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Interpharm online 2022
Fortbildung vom Feinsten
Futurepharm
Digitalisierung, Klimakrise, Pandemien, Krieg – und zwischen all dem die Apotheke. Sie ist gefordert unter anderem durch das E-Rezept und pharmazeutische Dienstleistungen, während sie händeringend Fachkräfte sucht und die Konkurrenz auf Apothekenplattformen zuzunehmen scheint. Auf all das warf die Futurepharm, die von DAZ-Herausgeber Peter Ditzel und DAZ-Chefredakteur Armin Edalat moderiert wurde, ein Licht.
Nachhaltiger Apothekenalltag
Apothekerin Esther Luhmann erklärte, warum die Klimakrise ein Thema für Pharmazeuten ist. Mit dem globalen Anstieg der Temperatur nehmen Katastrophen und Infektionskrankheiten zu; die Arzneimittelversorgung aufrechtzuerhalten, wird schwieriger. Apotheken können sich darauf einstellen und helfen, indem sie über die gesundheitlichen Folgen und die Auslöser der Klimakrise aufklären, Menschen auf Hitzewellen vorbereiten und ermutigen, sich zu engagieren.
Angriffe aus dem Netz
Wie gefährlich Cyber-Angriffe sein können, erklärte der IT-Sicherheitsexperte Marcus Lenczyk. Er berichtete von einer Reihe digitaler Überfälle, mit denen Schäden in Millionenhöhe angerichtet wurden.
Plattformen
Ein weiteres Zukunftsthema, das bereits Realität ist, sind Apothekenplattformen. Ob und wo Apotheken jetzt mitmachen sollten, diskutierten Sören Friedrich, Geschäftsführer der Plattform der Landesapothekerverbände „Gedisa“ mit den Apothekern Gerrit Nattler und Dr. Björn Schittenhelm.
E-Rezept
Es war nichts mit dem flächendeckenden E-Rezept-Start zum 1. Januar 2022: Der Rollout wurde gestoppt, da die technischen Voraussetzungen noch nicht so weit waren. Die Testphase wird nun verlängert. Was das bedeutet und wie es mit dem E-Rezept weitergeht, erörterte Pharmatechnik-Geschäftsführer Lars Polap.
Pharmazeutische Dienstleistungen
Apothekenberater Prof. Dr. Reinhard Herzog rechnete vor, wie zukünftig pharmazeutische Dienstleistungen honoriert werden müssten, damit sie sich lohnen.
Mitarbeiter finden
Mit welcher Herangehensweise man trotz Personalmangel neue Mitarbeiter findet und bindet, war das Thema von Anike Oleski und Anja Paape von der MediosApotheke Berlin. Sie erklärten, mit welchen Mitteln sie Nachwuchs rekrutieren.
Apotheker 2030
Über die „Gesundheitsversorgung 2030“ diskutierten Dr. Martin Braun, Präsident der LAK Baden-Württemberg, Moderator und DAZ-Chefredakteur Armin Edalat, der Arzt Dr. Peter Berchtold und Apothekerin Melanie Dolfen. Die Gesprächspartner waren sich einig: In der pharmazeutischen Betreuung liegt der Schlüssel der Apotheken-Zukunft.
ApothekenRechtTag
Der ApothekenRechtTag hat sich mittlerweile zu dem Branchentreff rechtlich interessierter Apotheker sowie apothekenrechtlich versierter Juristen entwickelt. Beim Live-Stream konnte Dr. Christian Rotta, Verleger der Mediengruppe Deutscher Apotheker Verlag und Herausgeber der Zeitschrift Arzneimittel&Recht, sieben mit der Apotheken-Szene bestens vertraute Referentinnen und Referenten begrüßen.
Die Ampel und die Apotheke
Den Auftakt machte Thiemo Steinrücken, Apotheker und Leiter des Referats 121 „Grundsatzfragen Apothekengesetz, Pharmaberufe, Apothekenbetrieb“ im Bundesministerium für Gesundheit, mit einem Überblick über die apothekenrelevanten Pläne der Ampel-Koalition gut 100 Tage nach Antritt der neuen Bundesregierung.
