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Pandemie Spezial
Corona-Ticker
Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze
Sprühen gegen Lungenschäden
Fehlgeleitete Makrophagen sind der Grund für das erhöhte Entzündungsvorkommen und den daraus resultierenden dauerhaften Lungenschäden bei schwer erkrankten COVID-19-Patienten. Das Start-up-Unternehmen „rnatics“ der Technischen Universität München (TUM) hat es sich auf die Fahne geschrieben, gegen diese fehlgeleiteten Immunzellen vorzugehen. Das Ergebnis der Forschung: RCS-21, ein zuckergekoppelter Oligonukleotid-Inhibitor, der über die Atemwege eingesprüht gezielt an die Immunzellen der Alveolen bindet und dort ein bestimmtes micro-RNA-Molekül hemmt. Im Mausversuch konnte RCS-21 schon überzeugen, indem es Entzündungen und Fibrosen reduziert hat und in Folge die Lungenfunktion verbesserte. Da der Wirkstoff nicht das Virus, sondern die Immunzellen beeinflusst, geht man davon aus, dass er auch bei Varianten von SARS-CoV-2 wirkt. Das Unternehmen plant, die präklinischen toxikologischen Untersuchungen im dritten Quartal 2022 abzuschließen und etwa in einem Jahr mit den klinischen Studien zu beginnen. Auch das Bundesforschungsministerium (BMBF) sieht in RCS-21 einen vielversprechenden Kandidat zur Therapie von COVID-19-Erkrankungen und fördert deshalb die klinischen Studien mit knapp sieben Millionen Euro [Pressemitteilung der TUM, 13. Januar 2022].
Nocebo-Effekt nach Impfung nicht unterschätzen!
Fieber, Kopfschmerzen und Müdigkeit: Dass diese Nebenwirkungen nicht zwangsläufig von einer vorangegangenen Impfung rühren müssen, sondern oft ein Nocebo-Effekt nach einer Immunisierung gegen COVID-19 sind, zeigt die Auswertung eines aktuellen Reviews mit Metaanalyse, die in der Fachzeitschrift „JAMA Network“ veröffentlicht wurde. Für die Bewertung wurden zwölf Publikationen zu randomisierten kontrollierten COVID-19-Impfstoff-Studien aus Pubmed und dem Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL) entnommen, die 45.380 Probanden einschlossen. 22.578 davon hatten ein Placebo injiziert bekommen. Zwar berichteten insgesamt mehr Patienten in der Verum-Gruppe von mindestens einer systemischen Nebenwirkung (46,3% nach der ersten Dosis, 61,4% nach der zweiten Dosis). Allerdings verspürten auch in den Placebo-Armen 35,2% der Probanden nach der ersten Dosis sowie 31,8% der Probanden nach der zweiten Dosis mindestens einen systemischen Nebeneffekt. Am häufigsten wurden Kopfschmerzen und Müdigkeit genannt. Aus den ermittelten Zahlen lässt sich den Studienautoren zufolge eine Nocebo-Rate von 76% der berichteten systemischen Nebenwirkungen nach der ersten Dosis, sowie eine Nocebo-Rate von 51,8% nach der zweiten Dosis ermitteln [Haas JW et al. JAMA Network 2022. doi:10.1001/jamanetworkopen.2021.43955].
