Arzneimittel und Therapie

Mit Psilocybin gegen Depressionen

Einmaldosis verbessert Symptomatik über drei Wochen signifikant

Wurden bei einer Person zwei antidepressive Behandlungen erfolglos durchgeführt, spricht man von einer behandlungsresistenten Depression. Aus vorherigen Studien gibt es Hinweise darauf, dass Psilocybin in dieser Indikation wirksam sein könnte. Dies wurde nun erneut in einer Phase-II-Studie untersucht, in der Patienten einmalig das Trypt­amin-Alkaloid erhielten. Bei einer Dosierung von 25 mg konnten in Woche drei signifikante Effekte gesehen werden, nicht jedoch bei nur 10 mg Psilocybin.

In der kürzlich veröffentlichten doppelblinden, randomisierten klinischen Phase-II-Studie mit 233 Teilnehmern in Parallelgruppen wurde eine synthetische Psilocybin-Formulierung verwendet. Die teilnehmenden Männer und Frauen waren älter als 18 Jahre, ambulante Patienten in einer aktuellen depressiven Episode und erfüllten die Kriterien für die Diagnose einer behandlungsresistenten Depression. Die Probanden erhielten jeweils eine Dosis Psilocybin, und zwar entweder 25 mg (n = 79), 10 mg (n = 75) oder 1 mg (n = 79). Letztere Dosis galt als Kontrolle. Nach der Einnahme wurden die Patienten bis zum Abklingen psychedelischer Effekte für mindestens sechs Stunden beobachtet.

Vergleichende Auswertung

Der primäre Endpunkt der Studie war die Veränderung der Gesamtpunktzahl auf der Montgomery-Åsberg-­Depression-Rating-Scale (MADRS) nach drei Wochen. Je höher die Punktzahl (0 bis 60), desto schwerer die ­Depression. Der mittlere MADRS-­Gesamtwert lag zu Studienbeginn in jeder Gruppe bei 32 oder 33.

Die Differenz des MADRS-Werts zwischen der 25-mg-Gruppe und der 1-mg-Gruppe lag in Woche drei im Mittel bei -6,6 (95%-Konfidenzintervall [KI] = -10,2 bis -2,9; p < 0,001) und zwischen der 10-mg-Gruppe und der 1-mg-Gruppe bei -2,5 (95%-KI = -6,2 bis 1,2; p = 0,18). Die Odds-Ratio eines anhaltenden Ansprechens in Woche zwölf zwischen der 25-mg- und der 1-mg-Gruppe lag bei 2,2 (95%-KI = 0,9 bis 5,4).

Unerwünschte Ereignisse traten bei 179 von 233 Teilnehmern (77%) auf und umfassten Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindelgefühl. Suizid­gedanken, suizidales Verhalten oder Selbstverletzungen traten in allen ­Dosisgruppen auf, waren allerdings in der 25-mg- und 10-mg-Gruppe häufiger als in der 1-mg-Gruppe.

Fazit

Psilocybin reduziert in einer Einzel­dosis von 25 mg im Gegensatz zu einer Einzeldosis von 10 mg die Depressionssymptome von Patienten mit behandlungsresistenten Depressionen über einen Zeitraum von drei Wochen signifikant stärker als eine 1-mg-Dosis. Allerdings war der Behandlungseffekt von 25 mg Psilocybin nach zwölf Wochen nicht mehr signifikant größer als in der 1-mg-Gruppe. |

Literatur

GM Goodwin et al, November 2022, Single-dose psilocybin for a treatment-resistant episode of major depression. N Engl J Med 2022;387(18):1637-1648, doi: 10.1056/NEJMoa2206443

Apothekerin Alexandra Hinsken

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.