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Arzneimittel und Therapie
Rituximab reduziert MS-Schübe
Antikörper schneidet im Vergleich mit Dimethylfumarat besser ab
Der monoklonale Antikörper Rituximab richtet sich gegen das B-Zell-Antigen CD20 und führt zu einer B-Zell-Depletion. Zur Therapie der schubförmigen multiplen Sklerose (RMS) sind bereits die Anti-CD20-Antikörper Ocrelizumab (Ocrevus®) und Ofatumumab (Kesimpta®) zugelassen. Rituximab erwies sich im Off-Label-Einsatz bei multipler Sklerose als vielversprechend und wurde nun in der schwedischen Phase-III-Studie RIFUND-MS gegen Dimethylfumarat bei schubförmig remittierender multipler Sklerose (RRMS) getestet.
Design der RIFUND-MS-Studie
RIFUND-MS war eine multizentrische, randomisierte, kontrollierte Phase-III-Studie mit 200 Teilnehmern, die nach dem Zufallsprinzip (1 : 1) einer Behandlungsgruppe zugewiesen wurden. Die Studienauswertung erfolgte verblindet. Die 18 bis 50 Jahre alten Studienteilnehmer litten entweder an einer schubförmig remittierenden multiplen Sklerose oder einem klinisch isolierten Syndrom, das bedeutet, sie hatten eine demyelinisierende Episode mit wenigstens einer asymptomatischen Läsion, die zu MS passt. Die Diagnose lag längstens zehn Jahre zurück, und die Patienten wurden bisher noch nicht oder nur mit Beta-Interferonen oder Glatirameracetat behandelt. Im Jahr vor der Studie wurde eine Krankheitsaktivität nachgewiesen.
Die Studienteilnehmer erhielten entweder Dimethylfumarat oral (zweimal täglich 240 mg) oder Rituximab intravenös (initial 1000 mg, danach 500 mg alle sechs Monate). Der primäre Endpunkt war der Anteil der Patienten mit mindestens einem Schub (Dauer > 24 Stunden).
Mehr Patienten ohne neue Krankheitsaktivität
98 Patienten in der Rituximab-Gruppe und 97 Patienten in der Dimethylfumarat-Gruppe konnten in die primäre Ergebnisanalyse einbezogen werden. Drei Patienten in der Rituximab-Gruppe (3%) und 16 Patienten in der Dimethylfumarat-Gruppe (16%) erlitten während der 24-monatigen Studiendauer wenigstens einen protokolldefinierten Schub. Das entspricht einem Risikoverhältnis von 0,19 (95%-Konfidenzintervall [KI] = 0,06 bis 0,62; p = 0,0060) und einer absoluten Risikoreduktion um 13% für die Rituximab-Gruppe im Vergleich zur Dimethylfumarat-Gruppe.
77 (79%) von 98 Patienten in der Rituximab-Gruppe und 61 (63%) von 97 Probanden in der Dimethylfumarat-Gruppe waren über 24 Monate frei von neuer, mittels Magnetresonanztomografie (MRT) detektierbarer Krankheitsaktivität (p = 0,019).
Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren Infusionsreaktionen (105 Ereignisse; 40,9 pro 100 Patientenjahre) in der Rituximab-Gruppe sowie gastrointestinale Reaktionen und Flush (jeweils 65 Ereignisse; 47,4 pro 100 Patientenjahre) in der Dimethylfumarat-Gruppe. Während der Studie wurden 13 schwerwiegende unerwünschte Ereignisse gemeldet, acht unter Rituximab und fünf mit Dimethylfumarat. Insgesamt gab es keine Sicherheitsbedenken.
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Von Rika Rausch
DAZ 2022, Nr. 1, S. 30
Fazit
In Bezug auf die Reduktion der Schübe über 24 Monate bei Patienten mit schubförmig remittierender multipler Sklerose oder klinisch isoliertem Syndrom legen die Studienergebnisse nahe, dass Rituximab der Behandlung mit Dimethylfumarat überlegen ist. Zu bedenken ist, dass die Ärzte und Probanden nicht verblindet waren und die Studie mit nur 200 Teilnehmern für eine Phase-III-Studie klein war.
Weitere Studien sind nötig, um die langfristige Sicherheit und Wirksamkeit von Rituximab sowie die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Patientengruppen zu prüfen. |
Literatur
Safety and efficacy of rituximab versus dimethyl fumarate in patients with relapsing-remitting multiple sclerosis or clinically isolated syndrome in Sweden: a rater-blinded, phase 3, randomised controlled trial. Lancet Neurol. 2022;21(8):693-703, doi: 10.1016/S1474-4422(22)00209-5
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