Schnelltests in der Kritik
Die Kritik an der Aussagekraft von Schnelltests nimmt kein Ende. Zuletzt waren die Ergebnisse eines von dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) beauftragten systematischen Reviews mit Metaanalyse veröffentlicht worden. In dieser waren die Sensitivität und Spezifität von Antigen-Schnelltests bei Kindern untersucht worden, die in vielen Bundesländern in Schulen und Kindergärten eingesetzt werden. Bei den 17 ausgewerteten Studien, an denen 6355 Kinder teilgenommen hatten, war die Aussagekraft von acht verschiedene Antigen-Tests mit der eines PCR(polymerase chain reaction)-Tests verglichen worden. Es zeigte sich, dass durchschnittlich 35,8% der Antigen-Tests ein falsch negatives Ergebnis zeigten (Sensitivität 64,2%). Die durchschnittliche Spezifität betrug 99,1%. In einem weiteren Schritt wurde unterschieden, ob die Kinder zum Testzeitpunkt Symptome gezeigt hatten oder nicht: Die Sensitivität bei den symptomatischen Kindern lag dann bei 71,8% (56,2% ohne Symptome), die Spezifität bei 98,7% (98,6% ohne Symptome). Zwischenzeitlich bestand zudem der Verdacht, dass Antigentests die Omikron-Variante aufgrund ihrer hohen Anzahl an Mutationen auf der Oberfläche nicht zuverlässig detektieren könnten. Dieser Fragestellung sind amerikanische Wissenschaftler nachgegangen, die den BinaxNOW-Test der Firma Abbott (entspricht dem in Deutschland angebotenen Test „Panbio“) untersucht haben und ihre Ergebnisse im Preprint veröffentlicht haben. Parallel wurde bei allen Probanden ein PCR-Test durchgeführt, der bei 40,5% positiv ausfiel. Der Großteil der Infektionen fiel auf die Omikron-Variante (98,5%). Es zeigte sich, dass insbesondere bei einer hohen Viruslast mit Ct-Werten („cycle treshhold“ = Anzahl der durchgeführten Vermehrungszyklen beim PCR-Test, um das Erbgut des Virus detektieren zu können) unter 30 die Antigentests eine Omikron-Infektion mit einer Sensitivität von 95,2% relativ sicher nachweisen können. Bei niedrigerer Viruslast sank jedoch auch die Aussagekraft der Tests (Ct über30: 82,1% Sensitivität bzw. 65,2% ohne Ct-Grenzwert). Aktuell evaluiert das Paul-Ehrlich-Institut eine Liste mit Schnelltests, die eine Omikron-Infektion sicher nachweisen können. Mit ersten Ergebnissen ist Mitte Februar zu rechnen [Fujita-Rohwerder N et al. BMJ Evidence 2022. doi: 10.1136/bmjebm-2021-111828 und Schrom J et al. MedRxiv 2022. doi: 10.1101/2022.01.08.22268954].
Inzidenz für Typ-1-Diabetes steigt um 15%
Schon lange wird vermutet, dass Virusinfektionen ein Trigger für die Entstehung eines Typ-1-Diabetes sein könnten. Dass das auch bei SARS-CoV-2 der Fall sein könnte, zeigt sich nun. Bei einer Untersuchung war die Anzahl der Typ-1-Diabetes-Neuerkrankungen im Zeitraum Januar 2020 bis Juni 2021 mit der Anzahl der Neuerkrankungen in den Jahren 2011 bis 2019 verglichen worden. Insgesamt waren in den eineinhalb Jahren 5162 Typ-1-Diabetes-Diagnosen gestellt worden. Dies entsprach im Vergleich zur erwarteten Inzidenz einer signifikanten Zunahme von 15% (24,4 Fälle pro 100.000 Patientenjahre versus 21,2 Fälle pro 100.000 Patientenjahre). Nach Monaten gestaffelt zeigte sich zudem, dass jeweils etwa drei Monate nach dem Hoch einer Corona-Welle ein starker Anstieg an Typ-1-Diabetes-Neuerkrankungen zu verzeichnen war (zum Teil bis zu 50%). Da bei der Analyse keine ausreichend validen Daten zu einer COVID-19-Infektion im Zeitraum vor der Manifestation des Typ-1-Diabetes zur Verfügung standen, ist die genaue Ursache für den Anstieg der Neuerkrankungen unklar und muss nun weiter untersucht werden [Pressemitteilung der Justus-Liebig Universität Giessen, 21. Januar 2022].
Persistierende Viren bei Long-COVID?
Bislang ging man davon aus, dass verbleibende virale Antigene oder RNA von SARS-CoV-2 für die Entwicklung eines Long-COVID-Syndroms verantwortlich sein könnten. Dass sich möglicherweise aber noch replikationsfähige Viren in betroffenen Patienten befinden könnten, zeigen neueste Untersuchungen. Dazu wurden mindestens zwei speziell trainierte Hunde auf die Achselschweißproben von 45 Long-COVID-Patienten und 188 asymptomatischen COVID-19-negativen Kontrollpersonen angesetzt. Bereits früh zu Beginn der Pandemie hatte sich gezeigt, dass diese Hunde spezifisch flüchtige organische Verbindungen bei SARS-CoV-2-Infizierten erschnüffeln können. Und tatsächlich: Auch wenn die COVID-19-Erkrankung bei allen Long-COVID-Teilnehmern schon mehr als 15,2 Monate zurücklag, so schlugen die Hunde dennoch bei 51% dieser Proben an (im Vergleich: 0% bei den Kontrollpersonen) [Grandjean D et al. MedRxiv 2022. doi: /10.1101/2022.01.11.21268036 ]. |
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