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Praxis
Kennen Sie TIM und KIM?
Wie zukünftig im Gesundheitswesen digital kommuniziert wird
Der sichere Kommunikationsweg im Gesundheitswesen „KIM“ ist Teil eines großen Baukastens der Gematik, die verschiedene digitale Lösungen über die Telematikinfrastruktur anbietet. Neben dem E-Rezept, welches aktuell täglich an Wertigkeit gewinnt, ist auch die sichere Kommunikation mit den Kollegen ein wichtiger Bereich der Entwickler. KIM ermöglicht einen schnellen digitalen Austausch zwischen allen Spielern im Gesundheitswesen. Dazu gehören unter anderem Ärzte, Zahnärzte, Apotheken, Physiotherapeuten und Kliniken. Die Anwendung ist kinderleicht und gleicht dem Schreiben einer herkömmlichen E-Mail, die verschlüsselt und signiert über den geschützten Kanal der Telematikinfrastruktur übermittelt wird. Ziel ist es, die teils langsamen und unsicheren Kommunikationswege zu reduzieren und einen einheitlichen Kanal in der Gesundheitsbranche zu etablieren. Den Goldstandard zum Informationsaustausch zwischen Apotheke und Arztpraxis stellen derzeit noch das Faxgerät oder die Briefsendung dar. Ersteres ist äußerst unsicher und umständlich, zweiteres dauert häufig zu lange, um eine optimale Patientensicherheit und -zufriedenheit zu gewährleisten. Hinzu kommt, dass der Großteil bereits heute intern digitale Datenbanken pflegt. Die Arztpraxis erstellt beispielsweise einen Medikationsplan oder Arztbrief digital, druckt diesen anschließend aus, sendet ihn händisch per Fax oder Post an den jeweiligen Kollegen einer anderen Praxis oder Apotheke, welcher das Dokument wieder einscannt und digital ablegt. Für die Übermittlung dieser Belege kommt nun KIM ins Spiel, denn darüber lassen sich Dokumente und Informationen sofort digital übertragen, ohne einen hohen zeitlichen Aufwand zu generieren.
KIM wird bereits seit August 2021 angewendet und erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Bis heute wurden mehr als 30 Mio. Nachrichten über KIM versendet. Diese enthalten reine Informationen oder beispielsweise Untersuchungsergebnisse, Arztbriefe, Befunde, radiologische Daten, Heil- und Kostenpläne oder elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (eAUs). Deren Nutzung wird ebenfalls immer mehr nachgefragt, das zeigt u. a. die Übermittlung von ca. 26 Mio eAUs aus Praxen direkt an die Krankenkassen (Stand: 12. September 2022).
Implementierung von KIM in den Apothekenalltag
Apotheken können KIM in das Warenwirtschaftssystem einbinden lassen oder ein E-Mail-Programm wie Outlook oder Thunderbird verwenden. Im Fachportal der Gematik kann zwischen derzeit 55 Anbietern ausgewählt werden, dazu gehören aktuell Pharmatechnik, Noventi Health SE, AD Apotheken Datenverarbeitung GmbH & Co. KG oder die Telekom. Der ausgewählte KIM-Anbieter generiert spezielle neue E-Mail-Adressen, die ausschließlich für KIM verwendet werden. Die Kosten für die Einrichtung sind teils individuell, sie richten sich nach der Anzahl der angeforderten E-Mail-Adressen und der Größe der zu übermittelnden Daten. CGM bietet beispielsweise für monatlich 6,55 Euro netto eine Mail-Adresse und inklusive zwei Gigabyte Datentraffic oder gestaffelt bis zu zehn Adressen und 30 Gigabyte Datentraffic für 51,90 Euro netto monatlich an. Interessierte Apotheken nehmen am besten Kontakt zum Softwareanbieter auf, um Preise und die generelle Einbindungsmöglichkeit zu hinterfragen. Nach der Freischaltung sollte die Apotheke ihre Kontaktdaten im Verzeichnisdienst der TI eintragen, damit sie für Arztpraxen oder Kollegen auffindbar ist. Im bundeseinheitlichen Adressbuch sind alle KIM-Nutzer eingetragen, was die sichere Kommunikation vereinfacht. So findet man auch Praxen, die nicht um die Ecke liegen oder spezielle KIM-E-Mail-Adressen für einzelne Abteilungen in Kliniken. Wichtig zu wissen: Nur registrierte Nutzer können Nachrichten empfangen. Auf der Internetseite der Gematik findet man eine Checkliste für die Apotheke, was genau für die Einrichtung von KIM umgesetzt werden muss. Geben Sie in das Suchfeld von DAZ.online den Webcode Y6NH9 ein und gelangen Sie direkt zur Checkliste.
Nutzen für die Apotheke
Hervorzuheben ist die sichere digitale Übertragung von Daten über die bereits implementierte TI einer jeden Apotheke. Dies stellt einen großen Vorteil gegenüber eher unsicheren Lösungen wie dem Faxgerät oder einer herkömmlichen E-Mail dar. Der elektronische Heilberufsausweis (HBA) dient zur Signatur der Nachricht, welche im Anschluss verschlüsselt an den Empfänger übertragen wird. Die Verschlüsselung funktioniert über die Konnektorschnittstelle und das KIM-Client-Modul. Über den gleichen Weg wird beim Empfänger die Nachricht wieder entschlüsselt und liegt zur sofortigen Weiterbearbeitung bereit. Aktuell können Daten bis zu 25 Mbyte pro Nachricht versendet werden. Die Funktionen werden in drei Stufen stetig erweitert, um KIM in 2023 u. a. auch für eine Kommunikation von unterwegs freizuschalten. Die Eingabemaske ähnelt derzeit einer klassischen E-Mail und besteht aus Empfänger, Absender, Textkasten, Dateianhang, CC-Kopie, Lese- oder Zustellbestätigung auf Wunsch.
