Aus den Ländern

Pharmazeutische Tafelrunde im Corona-Winter 2022

Landesapothekerkammer Baden-Württemberg hatte Professor Thorsten Lehr zu Gast

STUTTGART (du) | In guter alter vorweihnachtlicher Tradition hatte die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg am 29. November 2022 wieder zur Pharmazeutischen Tafelrunde geladen. Der Präsident der LAK Baden-Württemberg, Dr. Martin Braun, konnte zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus allen Bereichen der Pharmazie und verwandter Berufe nach zweijähriger Corona-Pause wieder persönlich begrüßen – und als Festredner den klinischen Pharmazeuten Prof. Dr. Thorsten Lehr.
Foto: DAZ/du

Prof. Dr. Thorsten Lehr klärte über Grenzen und Chancen von mathematischen Modellen und den von ihm und seiner Arbeitsgruppe entwickelten COVID-19 Simulator auf.

Professor Thorsten Lehr von der Universität des Saarlandes war in Hoch­zeiten der Pandemie aufgrund seiner Modellierungen zur COVID-19-Entwicklung (COVID-19 Simulator) gefragter Interviewpartner und Talkshowgast. Der COVID-19 Simulator ist öffentlich zugänglich (https://covid-simulator.com), wird wöchentlich aktualisiert und stellt inzwischen für alle Bundesländer Wochenberichte u. a. zum COVID-19-Infektionsverlauf inkl. Krankenhausbettenbelegung, intensivmedizinischer Behandlung (ICU), Beatmung und Todesraten im PDF-Format zur Verfügung. Auch Abschätzungen nicht-pharmazeutischer Interventionen wie Schulschließungen sind möglich. Nahezu drei Jahre COVID-19 ließen Lehr zurückblicken und veranschau­lichen, was uns die Pandemie gelehrt hat. Insbesondere die Möglichkeiten und Grenzen mathematischer Modelle zur Vorhersage der Entwicklung standen im Mittelpunkt seines Vortrags. Lehr machte deutlich, dass man mit solchen Modellen nicht die Zukunft voraussagen, aber realistische Szenarien simulieren kann. Ganz generell seien solche mathematischen Modellrechnungen hilfreiche Instrumente für das Verständnis komplexer Zusammenhänge, aber auch zur Steuerung und Optimierung von Maßnahmen, zum Beispiel bei der Arzneimittelentwicklung. Allerdings sei die damit verbundene Wissenschaftskommunikation ausgesprochen herausfordernd. Insgesamt stuft Lehr die Datenlage zu COVID-19 als beschämend ein, die Entwicklung der Pandemie sei immer schneller als die Wissenschaft. Es sei einfach mehr Forschung notwendig. Für den COVID-19-Winter 2022/2033 sieht Lehr zwar keine Überlastung der Intensivstationen durch COVID-19 mehr, aber er erwartet eine starke Belastung durch einen hohen Krankenstand. Mögliche weitere Infektionskrankheiten wie Influenza, RSV, aber auch neue SARS-CoV-2-Varianten und die Energiekrise könnten noch zu einer Herausforderung werden. Trotzdem gab sich Lehr optimistisch: Wir haben vieles selbst in der Hand. Die Pandemie ist zwar nicht vorbei, aber das Licht am Ende des Tunnels könnte zu sehen sein.

Foto: LAK Baden-Württemberg

Dr. Martin Braun, Präsident der LAK Baden-Württemberg (li.), hat Dr. Wolfgang Strölin mit der Verdienstmedaille der LAK Baden-Württemberg ausgezeichnet.

Ein zweiter Höhepunkt der Pharmazeutischen Tafelrunde war die Verleihung der Verdienstmedaille der LAK Baden-Württemberg an Apotheker Dr. Wolfgang Strölin. Diese höchste Kammerauszeichnung erhalten Apothekerinnen und Apotheker, die sich um den Apothekerberuf und dessen An­sehen in der Öffentlichkeit heraus­ragende Verdienste erworben haben. Strölin, der 35 Jahre die inzwischen geschlossene Apotheke am Fischbrunnen in Esslingen geleitet hat, hat sich diese Verdienste vor allem in der Fort- und Weiterbildung erworben, insbesondere der Bereich Diabetes war ihm eine Herzensangelegenheit. |

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