Arzneimittel und Therapie

Was hilft bei bakteriellen Konjunktividen bei Kindern?

Auch befeuchtende Augentropfen können den Heilungsprozess beschleunigen

Sollte eine Bindehautentzündung bei Kindern unbedingt mit einem topischen Antibiotikum behandelt werden? In einer kleinen randomisierten Studie wurde festgestellt, dass antibiotische Augentropfen signifikant die Dauer bakterieller Konjunktividen bei Kindern verkürzen. Aber auch die Anwendung von befeuchtenden Augentropfen wirkte sich positiv auf den Heilungsverlauf aus.

Juckende, geschwollene Augen mit eitrigem Ausfluss – die akute infektiöse Konjunktivitis (Bindehautentzündung) ist eine insbesondere bei Kindern häufig auftretende Erkrankung. Hauptauslöser bei pädiatrischen Patienten sind Bakterien wie Staphylo-, Strepto- und Pneumokokken oder Haemophilus influenzae. Bakterielle Konjunktividen sind in der Regel selbstlimitierend, sie können jedoch auch mit antibiotischen Augentropfen behandelt werden [1, 2]. Der Frage, ob diese topische Antibiose für die kleinen Patienten tatsächlich vorteilhaft ist, widmeten sich bis dato nur wenige klinische Studien. Zwei Studien zeigten die Überlegenheit der antibiotischen Therapie gegenüber Placebo [3, 4], in einer weiteren Studie konnte kein Vorteil des Antibiotikums gegenüber Placebo festgestellt werden [5]. Um die Evidenzgrundlage für die Therapieentscheidung zu verbessern, führte ein finnisches Forschungsteam eine weitere klinische Studie durch und wertete ihre Ergebnisse anschließend in einer Metaanalyse gemeinsam mit denen der drei genannten Studien aus [6].

Foto: UbjsP/AdobeStock

Allergien, Fremdkörper, Viren – juckende, rote Augen haben viele Auslöser. Liegt ein bakterieller Infekt vor, kann mit antibiotischen Augentropfen therapiert werden.

In die klinische Studie wurden 88 Kinder im Alter von sechs Monaten bis sieben Jahren eingeschlossen, die an akuter infektiöser Konjunktivitis litten. Als therapeutische Maßnahme erhielten sie 1:1:1 randomisiert entweder Moxifloxacin-Augentropfen (5 mg/ml), befeuchtende Augentropfen als Placebo (1% Carboxymethylcellulose) oder keine Intervention. Durch diesen Studienaufbau sollte nicht nur die Wirksamkeit der antibiotischen Therapie geprüft werden, sondern auch, welchen Einfluss der ausspülende Effekt von Augentropfen auf den Genesungsprozess hat.

Tatsächlich waren jene Kinder, die keine Intervention erhielten, am längsten symptomatisch – im Mittel 5,7 Tage. Kinder aus der Placebogruppe waren durchschnittlich nach 4,0 Tagen und Kinder aus der Moxifloxacin-Gruppe bereits nach 3,8 Tagen genesen. In der statistischen Auswertung erwies sich die Behandlung mit Moxifloxacin gegenüber der Gruppe ohne Intervention als überlegen (95%-Konfidenzintervall [KI] = -3,7 bis -0,1 Tage, p = 0,04). Der Unterschied zwischen Placebo- und Moxifloxacin-Tropfen war hingegen nicht statistisch signifikant (95%-KI = -2,2 bis 1,6 Tage, p = 0,94).

Vier Studien im Vergleich

In der Metaanalyse werteten die Stu­dienautoren Ergebnisse von insgesamt 584 Kindern aus. Von diesen waren 300 Kinder mit einer topischen Antibiose behandelt worden, und 284 Kinder hatten Placebo-Augentropfen erhalten. Verglichen wurde

  • der Anteil an symptomatischen Kindern in beiden Gruppen in den Zeiträumen Tag drei bis sechs,
  • der Anteil an symptomatischen Kindern in beiden Gruppen in den Zeiträumen Tag sieben bis zehn und
  • der Anteil der Kinder mit einer positiven Bakterienkultur des Augen­abstriches im Zeitraum Tag sieben bis zehn.

In allen drei Punkten zeigte sich ein Vorteil der topischen Antibiose gegenüber Placebo: Signifikant weniger Kinder in der Verum-Gruppe waren zu den untersuchten Zeitpunkten noch symptomatisch bzw. wiesen eine positive Bakterienkultur auf.

Die Wissenschaftler schlussfolgern aus ihrer Untersuchung, dass bei Kindern mit akuter infektiöser Konjunktivitis eine topische Antibiotikatherapie in Betracht gezogen werden kann, um die Genesungszeit zu verkürzen. Einen Beitrag zum Heilungsprozess können auch befeuchtende Augentropfen leisten, da durch ihren ausspülenden Effekt das Auge gereinigt wird. |

Literatur

[1] Wirths G, Eter N. Konjuntivitis – Ursachen und Behandlung. Arzneiverordnung in der Praxis. 2015;42(2):48-51

[2] Abele-Horn M et al. DGPI Handbuch – Infektionen bei Kindern und Jugendlichen. Hrsg. Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie e. V. 7. Auflage, Georg Thieme Verlag KG Stuttgart 2018

[3] Gigliotti F et al. Efficacy of topical antibiotic therapy in acute conjunctivitis in children. J Pediatr 1984;104(4):623-626, doi:10.1016/S0022-3476(84)80566-1

[4] Comstock TL et al. Efficacy and safety of besifloxacin ophthalmic suspension 0.6% in children and adolescents with bacterial conjunctivitis: a post hoc, subgroup analysis of three randomized, double-masked, parallel-group, multicenter clinical trials. Paediatr Drugs 2010;12(2):105-112 doi:10.2165/11534380-000000000-00000

[5] Rose PW et al. Chloramphenicol treatment for acute infective conjunctivitis in children in primary care: a randomised double-blind placebo-controlled trial. Lancet 2005;366(9479):37-43, doi:10.1016/S0140-6736(05)66709-8

[6] Honkila M et al. Effect of topical antibiotics on duration of acute infective conjunctivitis in children: A randomized clinical trial and a systematic review and meta-analysis. JAMA Netw Open 2022;5(10):e2234459, doi: 10.1001/jamanetworkopen.2022.34459

Apothekerin Gesa Gnegel

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