Die Apotheke profitiert von einer schnellen Kommunikationsstelle zwischen dem Arzt, der Klinik oder dem Pflegedienst. Ein typisches Szenario: Es besteht eine Rückfrage zu einem eingelösten Rezept. Dort fehlt zum Beispiel die Arztunterschrift, oder das verordnete Medikament ist längerfristig nicht lieferbar. Telefonisch ist der Arzt leider nicht erreichbar. Das Rezept-Image kann nun über KIM mit der betreffenden Nachricht an die Praxis sicher übermittelt werden. Optimalerweise erfolgt die Versendung der Nachricht direkt aus dem Softwareprogramm, was im Alltag sehr viel Zeit spart. Mithilfe des E-Rezeptes wird auch die Zusammenarbeit mit Heimen oder Pflegediensten deutlich vereinfacht. Die bereits digital vorliegenden Verordnungen können über die KIM-Schnittstelle an die Apotheke übertragen werden. Eine direkte Zuweisung eines Rezeptes oder E-Rezeptes durch den Arzt an die Apotheke ist nach wie vor durch die aktuelle Gesetzeslage nicht rechtssicher. Praktisch und technisch betrachtet ist dies in Einzelfällen, wie dem Apothekennotdienst, immer möglich. Vorgesehen ist die Übermittlung von E-Rezepten digital an den Patienten über die Gematik-App. Anschließend leitet der Kunde das Rezept an die jeweilige Apotheke weiter.
Mehrwert von KIM – was meinen die Ärzte dazu?
„Verbessert die Patientensicherheit.“ „Nachhaltigkeit wird vorangetrieben.“ „Personalkosten sowie Zeit werden eingespart.“ „Der Arztbrief vom Kollegen ist bereits vor dem Patienten auf meinem PC, was eine bessere Vorbereitung und eine schnelle Therapie fördert.“ „Wichtige Informationen gehen nicht mehr auf dem Übertragungsweg verloren.“
Quelle: „Stimmen und Beispiele aus der Praxis“, www.gematik.de/anwendungen/kim
TIM – sichere Echtzeitkommunikation für das Gesundheitswesen
Der Messenger der Telematik soll die einfache und unkomplizierte Kommunikation verbessern. Dieser ist separat zu KIM zu betrachten und stellt eine nützliche Ergänzung dar. Der Vorteil gegenüber anderen Kurznachrichten-Diensten ist die Implementierung in die TI, was einen sicheren und schnellen Informationsaustausch ermöglicht. TIM befindet sich aktuell noch in der Testphase, wobei das sektorübergreifende Versenden von Kurznachrichten bereits möglich ist. Der Dienst eignet sich auch zur internen Kommunikation von größeren Gesundheitsbereichen wie dem Klinikpersonal. Patienteninformationen zum Schichtwechsel sind so datenschutzkonform und schnell übertragbar. TIM ist von unterwegs mittels Smartphone oder in den Räumlichkeiten mithilfe einer Desktopanwendung nutzbar.
Wie funktioniert der sektorübergreifende Kontakt?
Wie bei KIM kann zur Kontaktaufnahme auf das bundeseinheitliche Adressbuch zurückgegriffen werden. Alle registrierten Nutzer sind darin aufgelistet. TIM soll den Kontakt zwischen Arzt und Apotheke oder anderen Leistungserbringern vereinfachen sowie schnell und sicher gestalten. Der TI-Messenger dient neben dem Standard-Kommunikationstool KIM intern oder extern zur flüchtigen Interaktion. Beispielsweise für kurze Rückfragen, Dienstplan-Absprachen, den allgemeinen organisatorischen Austausch oder für eilige Informationen. Natürlich können Ärzte auch Rückfragen zu Arzneimitteln oder Lieferengpässen bei einer Apotheke erfragen. Leistungserbringer sind nicht verpflichtet, TIM anzubieten, wobei der Mehrwert im digitalen Zeitalter in den kommenden Jahren leicht zu erkennen ist. Die Nachrichten werden Ende-zu-Ende-verschlüsselt übertragen und funktionieren auf Basis eines Matrix-Protokolls.
Ausblick
Für die kommenden zwei Jahre ist im Bereich TIM einige Weiterentwicklung geplant. Dazu gehören ein Nachrichtenaustausch zwischen Apotheke und Versicherten bzw. zwischen Versicherten und Krankenkasse, die Weiterleitung des E-Rezept-Token sowie eine Videochatfunktion zwischen dem Versicherten und dem Leistungserbringer. Zunächst soll die Verbindung zwischen Leistungserbringern oder solchen Institutionen hergestellt werden.
Die Etablierung des E-Rezeptes wird auch die Nutzung sicherer Nachrichtendienste weiter voranbringen. Eine positive Kommunikation nach außen und untereinander ist dabei nicht zu vernachlässigen, denn nur, wenn alle Institutionen der Gesundheitsbranche zusammenarbeiten, können übergreifende digitale Lösungen die Zukunft sein. Die schnelle und sichere Kommunikation wird an Stellenwert demnach stetig weiter zunehmen. |
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