Arzneimittel und Therapie

Malaria-Impfung erfolgreich aufgefrischt

Booster nach einem Jahr hält Schutzwirkung des Impfstoffkandidaten R21/Matrix-M aufrecht

Ein Baustein der Malaria-Prävention, an dem seit Jahren geforscht wird, ist die Impfung. Dazu gibt es nun neue positive Daten: Eine ­Auffrischungsimpfung mit dem ­Malaria-Impfstoffkandidaten R21/Matrix-M erzielte in einer Phase-I/IIb-Studie bei Kindern in Burkina Faso eine Schutzwirkung von bis zu 80%.

Geschätzt 241 Millionen Erkrankte und 627.000 Todesfälle im Jahr 2020 – nach wie vor zählt Malaria zu den häufigsten Erkrankungen weltweit. Besonders gefährlich ist eine Malaria-Infektion für Kinder unter fünf Jahren – über 75% der tödlichen Verläufe entfallen auf diese Gruppe [1]. Nicht zuletzt deshalb hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrer Malaria-Strategie für den Zeitraum 2016 bis 2030 die Entwicklung und Zulassung eines Impfstoffs mit mindestens 75-prozentiger Schutzwirkung auf die internationale Agenda gesetzt [2]. Der komplexe Lebenszyklus der Malaria-Parasiten mit Wirtswechsel zwischen Anopheles-Mücke und Menschen, dem schrittweise erfolgenden Befall von Leberzellen und Erythrozyten sowie dem Durchlaufen mehrerer Reifestadien macht aber eben solch eine Impfstoffentwicklung kompliziert. Mit MosquirixTM gibt es bereits einen Impfstoff, der von der WHO für den Einsatz bei Kindern in Risikogebieten empfohlen wird [3]; die gewünschte Schutzwirkung von 75% erreichte MosquirixTM in einer Phase-III-Studie jedoch nicht [4].

Forscher aus UK und Burkina Faso veröffentlichten kürzlich im Fachjournal „Lancet Infectious Diseases“ Ergebnisse der Phase-I/IIb-Studie ihres Impfstoffkandidaten R21/Matrix-M. Als Antigen (R21) dieses Impfstoffs fungiert ein Fusionsprodukt aus einem Protein des Malaria-Parasiten in einem frühen Reifestadium mit einem Oberflächenprotein des Hepatitis-B-­Virus. Matrix-M bezeichnet ein Saponin-basiertes Adjuvans zur Wirkverstärkung [5].

Foto: AMO/AdobeStock

Der Malaria-Impfstoffkandidat R21/Matrix-M mit 50 μg Adjuvans könnte laut Berechnungen der Forscher in Risikogebieten pro 1000 Kinderjahre 2285 Malaria-­Infektionen verhindern.

Zwei Adjuvans-Dosierungen untersucht

Insgesamt 409 Kinder im Alter von 5 bis 17 Monaten wurden in die doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studie eingeschlossen. Sie erhielten eine initiale Grundimmunisierung aus drei Impfungen sowie eine Auffrischungsimpfung nach Ablauf eines Jahres. Die Kontrollgruppe (n = 140) erhielt hierbei vier Dosen des Tollwut-Impfstoffs Rabivax-S®, in den beiden anderen Gruppen (n = 132 bzw. n = 137) wurde der neue Malaria-Impfstoffkandidat mit jeweils 5 μg des Antigens R21 und 25 μg bzw. 50 μg des Adjuvans verimpft [6]. In einer vorangegangenen Publikation zu dieser Studie aus dem Jahr 2021 waren bereits die ersten zwölf Monate nach Verabreichung der dritten Dosis der Grundimmunisierung untersucht und eine hohe Schutzwirkung des Impfstoffs bei guter Verträglichkeit festgestellt worden [5]. Im Zentrum der aktuellen Publikation steht daher der Zeitraum von einem Jahr nach der Auffrischungsimpfung: In diesem Zeitraum erkrankten 121 (86%) der Kinder aus der Kontrollgruppe an Malaria, aber nur 67 (51%) der Kinder, die den Malaria-Impfstoff mit 25 μg Adjuvans erhielten, sowie 54 (39%) der Kinder, die den Malaria-Impfstoff mit 50 μg Adjuvans erhalten hatten. Hieraus errechneten die Forscher eine Schutzwirkung der Impfungen von 71% (95%-Konfidenzintervall [KI] = 60 bis 78) in der Gruppe mit 25 μg Adjuvans bzw. 80% (95%-KI = 72 bis 85) in der Gruppe mit 50 μg Adjuvans. Wie auch die Grundimmunisierung, wurde die Auffrischungsimpfung gut vertragen, und es wurden keine schweren Nebenwirkungen der Impfung beobachtet.

