- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 48/2022
- Tag der Pharmazie 2022 in...
Aus der Hochschule
Tag der Pharmazie 2022 in Marburg
Stipendienvergabe und Antrittsvorlesungen prägten den Informations- und Studientag
Nach Corona-bedingter Pause standen in diesem Jahr Antrittsvorlesungen neuer Professorinnen und Professoren und die Verleihung einer Privatdozentur sowie die Übergabe der von-Bülow-Stipendien für Pharmaziestudierende auf dem Programm. Der Dekan, Prof. Dr. Michael Keusgen, freute sich, dass die Veranstaltung wieder in Präsenz im Hörsaal mit viel Publikum stattfinden konnte.
Übergabe der von Bülow Stipendien
Die im Jahr 2010 gegründete „von Bülow Studienstiftung Pharmazie“ mit Sitz in Marburg konnte auch in diesem Jahr wieder Stipendien ausloben. Mit dieser ersten deutschen Stiftung zur Förderung von Pharmaziestudierenden soll das Studium und die Ausbildung junger Pharmazeutinnen und Pharmazeuten und damit zugleich der Beruf der Apothekerin bzw. des Apothekers zielgerichtet in jedem Jahr gefördert werden. Die Auswahlkommission wählte Alina Prohaska und Lea-Marie Hepp aus. Mit einem Einmalbetrag zur Studienunterstützung kann ein Beitrag zu einem erfolgreichen Studium geleistet werden.
Antrittsvorlesungen am Fachbereich Pharmazie
Seit April 2022 ist Prof. Dr. Julia Weigand Professorin für RNA-Biochemie am Fachbereich. Sie trat die Nachfolge von Prof. Dr. Roland Hartmann am Institut für Pharmazeutische Chemie an und führt den Themenschwerpunkt der RNA-Biochemie innerhalb der Pharmazie in Marburg weiter.
Weigand hat Biologie in Erlangen studiert und ist dort in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Beatrix Süß mit ihrem Promotionsvorhaben gestartet. Nach dem Wechsel an die Goethe-Universität Frankfurt (GUF) wurde sie dann promoviert. Für ihre Arbeit erhielt sie den Promotionspreis des Fachbereichs Biochemie, Chemie und Pharmazie der GUF. Nach verschiedenen Postdoc-Stationen an der Goethe-Universität hatte sie eine Stelle als Nachwuchsgruppenleiterin am Fachbereich Biologie der TU Darmstadt im Bereich der synthetischen RNA-Biologie inne. Während dieser Zeit wurde sie mit dem „Dr. Hans Messer Stiftungspreis“ der TU Darmstadt ausgezeichnet, der zur Förderung von Forschung und Lehre für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler mit hervorragenden Leistungen auf den Gebieten der Natur-, Ingenieurwissenschaften sowie Wirtschafts-, Sozial- und Geisteswissenschaften vergeben wird. Im Jahr 2020 erfolgte ihre Habilitation.
Mit „RNA-Biochemie oder die ultimative Frage nach Struktur, Funktion und dem ganzen Rest“ stellte Weigand ihr Forschungsgebiet eindrucksvoll vor. Hauptinteressen von Weigand sind dabei Strukturvorhersagen von RNA-Sequenzen und die Entdeckung von Interaktionspartnern einzelner nicht-codierender RNAs (ncRNA) in der Zelle mittels eines Hochdurchsatz-Assays. Ziel ist es, die Aufgaben der ncRNAs in der Zelle besser verstehen zu können. Ein besonders interessantes Forschungsgebiet für die Pharmazie, um damit bisher unbekannte RNAs als neue potenzielle Targets oder Wirkstoffe für sowohl bekannte als auch neue Indikationen identifizieren zu können. Prof. Weigands Forschung wird zurzeit mithilfe von Förderprojekten der Volkswagen-Stiftung (Conserved RNA elements as novel drug targets for antiviral therapy (Target-RNAantiV) und der SPRIND GmbH (RNA DRUGS – small molecule drugs that target RNA) am Institut für Pharmazeutische Chemie bearbeitet.