Werbung von EU-Versendern
Dr. Elmar Mand erläuterte die Rechtsprechung hinsichtlich der Werbung von EU-Versendern. Als der Europäische Gerichtshof im Jahr 2016 EU-Versender beim grenzüberschreitenden Arzneimittelverkehr von der deutschen Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel befreite, verschaffte er ihnen einen massiven Wettbewerbsvorteil gegenüber inländischen Apotheken. Doch mittlerweile hat der Gesetzgeber versucht, die Arzneimittelpreisbindung im Sozialgesetzbuch V wiederherzustellen.
Vertriebsplattformen
Neben der grundsätzlichen Frage, ob und wie man Vertriebsplattformen als Apotheke nutzen sollte oder nicht, werfen Online-Plattformen eine Vielzahl rechtlicher Fragen auf. Diese Aspekte vor dem Hintergrund der aktuellen Rechtsprechung zu beleuchten, war das Thema von Dr. Svenja Buckstegge, Partnerin bei der Kanzlei Oppenländer in Stuttgart.
Wettbewerbsrecht unter Pandemie-Bedingungen
Die Corona-Pandemie hat auch in der Werbung Blüten getrieben. Ob Nahrungsergänzungsmittel, Staubsauger oder Globuli – man konnte sich zuweilen nur die Augen reiben, was dem Virus angeblich den Garaus bereiten sollte. Kreativ zeigten sich auch Start-ups, die online Testzertifikate anbieten. Rechtsanwältin Christiane Köber ist bei der Wettbewerbszentrale für den Gesundheitsbereich zuständig und berichtete, mit welchen Fällen sie in den vergangenen zwei Jahren zu tun hatte.
Großhandel und Apotheke
Wann betreibt eine Apotheke einen erlaubnisfreien Großhandel und wann bedarf er einer Erlaubnis? Dürfen Apotheken einen von ihnen betriebenen Großhandel unter dem Namen der Apotheke betreiben oder müssen sie ihn als selbstständiges Gewerbe anmelden? Und sind Arzneimittelretouren von Apotheken nur bei den Großhändlern erlaubt, die die Arzneimittel auch an die Apotheke geliefert haben? Diese und andere Fragen beantwortete Apothekenrechtsexperte Dr. Valentin Saalfrank in seinem Vortrag „Großhandel in Apotheken – was ist erlaubt, was ist verboten?“
Der ewige Skonti-Streit
In welchem Umfang dürfen Großhändler beim Verkauf von Rx-Arzneimitteln an Apotheken Skonti gewähren? Diese einfach erscheinende Frage ist seit zehn Jahren umstritten und beschäftigt weiterhin die Gerichte. Rechtsanwalt Dr. Morton Douglas, Freiburg, beschrieb den derzeitigen Stand und wagte den Blick voraus. In einem laufenden Rechtsstreit erwartet er von künftigen Instanzen neue Wendungen.
Telepharmazieverordnung
Brauchen wir eine Telepharmazieverordnung? – das war die Ausgangsfrage für den Vortrag der Justiziarin und Stellvertretenden Geschäftsführerin der Apothekerkammer Nordrhein, Dr. Bettina Mecking. Sie antwortete mit einem flammenden Plädoyer für eine solche Regelung. Diese müsse möglichen problematischen Gerichtsentscheidungen zuvorkommen.
Wissenschaftlicher eKongress
Der wissenschaftliche eKongress der Interpharm umfasste 2022 Vorträge zum Thema Schilddrüse und ihren Funktionsstörungen, zum Thema Mikrobiom und der auch durch Arzneimittel zu beeinflussenden Darm-Hirn-Achse, zur Schlafapnoe und zum Apothekendauerbrenner Melatonin. In das Wochenende entlassen wurden Zuschauerinnen und Zuschauer mit hilfreichen Tipps zur Förderung der eigenen Resilienz.
Schilddrüse: Kleines Organ, großer Effekt
Schilddrüsenfunktionsstörungen kommen in Deutschland häufig vor, und ihre Auswirkungen auf andere Organe sind vielfältig. Laut Priv.-Doz. Dr. Susanne Ammon-Treiber, Institut für Pharmazie der Universität Tübingen, empfiehlt es sich, bei bestimmten Beschwerden auch an die Erkrankung der Schilddrüse als Ursache zu denken.
