Aus den Ländern

Im Mittelpunkt die Prävention

Neuigkeiten rund um die Haut

ck | Die 107. Zentrale Fortbildungsveranstaltung der Akademie für Pharmazeutische Fortbildung der Landesapothekerkammer Hessen am 12. und 13. November 2022 fokussierte mit der Haut auf eines unserer größten Organe. Sechs Expertinnen und Experten beleuchteten viele Aspekte. Wie ein roter Faden zogen sich die Möglichkeiten der Prävention durch die Vorträge.

Prof. Dr. Petra Staubach-Renz von der Hautklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz berichtete, dass die atopische Dermatitis familiär gehäuft auftritt, meist in Kombination mit Erkrankungen des atopischen Formenkreises wie Rhinokonjunctivitis allergica oder allergisches Asthma bronchiale. Neben ekzematösen Hautveränderungen, die auf einer veränderten Zusammensetzung der Hautbarriere beruhen, ist es vor allem der therapeutisch schwierig zu behan­delnde Juckreiz, der die Lebensqualität stark einschränkt. Die Pathogenese ist multifaktoriell, neben einer Barriere­störung spielen eine Dysregulation des Immunsystems, eine Mikrobiomdysbiose, die genetische Prädisposition sowie exogene Auslöser (Mikroorganismen etc. ) und endogene Faktoren (Psyche, Hormone) eine Rolle. Darin begründet sieht man die große Bedeutung von Prophylaxe und Prävention. Bereits in frühester Kindheit sollte die Barrierefunktion der Haut erhalten werden. Nicht nur wenn die Eltern selber eine topische Dermatitis haben, sei die Hautpflege der Kinder mit einer geeigneten Basistherapie vom ersten Tag an ein „Pflichtprogramm“, so Staubach-Renz.

Erwiesenermaßen erfolgreiche Prophylaxe-Maßnahmen sind das Stillen, frühes Beifüttern, das Vermeiden frühkindlicher RSV-Infektionen und möglichst weitgehende Reduktion des Einsatzes systemischer und topischer Antibiotika.

Foto: DAZ/ck

Kammerpräsidentin Ursula Funke und die Moderatoren Prof. Dr. Dieter Steinhilber und Dr. Nils Keiner (v. r.) führten durch die Fortbildungsveranstaltung, die im Juni 2023 in Gießen endlich wieder in Präsenz stattfinden soll.

Sonnenschutz als beste Hautkrebs-Prävention

Das Grenzorgan „Haut” ist lebenslang allen Umwelteinflüssen ausgesetzt. Dabei kann prinzipiell jede anatomische Struktur in der Haut entarten, wie Prof. Dr. Falk Ochsendorf, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum Frankfurt/Main berichtete. Am häufigsten betroffen sind die Melanozyten, was zu malignen Melanomen führen kann, die Keratinozyten mit der Entwicklung von spinozellulären Karzinomen sowie die epidermalen Stamm­zellen aus dem Haarfollikelwulst bzw. undifferenzierte Zellen der Haarwurzel mit der Folge des Entstehens von Basalzellkarzinomen. Zwar besitzt die Haut mit der Ausbildung von Lichtschwielen und der Melanin-Produktion gewisse Schutzmechanismen gegen UV-Schäden, diese Reparaturmechanismen seien aber begrenzt und nicht trainierbar, so Ochsendorf. Da vor allem ultraviolette Strahlen karzinogen sind, umfasst die Hautkrebs-Prävention vor allem die Aufklärung über einen konsequenten Schutz vor UV-B-Strahlen. Vor allem Eltern sollten dafür sensibilisiert werden, bereits bei kleinen Kindern darauf zu achten, dass sie sich nicht zu lange und nicht ungeschützt in der Sonne aufhalten, denn viele Sonnenbrände erhöhen erwiesenermaßen das Melanomrisiko! Daneben ist das Hautkrebs-Screening wichtig, um möglichst früh Neubildungen zu erkennen und zu behandeln. Dies ist insbesondere für Menschen relevant, die entsprechende Risikofaktoren (Hautmalignome in der Familie bzw. in der eigenen Vor­geschichte) aufweisen. Mit der „ABCD-Regel“ können bei einer dermato­skopischen Untersuchung Hautveränderungen gut nach Asymmetrie, Border (unscharfer Rand), Color (uneinheitliche Farbe) und Durchmesser (> 5mm) beurteilt werden.

