

Personalnot bremst Impfbereitschaft

Weniger optimistisch blickt man dagegen in Thüringen auf die Apothekenimpfungen gegen COVID-19. Die große Mehrheit der Apotheken dort wird zunächst nicht in die Corona-Impfkampagne einsteigen. Kurz vor dem Start für das Impfen in Apotheken am Dienstag zählte die zuständige Landesapothekerkammer lediglich 13 der mehr als 500 Thüringer Apotheken, die die notwendige Selbstauskunft eingereicht haben, mit der sie nachweisen, dass sie die vorgeschriebenen räumlichen, personellen und versicherungstechnischen Voraus­setzungen erfüllen.

Für den Vorsitzenden des Thüringer Apothekerverbands Stefan Fink hat das geringe Interesse vor allem einen Grund: Es scheitere nicht daran, dass sich das Impfen für Apotheken finanziell nicht lohne – vielmehr hätten sie schlichtweg keine personelle Kapazität für die zusätzliche Aufgabe. „Das kann sich schon noch steigern. Aber nicht in Dimensionen, wo man von einem flächendeckenden Angebot sprechen kann“, so der Vorsitzende. Problematisch sei, dass nur Appro­bierte selbst impfen könnten und nicht etwa auch das pharmazeutische Personal. Im Zuge der Pandemie seien etliche weitere Aufgaben für die Apotheken hinzugekommen, wie etwa das Ausstellen von Impfzertifikaten und der Betrieb von Teststellen. Gleich­zeitig litten die Apotheken seit Jahren unter Personalmangel.

Wie viele der 13 Thüringer Apotheken seit Dienstag tatsächlich impfen und wie viel Impfstoff bestellt wurde, kann die Kammer nicht sagen. Es seien aber die notwendigen Voraus­setzungen dafür geschaffen worden. Weitere Apothekerinnen und Apo­theker besuchten derzeit theoretische Schulungen oder absolvierten den notwendigen praktischen Teil.

ABDA: Zahl wird steigen

Eine weitere Zahl erfährt man aus dem Südwesten der Republik: In Baden-Württemberg boten laut Kammer-Webseite am Dienstagmorgen knapp 50 Apotheken Impfungen an.

„Wir gehen davon aus, dass die Zahl der impfenden Apotheken sukzessive aufwächst. Eine vierstellige Zahl hat bereits bei ihrer jeweiligen Landesapothekerkammer gemeldet, dass sie die personellen, räumlichen und versicherungstechnischen Voraussetzungen zum Impfen erfüllen“, meldete ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Over­wiening bereits in der vergangenen Wochen. Sie rechnete damit, dass nicht alle dieser Apotheken in dieser Woche loslegen werden.

Die ABDA ging im Vorfeld davon aus, dass mehrere hundert Apotheken mit den Impfungen starten werden. Ins­gesamt hätten mittlerweile gut 6000 Apothekerinnen und Apotheker die notwendige Schulung absolviert, so Overwiening. Ob und wann eine Apotheke COVID-19-Schutzimpfungen anbiete, entscheide die Apothekenleitung je nach Entwicklung der Nachfrage­situation selbst. „Wenn die STIKO eine weitere Booster-Impfung empfehlen sollte, wird der Bedarf sicher noch mal deutlich steigen“, ist sich die ABDA-Präsidentin sicher.

Apotheken dürfen so viel bestellen wie Praxen

Auf diesen Umstand deuten auch die noch recht verhaltenen Bestellungen hin. Wie das Bundesgesundheits­ministerium (BMG) auf Anfrage der DAZ mitteilte, haben Apotheken zum Start lediglich 480 Bestellungen über 16.572 Dosen des Biontech-Impfstoffs aufgegeben. Hinzu kämen 136 Bestellungen für den Impfstoff von Moderna (8300 Booster-Dosen). Zum Vergleich: Die Arztpraxen hatten zuletzt mehr als 1,6 Millionen Dosen geordert.

Grundsätzlich konnten Apotheken genauso viel bestellen wie Ärzte: Bis zu 240 Dosen Biontech (40 Vials) je Apotheke waren möglich. Ein gesondertes Kontingent für sie gab es nicht. Das BMG hatte allerdings appelliert, nur so viel Impfstoff zu bestellen, wie auch gebraucht wird. Es sei auch in den kommenden Wochen ausreichend Impfstoff vorhanden.

Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, zeigt sich optimistisch: „Wir gehen davon aus, dass sich die Zahl im März steigern wird auf jede zweite Apotheke.“ Aktuell sei die Nachfrage nicht so stark, zitiert die Deutsche Presse-Agentur den Verbandschef. Zumal auch Hausärzte und Impfstellen freie Termine anböten. Der Verband rechnet im Frühjahr mit einer größeren Nachfrage für Impfungen in den Apotheken, wenn ein auf die Omikron-Variante angepasster Corona-Impfstoff bereitstehe. |

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