Ein Schwerpunkt des Vortrages von Prof. Dr. Onno E. Janßen, Endokrinologe in Hamburg, waren die Zusammenhänge zwischen Funktionsstörungen der Schilddrüse, insbesondere Hypothyreose, und anderen Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes mellitus, Wachstumsstörungen, Osteoporose oder kardiovaskulären Erkrankungen.
Das Mikrobiom und die Psyche
Das Mikrobiom war wie die Schilddrüse Thema von gleich zwei Vorträgen bei der Interpharm online. Prof. Dr. Robert Fürst und Dr. Ilse Zündorf klärten über die Physiologie der menschlichen Mikrobiota auf. Fünfhundert Millionen Jahre Symbiose aus Mensch und Mikrobiom seien besonders und gingen weit über die Vitamin- und Aminosäuresynthese hinaus. Auch verschiedene Krankheitsbilder können zum Teil massiv beeinflusst werden.
Wie sich das Mikrobiom auf die Psyche und Psychopharmaka auf das Mikrobiom auswirken, erklärte Apothekerin Dr. Susanne Michels von der Philipps-Universität in Marburg. Obwohl in den letzten Jahren viele Erkenntnisse über das Zusammenspiel der Darm-Hirn-Achse gewonnen wurden, sieht sie noch viel Forschungsbedarf bis zum gezielten Einsatz von Psychobiotika.
Schlaf: Apnoe und Melatonin
Guter Schlaf ist immens wichtig. Wer schnarcht, hat diesbezüglich ein Problem. Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom manifestiert sich nicht nur in einer mangelhaften Schlafqualität, sondern zieht ein ganzes Bündel an möglichen Folgeerkrankungen nach sich. Wie das komplexe Syndrom erkannt wird und welche Therapiemöglichkeiten bestehen, erläuterte Prof. Dr. Maritta Orth, Mannheim.
Um schneller einschlafen zu können, greifen viele Menschen mittlerweile zu Nahrungsergänzungsmitteln mit Melatonin. Entgegen werbelastiger Aussagen sollte Melatonin allerdings nicht als „Schlafhormon“, sondern entsprechend seiner physiologischen Rolle als Dunkelheitshormon angesprochen werden. Ein Hormon bleibt es aber, und als solches hat es Wirkungen, die über die Regelung des Schlaf-Wach-Rhythmus hinausgehen, betonte Dr. Verena Stahl. Deshalb sieht sie die leichtfertige Anwendung von entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln kritisch. Für verschreibungspflichtige Melatonin-haltige Arzneimittel bestehen hingegen klare Indikationen. Unabhängig von der Deklaration sind bei Melatonin-Anwendung gewisse Einnahmehinweise zu beachten.
Resilienz: Hornhaut für die Seele
Krisen, Kriege, Krankheiten: In den letzten Jahren scheinen sie in geballter Form über uns hereinzubrechen. Sie schaffen für viele Menschen eine Atmosphäre der Bedrücktheit, ja Zukunftsangst, die sich wie ein Schleier über ihren Alltag legt. Dieser wartet unbeeindruckt mit seinen eigenen Problemen auf, seien es Ärger in der Apotheke, Beziehungsstress, Krankheit, Trauerfälle. Manche Menschen drückt die geballte Ladung an Kummer und Problemen nieder, andere wirken in ähnlichen Situationen weit weniger „angefasst“. Was zeichnet die widerstandsfähigen Menschen aus? „Resilienz“ heißt das Zauberwort, und welche Faktoren sie bestimmen, beschrieb die preisgekrönte Wissenschaftsjournalistin Dr. Christina Berndt in einem spannenden Vortrag.
PTAheute-eKongress
Die Referenten des PTAheute-eKongresses hatten jede Menge Praxiswissen im Gepäck: Es ging um Babys, die Versorgung von Diabetikern und um Arzneimittel für Senioren.
Säuglinge
Apothekerin Rika Rausch, vielen Lesern als regelmäßige DAZ- und PTAheute-Autorin bekannt, eröffnete den PTAheute-eKongress mit einem Vortrag über Säuglingsnahrung, Apothekerin Christine Bender-Leitzig sprach über die korrekte Anwendung verschiedener Arzneiformen und Medizinprodukte bei Babys.