Impfung als Ergänzung

Anzumerken ist, dass die Familien der Kinder aller Studiengruppen weitere Maßnahmen zur Malaria-Prävention anwendeten, wie die Verwendung von Moskitonetzen, den Einsatz von Insektiziden und die saisonale Gabe von Medikamenten zur Prophylaxe. Diese Maßnahmen werden durch die Impfung also ergänzt, aber nicht ersetzt. R21/Matrix-M wird nun im Rahmen einer Phase-III-Studie an 4800 Patienten weiter untersucht. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden 2023 ­erwartet [6]. |

Literatur

[1] World malaria report 2021. Bericht der Weltgesundheitsorganisation, Genf, 2021, Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0 IGO

[2] Global technical strategy for malaria 2016-2030. Publikation der Weltgesundheitsorganisation, Genf, 2015

[3] Q&A on RTS,S malaria vaccine. Informationen der Weltgesundheitsorganisation, 21. April 2022, www.who.int/news-room/questions-and-answers/item/q-a-on-rts-s-malaria-vaccine

[4] RTS,S Clinical Trials Partnership. Efficacy and safety of RTS,S/AS01 malaria vaccine with or without a booster dose in infants and children in Africa: final results of a phase 3, individually randomised, controlled trial. Lancet 2015;386(9988):31-45, doi:10.1016/S0140-6736(15)60721-8

[5] Datoo MS, Natama MH, Somé A, et al. Efficacy of a low-dose candidate malaria vaccine, R21 in adjuvant Matrix-M, with seasonal administration to children in Burkina Faso: a randomised controlled trial. Lancet 2021;397(10287):1809-1818,

[6] Datoo MS, Natama HM, Somé A, et al. Efficacy and immunogenicity of R21/Matrix-M vaccine against clinical malaria after 2 years‘ follow-up in children in Burkina Faso: a phase 1/2b randomised controlled trial. Lancet Infect Dis 2022;S1473-3099(22)00442-X, doi:10.1016/S1473-3099(22)00442-X

Apothekerin Gesa Gnegel

Das könnte Sie auch interessieren

Protein-basierter Impfstoff beweist sich in Phase-II-Studie

Neue Malaria-Vakzine wirkt

Für Kinder zwischen 5 und 36 Monaten

Ghana lässt Malaria-Impfstoff zu

R21/Matrix-M erhält nationale Zulassung und WHO-Empfehlung

Fortschritt im Kampf gegen Malaria

Vakzine und präventiver Antikörper liefern vielversprechende Ergebnisse

Es tut sich was in der Malaria-Prävention

Autofluoreszierende Artemisinin-Cumarin-Hybride verbessern Überleben im Mausmodell

Malaria mit 2-in-1-Wirkstoff bekämpfen

GSK reicht Zulassungsunterlagen ein

Malaria-Impfstoff: Erster Schritt zur Zulassung

Wirksamkeit der Malaria-Vakzine RTS,S/AS01 reduziert sich über sieben Jahre

Drei Impfungen sind nicht genug

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.