- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 51/2022
- Kinder mit Typ-1-Diabetes...
Therapien im Gespräch
Kinder mit Typ-1-Diabetes optimal behandeln
Insulin-Therapie an Bedürfnisse anpassen
Wie Luisa Sachs und Dr. Katharina Warncke in DAZ 1, S. 48, berichteten, wird die Diagnose Diabetes mellitus Typ 1 leider oft erst gestellt, wenn eine diabetische Ketoazidose, eine schwere Stoffwechselentgleisung, auftritt. Die Erkrankung ist dann bereits fortgeschritten. Damit es nicht so weit kommt, werden Früherkennungsmaßnahmen eingesetzt. Spezifische Autoantikörper, die sich gegen Betazell-Antigene richten, können bereits im Blut festgestellt werden, bevor erste Symptome auftreten. Dazu gehören beispielsweise Insulinautoantikörper (IAA) und Antikörper gegen das Insulinoma-assoziierte Antigen 2 (IA-2A). Man spricht vom Frühstadium der Erkrankung oder Stadium 1, wenn zwei oder mehr Autoantikörper im Blut vorliegen, aber noch keine Symptome bestehen und der Glucosestoffwechsel noch normal ist. Im Stadium 2 kommen erhöhte Nüchternglucose-Werte oder eine gestörte Glucose-Toleranz zu den Autoantikörpern hinzu. Schließlich manifestiert sich die Erkrankung mit Symptomen wie häufigem Wasserlassen, starkem Durstgefühl und ungewolltem Gewichtsverlust. Hier spricht man von Stadium 3.
Früh entgegensteuern
Ein Neugeborenen-Screening bzw. eine Bestimmung von Inselautoantikörpern können helfen, Kinder mit einem erhöhten Risiko für Typ-1-Diabetes zu identifizieren, um so frühzeitig der Erkrankung entgegensteuern zu können. Um zu verhindern bzw. zu verzögern, dass die Erkrankung voranschreitet, werden Primär- und Sekundärpräventionsmaßnahmen eingesetzt. So erhielten beispielsweise Kinder mit einem erhöhten Krankheitsrisiko in einer Studie zur Primärprävention hoch dosiertes Insulin-Pulver, um eine Immuntoleranz zu bewirken. In einer anderen Studie wurde bei Kindern im Frühstadium des Typ-1-Diabetes sekundärpräventiv oral hoch dosiertes Insulin eingesetzt, um zu vermeiden bzw. zu verzögern, dass die Erkrankung fortschreitet.
Insulin-Pen oder -Pumpe?
Hat sich ein Typ-1-Diabetes manifestiert, ist eine Therapie mit Insulin unumgänglich. Die betroffenen Kinder und Eltern erhalten eine Diabetes- und Ernährungsschulung, um den Umgang mit der Erkrankung, inklusive der Blutzuckermessungen und Insulinapplikationen, zu erlernen. Je nach Alter und Bedürfnissen kann Insulin mittels Pen oder Pumpe verabreicht werden. Im Rahmen der intensivierten Insulin-Therapie (ICT) mittels Pen wird ein Normal-Insulin oder schnell wirksames Analogon mit einem Langzeit-Insulin kombiniert. Mit der Verwendung von Kurzzeitanaloga kann eine höhere Flexibilität erreicht werden, dafür müssen häufigere Injektionen in Kauf genommen werden. Die Insulinpumpen-Therapie (CSII) wird bei dem überwiegenden Anteil der Kleinkinder eingesetzt. Vorteilhaft kann sie zum Beispiel auch bei Jugendlichen in der Pubertät sein, wo es in den frühen Morgenstunden zu einem starken Blutzuckeranstieg, dem sogenannten Dawn-Phänomen, kommen kann. Letztendlich muss die Therapie individuell an die Bedürfnisse des Kindes und der Familie angepasst werden. Neue Hybrid-Closed-Loop-Systeme kombinieren die Insulin-Applikation per Pumpe mit der Blutzuckermessung mittels Sensor. Teilweise wird die Insulin-Zufuhr automatisch gesteuert, also nach Bedarf abgeschaltet oder gesteigert. Damit ist eine deutliche Erleichterung der Therapie möglich. Allerdings erfordern auch diese Systeme ein Verständnis für die Therapie und ein Mitdenken. Für Kinder unter sechs Jahren sind diese Systeme aktuell noch nicht verfügbar.
Immunmodulierende Therapie
Seit Jahren wird an verschiedenen neuen Therapieoptionen für Kinder mit Typ-1-Diabetes geforscht, so etwa an dem monoklonalen Anti-CD3-Antikörper Teplizumab, der die Manifestation der Erkrankung (Stadium 3) verzögern soll. Im November 2022 ließ die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA Teplizumab bei Kindern ab acht Jahren im Stadium 2 des Typ-1-Diabetes zu. Ob eine Zulassung in Europa folgen wird, bleibt abzuwarten. |
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.