Diabetes
Mit dem Thema Diabetes beschäftigten sich gleich drei Vorträge. Apothekerin Dr. Kirsten Menke gab den Zuschauern des PTAheute-eKongresses ein Update in Sachen orale Antidiabetika, im Vortrag von Apothekerin Nicole Böhler drehte sich alles um Insulinpens und -pumpen und Apothekerin Dr. Sabine Werner sprach zum Abschluss des Themenblocks über Hyper- und Hypoglykämien, deren Behandlung und den Umgang damit im Notfall.
Senioren
Das dritte Thema des Tages waren die Senioren. Apotheker Dr. Philipp Kircher gab den Zuschauern Hinweise für die Beratung, die in keiner Packungsbeilage zu finden und die nicht nur für Senioren geeignet sind, und Apothekerin Dr. Verena Stahl sprach über die ganz alten Patienten und darüber, welche Konsequenzen die Alterung des Stoffwechsels für die Arzneimitteltherapie mit sich bringt.
Zum Vormerken
Die Interpharm 2023 findet sowohl digital als auch als Präsenzveranstaltung statt. Zum Vormerken hier schon einmal die Termine:
Interpharm online 2023
31. März: Heimversorgung Kompakt
14. April: ApothekenRechtTag
21. April: Apotheke & Wirtschaft
26. Mai: Zukunft Personal
Interpharm Göttingen am 5. und 6. Mai 2023
PTAheute-Kongress
Pharmazeutischer Kongress
PKAaktiv-Kongress
Interpharm Forum
Heimversorgung Kompakt
Je höher das Lebensalter, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen in stationäre Alten- und Pflegeeinrichtungen aufgenommen werden. Die Versorgung der Bewohner mit Arzneimitteln ist dabei die Aufgabe heimversorgender öffentlicher Apotheken. Wie geht man am besten vor, wenn man sich als Apotheke in diesem zukunftsweisenden Versorgungssektor engagieren oder eine bestehende Zusammenarbeit intensivieren möchte? Der virtuelle Fortbildungstag Heimversorgung Kompakt, der bei der Interpharm online 2022 Premiere feierte, lieferte die Antworten.
In ihrem Eröffnungsvortrag berichtete Heike Gnekow, Leiterin der Privilegierten Adler Apotheke Hamburg, welche Herausforderungen sich Apotheken bei der Heimversorgung stellen. Chancen kann die Apotheke allen Beteiligten bieten – und das noch effektiver, wenn sie Prozesse digital optimiert.
Von einer guten Kooperation zwischen Heim und Apotheke profitieren alle Beteiligten – Pflege, Apotheke und natürlich auch die Patienten – das machte Apothekerin Dr. Isabell Waltering bei ihrem Vortrag mehr als deutlich. Doch sie beließ es nicht bei dieser Aussage, sondern hatte auch noch zahlreiche Tipps auf Lager, wie das in der Praxis gelingen kann.
Apothekerin Dr. Stefanie Brune erklärte, wie und mit welchen Hilfsmitteln die anticholinerge Last der Arzneimittel von Pflegeheimbewohnern ermittelt werden kann – und warum das so wichtig ist. Denn zwar handelt es sich um ein altbekanntes Problem, aber kein unlösbares.
Prof. Dr. Hilko J. Meyer gab beim virtuellen Fortbildungstag einen Überblick über rechtliche und vertragliche Fallstricke – und wie diese mithilfe des neuen Mustervertrags für die Heimversorgung zu umgehen sind.
Heimversorgung ist pharmazeutisch, organisatorisch und rechtlich eine Herausforderung. Vor diesem Hintergrund muss sich diese Aufgabe für eine Apotheke auch finanziell lohnen. DAZ-Redakteur und Apothekenwirtschaftsexperte Dr. Thomas Müller-Bohn befasste sich in seinem Vortrag mit der betriebswirtschaftlichen Seite der Heimversorgung.
In unserer Medizin werden zwar Therapien honoriert, aber nicht der konkrete Nutzen für den Patienten. Prävention und eine individuelle Forschung müssen angekurbelt werden, sagt Professor Harald Schmidt von der Universität Maastricht. Wie das möglich werden könnte und welchen Beitrag die Systemmedizin leistet, erläuterte Schmidt im Abschlussvortrag von Heimversorgung Kompakt. |
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