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- DAZ 42/2022
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Aus den Ländern
150 Jahre DAV
Festakt im Schloss Charlottenburg
Vor 150 Jahren entstand der DAV – damals noch unter dem Namen Deutscher Apotheker-Verein – aus dem Apotheker-Verein im nördlichen Teutschland und dem Süddeutschen Apotheker-Verein. In all diesen Jahren ging der Verband durch Höhen und Tiefen – und hat sich dabei als stabile Standesorganisation erwiesen, die ihr Jubiläum würdig feiern darf. Auch Gäste aus der Politik fehlten nicht beim Festakt am 10. Oktober in Berlin.
Der DAV-Vorsitzende Thomas Dittrich warf einen Blick zurück in die Historie des Verbandes. Gegründet wird er in einer Zeit, da Gesellschaft und Wirtschaft in Aufbruchstimmung sind: Die Städte wachsen, ebenso die verschiedenen Zweige der Industrie. Doch die hygienischen Verhältnisse, in denen die Menschen leben, sind oft katastrophal, und um die Gesundheit der Industriearbeiter ist es nicht gut bestellt. Zu dieser Zeit nimmt auch die pharmazeutische Massenproduktion ihren Anfang, und der Apothekerberuf, der damals schon eine 630-jährige Geschichte aufweisen kann, gewinnt an Bedeutung. 1883 gab es dann ein Ereignis, das sich die Gründungsväter unseres DAV in seiner Nachhaltigkeit noch nicht hatten vorstellen können: Reichskanzler Bismarck erlässt das „Gesetz betreffend der Krankenversicherung der Arbeitnehmer“. Ein revolutionärer Schritt, der bis heute die Grundlage für unsere Sozialversicherung ist. Wie Dittrich augenzwinkernd anmerkte, war damit aber auch „der Disput zwischen Apothekerschaft und Krankenkassen für die nächsten 140 Jahre vorprogrammiert“.
Bewegte Zeiten
Es folgten bewegte Jahre, jeweils geprägt von den politischen Machtverhältnissen. Das traurigste Kapitel war dabei die Zeit des Nationalsozialismus, wie Dittrich betonte. 1933 wurde der demokratisch legitimierte DAV durch einen NS-Kommissar gleichgeschaltet und in die nationalsozialistische „Deutsche Apothekerschaft“ überführt – mit verheerenden Auswirkungen, vor allem für jüdische Apotheker. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es um die Neukonstituierung. 1949 entstand die „Arbeitsgemeinschaft der Berufsvertretungen der deutschen Apotheker“ – die heutige ABDA. 1953 wurde der DAV ins Vereinsregister eingetragen. Ein weiterer wichtiger Einschnitt war die Wiedervereinigung Deutschlands 1990. Man war sich schnell einig: Auf Basis eines einheitlichen Apothekenrechts sollte die freie und selbstständige Berufsausübung in ganz Deutschland gewährleistet sein. Schon im November 1990 traten die Apothekerverbände der neuen Bundesländer dem DAV bei – seitdem zählt er 17 Mitgliedsorganisationen.
Auch in den vergangenen Jahrzehnten änderte sich viel an den Rahmenbedingungen für die Apotheken. Und die Corona-Pandemie stellte sie dann nochmals vor besondere Herausforderungen. Hier, so Dittrich, hätten die Apotheker ihre Leistungsfähigkeit erneut eindrucksvoll unter Beweis gestellt – mit Ideenreichtum, Flexibilität und Zuverlässigkeit. Dafür und weil sie eine zentrale Anlaufstelle für die Menschen sind, würden die Apotheken auch geschätzt. Doch diese Wertschätzung vermisst der DAV-Chef derzeit in der Politik der Bundesregierung.
Von Herausforderungen und großer Verantwortung
In den folgenden Grußworten gab es allerdings viele anerkennende Worte für den Berufsstand. So auch von Sepp Müller, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Er betonte, dass die Apotheken angesichts von Demografie und Digitalisierung weiterhin vor großen Herausforderungen stünden. Wolle man weiterhin, dass die Versorgung durch die Apotheken funktioniere, müsse die Politik verlässlich sein, betonte er. Und mit scherzhaftem Unterton merkte er an: „Die Gesundheitskioske von heute waren in den letzten 150 Jahren die Apotheken“.
Der frühere ABDA-Präsident und heutige Präsident des Bundesverbands der Freien Berufe, Friedemann Schmidt, hob vor allem auf die Freiberuflichkeit ab. Die Apotheker seien zwar nicht die größte, aber die präsenteste Gruppe der Freiberufler – schließlich gibt es in jeder Stadt und fast in jedem Dorf eine Apotheke. Sie seien sozusagen „das Schaufenster der Freiberuflichkeit“, was eine große Verantwortung mit sich bringe, der man sich täglich aufs Neue würdig erweisen müsse. Schmidt sieht die Apotheker zudem als „Botschafter des Vertrauens und der Vernunft“. Damit seien sie gerade in Zeiten der Krisen und Irrationalität besonders wichtig. Schmidt räumte ein: Die Freiberuflichkeit birgt Risiken – doch vor allem sei sie ein Privileg, für das sich der Einsatz lohne.
Grußworte überbrachte zudem Hans-Georg Feldmeier, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands der pharmazeutischen Industrie (BPI), der selbst Apotheker ist. Er betonte die Gemeinsamkeiten beider Branchen, die beide die Verantwortung für eine qualitätsgesicherte Arzneimittelversorgung übernähmen. Er sieht es auch als großen Vorteil, dass die Apothekerschaft als Standesorganisation mit einer Stimme spreche – dies ist der pharmazeutischen Industrie bekanntlich nicht vergönnt. Auch Michael Dammann, Geschäftsführer beim Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro), verwies auf die Gemeinsamkeiten. „Wir verstehen uns als engster Partner der Apotheken“, betonte er.
Auszeichnung für Fritz Becker
Mit einem kurzweiligen Vortrag zum Thema Glück lenkte der Arzt, Theologe und Publizist Manfred Lütz („Wie Sie unvermeidlich glücklich werden“) sodann den Blick aus der Apothekenwelt hinaus, ehe es für den DAV-Ehrenvorsitzenden Fritz Becker eine Auszeichnung gab. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening dankte ihm in ihrer Laudatio für sein rund 30-jähriges berufspolitisches Engagement. Kreativ und innovativ sei er in Zeiten voller Herausforderungen vorangeschritten und habe dabei immer gewusst, was modernisiert und was bewahrt werden müsse. Für seine Verdienste erhielt Becker die Hans-Meyer-Medaille, die höchste Auszeichnung der deutschen Apothekerschaft. |
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