Prisma

Kuschelhormon mit Potenzial

Oxytocin kann Herzzellen regenerieren

Foto: freshidea/AdobeStock

us | Bei einem Herzinfarkt werden Teile des Herzmuskels unzureichend durchblutet und Kardiomyozyten sterben unter Sauerstoffmangel ab. Diese Zellen haben nur eine sehr begrenzte Regenerationsfähigkeit, weshalb ein unbehandelter Herzinfarkt beim Menschen schnell zum Tod durch Herzversagen führen kann. Zebrafische haben es da besser. Ihre Herzen verfügen über eine erstaunliche Regenerationsfähigkeit, für die das „Kuschelhormon“ Oxytocin verantwortlich ist, wie amerikanische Stammzellforscher im Fachmagazin „Frontiers in Cell and Developmental Biology“ berichten. Zebrafische, denen im Labor eine Herzverletzung zugefügt wurde, wiesen 18-fach höhere Konzentrationen der Oxytocin-mRNA im Gehirn auf als Kontrollfische. Eine erhöhte Konzen­tration des Neuropeptids induzierte die Proliferation von Kardiomyozyten und Revaskularisierung des verletzten Gewebes. Erhielten die Fische einen Inhibitor für den Oxytocin-Rezeptor, reduzierte sich die Regeneration des Herzmuskels signifikant. In Experimenten mit Zellkulturen zeigten die Forscher der Michigan State University, dass auch humane Herzzellen durch Oxytocin zur Proliferation angeregt werden. Sie verwendeten für ihre Untersuchungen Mesothelzellen des Epikards, die zu multipotenten Vorläuferzellen aktiviert werden können und schließlich zu Kardiomyozyten oder Gefäßzellen differenzieren. Diese Zellen reagierten nicht nur auf Oxytocin, sondern auch auf einen synthetischen Oxytocin-Rezeptoragonisten. Die Aktivierung des Oxytocin-Rezeptors vermittelt den Herz-regenerierenden Effekt über den TGF-β-Signalweg. Diese Erkenntnisse könnten den Weg ebnen für eine Therapie, die im besten Fall die heutzutage irreversiblen Folgen eines Herzinfarktes rückgängig macht. |

Literatur

Wasserman AH et al. (2022) Oxytocin promotes epicardial cell activation and heart regeneration after cardiac injury. Front Cell Dev Biol, doi: 10:985298

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