Arzneimittel und Therapie

Zapnometinib gegen Hantaviren

MAK-Proteinkinase-Hemmer erhält Orphan-Drug-Status in den USA

mab | Das Frühjahr steht an: und damit häufig ein Frühjahrsputz, auch im Keller. Bei manch einem endet so eine Putzaktion in einer Hantavirus-Infektion, da beim Fegen infektiöse Staubaerosole aufgewirbelt werden. Bisher konnte lediglich symptomatisch therapiert werden. Das könnte sich möglicherweise ändern: In den USA hat Zapnometinib den Orphan-Drug-Status in der Indikation Behandlung der Hantavirus-­Infektion erhalten.

Hantaviren sind einzelsträngige RNA-Viren. Weltweit existieren verschiedene Virus-Typen, die auch unterschiedliche kleine Säugetiere als Reservoir nutzen. So bevorzugen beispielsweise die in Deutschland vorherrschende Hantaviren vom Typ Puumalavirus die Rötelmaus (Myodes glareolus) bzw. vom Typ Dobrava-Belgrad Virus Typ Kurkino die Brandmaus (Apodemus agrarius) als Wirtsreservoir. Über Speichel, Urin und Kot der Nagetiere aus­geschieden bleiben die Viren auch in getrocknetem Zustand infektiös. Der Mensch infiziert sich meist, indem er virushaltige Aerosole, zum Beispiel in Form von Staub, einatmet oder verletzte Haut mit kontaminiertem Material (Staub, Exkremente) in Berührung kommt. Aber auch Bisse oder kontaminierte Lebensmittel können eine Hanta­virus-Infektion zur Folge haben.

Schwerwiegende Erkrankungen

Beim Großteil der Betroffenen verläuft die Infektion asymptomatisch, die Dunkelziffer ist entsprechend groß. Bei weltweit etwa 30.000 Personen pro Jahr sind jedoch schwerwiegende, teils tödliche Verläufe die Folge, die meist in zwei Hauptkategorien untergliedert werden. Das hämorrhagische Fieber mit renalem Syndrom (HFRS) wird durch die in Asien und Europa beheimateten Hantavirus-Spezies ausgelöst. Dagegen verursachen Virusstämme aus Amerika das Hantavirus-induzierte (kardio-)pulmonale Syndrom (HPS bzw. HCPS). Beide Erkrankungsbilder können schwere Lungenprobleme, hämorrhagisches Fieber und Nierenversagen hervorrufen, die in 1 bis 15% (HFRS) bzw. 35 bis 50% (HPS) tödlich enden. Therapiert werden kann aktuell nur symptomatisch, ein Impfstoff oder eine antivirale Therapie existieren nicht.

Foto: Eric Isselée/AdobeStock

Duales Wirkprinzip

Das könnte sich künftig ändern. In den USA hat die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) Zapnometinib (Atriva Therapeutics) den Orphan-Drug-Status für die Behandlung der Hantavirus-Infektion verliehen. Der Orphan-Drug-Status schafft für Unternehmen beispielsweise durch Steuervorteile, einen Gebührenerlass oder exklusive Vermarktungsrechte in den USA einen finanziellen Anreiz, Behandlungsoptionen für seltene Erkrankungen wie die Hantavirus-Infektion zu entwickeln. Das auch an anderen RNA-Viren (u. a. SARS-CoV-2, Influenza) untersuchte Zapnometinib stört als Proteinkinaseinhibitor die Virusreplikation. Target ist die für den Ras/Raf/MAPK-Signalweg wichtige Proteinkinase MAK (Mitogen-aktivierte Proteinkinase-Kinase). Durch die Hemmung des Enzyms werden weniger funktionale Viruspartikel gebildet, die Viruslast sinkt. Gleichzeitig wird aber auch die körpereigene Immunantwort moduliert, indem die Genexpression verschiedener Zytokine wie TNF-Alpha, Interleukin-1 etc. heruntergefahren wird. Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil des oral eingenommenen Wirkstoffs wurden bereits in einer Phase-I-Studie nachgewiesen. Aktuell laufen zudem Phase-II/III-Studien mit Zapnometinib zur Behandlung von COVID-19-­Erkrankungen und Influenza. |

Literatur

Atriva Therapeutics receives U.S. FDA Orphan Drug Designation for Zapnometinib to treat Hantavirus Infections, Pressemitteilung von Atriva Therapeutics, 10. Januar 2022

Hantavirus-Erkrankung. Informationen des Robert Koch-Instituts (RKI), www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Hantaviren.html;jsessionid=D7169D45B63A6860C64D12337CD5BC66.internet052#doc2397634bodyText1, Abruf am 19. Januar 2022

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