Haben Sie Schuppenflechte?

Die Psoriasisarthritis (PSA) ist eine sehr variable Erkrankung, an der neben der Beteiligung der Haut und der Gelenke auch gelenknahe Sehnenansatzpunkte und extraskelettale Symptome und Komorbiditäten aus dem metabolischen Spektrum auftreten können. Eine effektive und patientenorientierte Therapie muss daher sehr individualisiert gewählt werden, wie Prof. Dr. Ulf Müller-Ladner von der Kerckhoff-Klinik GmbH Bad Nauheim zeigte. Ziel ist eine Treat-to-Target-Strategie, die im Idealfall zur Remission oder zumindest einer minimalen Krankheitsaktivität führt. In den Leitlinien wird als Erstlinien-Therapie der PSA-Behandlung weiterhin der Einsatz von nichtsteroidalen Antirheumatika empfohlen. Systemische Glucocorticoide spielen bei der Behandlung der Psoriasisarthritis nur eine untergeordnete Rolle. Mit krankheitsmodifizierenden Therapien wie Methotrexat, Leflunomid, Ciclosporin A und Sulfasalazin wird hauptsächlich auf die peripheren Arthritiden gezielt, während die Biologika wie die TNF-Hemmer, die Interleukin(IL)-12/23-Hemmer und die IL-17-Hemmer auch bei spondylotischer Manifestation und bei enthesialen Ausprägungen wirken. Zusätzlich stehen Phosphodiesterase-4-Inhibitoren und JAK-Inhibitoren zur Verfügung. Die kutanen Läsionen werden bei allen Immun­modulatoren mitbehandelt, reagieren aber nicht immer genauso gut wie die Gelenkstrukturen. Um rechtzeitig in das Krankheitsgeschehen eingreifen zu können, ist die frühe Diagnostik sehr wichtig. Da die Genetik bei der Psoriasisarthritis eine entscheidende Rolle spielt, sollten Patienten, die über diffuse Gelenkschmerzen klagen, immer auch gefragt werden, ob sie selbst oder Familienangehörige Schuppenflechte haben. Dieser wich­tige Hinweis kann den Betroffenen eine Odyssee durch Arztpraxen und eine falsche Behandlung zum Beispiel wegen einer rheumatoiden Arthritis ersparen.

Von der Physiologie zum Verband

Was man tun kann, damit Wunden gut heilen und möglichst keine Komplikationen auftreten, zeigte Dr. Silke Lauterbach von den DRK Kliniken Kassel. Das wichtigste Therapieprinzip bei der Behandlung von Wunden sei die Schaffung eines optimalen Wundmilieus zur Förderung der Heilung. Das ist nur möglich, wenn man die physiologischen Abläufe bei der Wundheilung kennt und Verbandmaterialien und Lokaltherapeutika wundphasengerecht einsetzt. Erst nach Einschätzung der aktuellen Heilungsphase und dem Erkennen wundheilungshemmender Faktoren kann die richtige Wundauflagen ausgewählt werden. Eine Wunde, also die Gewebsdurchtrennung von Haut, Schleimhäuten oder Organen, heilt in drei Phasen: Die Reinigungsphase (exsudative und resorptive Phase) ist durch einen schmierigen Belag gekennzeichnet, Nekrosen, viel Exsudat und möglicherweise Infektionen können auftreten. Hier sollten Hydrogele ein­gesetzt werden, die zu 30 bis 95% aus Wasser und Gelbildner bestehen, sowie Alginate. In der Granulationsphase (proliferative Phase) sollte mit Hydrokolloiden, die organische Gelbildner enthalten, ein ideal feuchtes Klima geschaffen und die Wunde geschützt werden. In der Epithelisierungsphase (regenerative Phase) sollte die Wunde feucht gehalten und geschützt werden, dazu sind selbst­klebende, transparente wasserfeste Polyurethan-Folien oder wirkstofffreie oder wirkstoffhaltige Gazen geeignet. |

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