Therapien im Gespräch

Was tat sich in der Therapie der Vitiligo?

Erste deutschsprachige Leitlinie erschienen / Neues topisches Arzneimittel in den USA zugelassen

dab | Die nicht ansteckende Haut­erkrankung Vitiligo ist durch de­pigmentierte Hautstellen charakterisiert. Ein Therapieziel ist daher, eine lang anhaltende Repigmentierung der Haut zu erreichen. Eine erste deutschsprachige Leitlinie stellt mögliche Therapieoptionen hierfür vor. Eine zweite wichtige Neuigkeit in der Therapie der Weißfleckenkrankheit war die Zulassung einer Ruxolitinib-haltigen Creme im Juli 2022 in den USA.
Foto: ALEKSANDR/AdobeStock

Bei der Weißfleckenkrankheit handelt es sich um eine chronische Auto­immunerkrankung, bei der die Melanozyten progressiv geschädigt werden. Dabei spielt die Ausschüttung von Interferon γ durch CD8+-T-Zellen eine entscheidende Rolle. Durch die Schädigung der Melanozyten wird kein Melanin gebildet und es kommt zur Depigmentierung der Haut. Die Folge sind scharf begrenzte weiße Flecken. Diese können unverändert bleiben, sich vergrößern oder spontan repigmentieren. Das erklärte Dr. Ines Winterhagen in ihrem Beitrag in der DAZ 4, S. 48. Da die depigmentierte Haut sehr lichtempfindlich ist, sollten Vitiligo-Patienten Lichtschutzmittel mit hohem Schutzfaktor (≥ 50) anwenden.

Vitiligo ist häufig mit weiteren Autoimmunerkrankungen assoziiert, darunter Typ-1-Diabetes oder Schilddrüsenerkrankungen. Daher sollte die Schilddrüsenfunktion wenigstens einmal pro Jahr überprüft werden.

Mehr als eine kosmetische Störung

Auch wenn supportiv dermatokosmetische Produkte wie Cremes, Concealer und Foundations zum Einsatz kommen, um die depigmentierten Stellen abzudecken, ist Vitiligo mehr als nur eine kosmetische Störung. Je nach betroffenem Hautareal kommen folgende Therapieoptionen zum Einsatz:

  • topische Cortico­steroide sind Mittel der Wahl bei begrenzter Vitiligo. Bsp.: Mometa­sonfuroat (z. B. Momegalen®)
  • topische Calcineurin-Inhibitoren können off-label auf Cortison-kritischen Bereichen, z. B. im Gesicht, angewendet werden. Bsp.: Tacrolimus (z. B. Protopic®)
  • Phototherapien mit Schmalband-UV-B gelten als die wirksamste Therapie der generalisierten und der aktiven, progredienten Vitiligo. Kleinere Herde können auch mit Excimer-Lasern oder -Lampen behandelt werden.
  • immunsuppressive Therapien können einen Krankheitsstopp bei akuter, rasch fortschreitender Vitiligo bewirken. Bsp.: orale Mini-Puls­therapie mit Dexamethason (z. B. Forte­cortin®)
  • chirurgische Therapien kommen nur bei therapieresistenter und stabiler Vitiligo infrage.

Topischer Januskinase-Hemmer

Im Juli 2022 wurde von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA OpzeluraTM zur Behandlung der nicht-segmentalen Vitiligo zugelassen (DAZ 41, S. 26). Bei dieser häufigen Form der Vitiligo treten die depigmentierten Hautstellen auf beiden Körperhälften etwa symmetrisch auf. OpzeluraTM ist eine 1,5%-Creme mit dem Januskinase-Inhibitor Ruxolitinib als Wirkstoff. Zuvor war dieses topische Arzneimittel in den USA bei milder bis moderater atopischer Dermatitis für Erwachsene und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen. Es wird angenommen, dass Ruxolitinib den Interferon-γ-vermittelten JAK-STAT-Signalweg hemmt, in dem es zur Zerstörung der Melanozyten durch CD8+-T-Zellen kommt.

Unter der topischen Anwendung von Ruxolitinib können Nebenwirkungen wie Akne oder Juckreiz am Applika­tionsort sowie Nasopharyngitis und Kopfschmerzen auftreten. Das Risiko für Infektionen ist auch leicht erhöht. Wie der Hersteller Incyte im Oktober bekannt gab, prüft die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA derzeit einen Zulassungsantrag für Ruxo­litinib-Creme. Damit könnte diese Therapieoption auch bald in Europa verfügbar sein. |

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