„Naturstoffforschung 4.0 – Eine Reise durch Raum und Zeit“ war das Thema der Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Raphael Reher. Schritt für Schritt erläuterte Reher die Komponenten seines Vortragstitels und stellte die Grundlagen des maschinellen Lernens und Deep-learning-Methoden (4.0) vor, die auch in der Astronomie zum Einsatz kommen. Durch Raum und Zeit konnte dann die Überleitung vom Weltall zum Mikrokosmos der Cyanobakterien und deren faszinierenden Naturstoffe erfolgen. Mittels des Einsatzes Künstlicher Intelligenz zur Schaffung molekularer Netzwerke können Strukturen von Naturstoffen so identifiziert werden. Die Kombination von Massenspektrometrie, NMR-Spektroskopie und Genomik soll dabei in seiner künftigen Forschung in Marburg zum Einsatz kommen, um aus verschiedenen Quellen, u. a. aus maritimen Pilzen, neue Leitstrukturen mit gewünschter biologischer Aktivität aufzuspüren. Kürzlich konnte Reher in Kooperation mit Dr. Daniel Petras, Universität Tübingen, erste Ergebnisse mit diesem neuen Forschungsansatz und die Entdeckung der Stoffgruppe der Rivulariapeptolide publizieren.
Der Fachbereich Pharmazie in Marburg konnte mittels des Tenure-Track-Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses (Bund-Länder-Programm) eine zusätzliche Qualifikationsprofessur für den Bereich „Biopharmazeutische Analytik“ einrichten. Diese neu geschaffene Arbeitsgruppe ist seit März 2022 mit Prof. Dr. Raphael Reher besetzt. Raphael Reher hat Pharmazie an der WWU Münster und Drug Research an der Universität Bonn studiert. An der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn hat er ebenfalls seine Promotion im Arbeitskreis von Prof. Dr. Gabriele König abgeschlossen. Nach Postdoc-Aufenthalten am Scripps Institute in La Jolla u. a. in der Gruppe von Prof. William Gerwick, Skaggs School of Pharmacy and Pharmaceutical Sciences, folgte eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pharmazie der Universität Halle in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Timo Niedermeyer. Reher ist an der Philipps-Universität Marburg am Institut für Pharmazeutische Biologie und Biotechnologie aktiv und verstärkt den Schwerpunkt Naturstoffe und deren Analytik des Fachbereichs Pharmazie.
Nach Antrag und erfolgter Antrittsvorlesung darf der Titel „Privatdozentin“ an eine habilitierte Person gemäß des Hessischen Hochschulgesetz verliehen werden. Dr. Jarmila Jedelska hat sich im Jahr 2020 erfolgreich für das Fach Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie habilitiert und hielt im Rahmen des diesjährigen Tags der Pharmazie ihre Antrittsvorlesung mit dem Titel „Die Rückkehr des CAM Modells – ein neuer Einsatz“. Nach dem Studium der Pharmazie an der Karls-Universität Prag, Diplomarbeit in Bonn und Promotion in Marburg im Fach Pharmazeutische Chemie führte Jedelska am Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie ihre Forschungsarbeiten zur Verwendung des ChorioAllantoic Membrane-Modells (CAM-Modell) durch. Danach wechselte sie an das Zentrum für Tumor- und Immunbiologie und ist nun Forschungskoordinatorin an der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Universitätsklinikums Marburg. Parallel dazu ist sie als Vertretungsprofessorin für Pharmazeutische Technologie am Institut für Pharmazie, Fakultät für Biowissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena tätig. In ihrer Antrittsvorlesung zeigte sie den Einsatz des CAM-Modells für verschiedene spezifische Fragestellungen auf und berichtete, dass das Modell beispielsweise auf dem Gebiet der Pharmazeutischen Technologie oder auch der Radiologie verwendet werden kann. Nach ihrer Vorlesung verlieh ihr der Dekan den Titel „Privatdozentin“. PD Dr. Jarmila Jedelska wird in Zukunft ihrer Lehrverpflichtung auch im Rahmen eines Angebots für Wahlpflichtstudierende der Pharmazie nachkommen.
Am Tag der Pharmazie nahmen sowohl Studierende und Angehörige des Fachbereichs und Zuhörerinnen und Zuhörer von außerhalb teil. Im Anschluss der Vorträge konnte in lockerer Atmosphäre beim Empfang im Foyer weiterdiskutiert werden. Nach erfolgter Durchführung der Tagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) an der Philipps-Universität Marburg im September war auch der Informationstag rund um den Fachbereich Pharmazie eine erfolgreiche Veranstaltung. Der Fachbereich bedankt sich für die Spenden zur Ausrichtung des Tags der Pharmazie 2022. |
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.